Politiker-Derby

Einakter zum Thema Bahnhof

von  Dart

Lehrerin:
So, Kinder, dann zu den Hausaufgaben. Max, wo sind deine?

Max:
Nun, da gibt es nichts drum herum zu reden, es wurden leider in letzter Zeit einige Dinge vernachlässigt, die nun zum Tragen kommen.

Lehrerin:
Wo sind deine Hausaufgaben?

Hans:
Ach, was gibt es denn da noch zu fragen? Es ist doch offensichtlich, dass auf ihrer Seite nichts getan wurde, um solche Schlampereien zu verhindern.

Lehrerin:
Was, von meiner Seite?

Hans:
Natürlich, mit ihrer ewig verspäteten Kontrolle musste es ja zu diesem Versäumnis kommen. Und nun versuchen sie sich auf billigste Art und Weise aus der Affäre zu ziehen, was natürlich wieder der einfache Mann ausbaden muss.

Lehrerin:
Ich will doch nur eure Hausaufgaben kontrollieren und Max hat seine offensichtlich nicht gemacht!

Max:
Das ist doch nur Gerede! Selbstverständlich sind wir unseren Verpflichtungen gemäß den Vereinbarungen nachgekommen. Die Opposition versucht doch nur mal wieder, uns in ein schlechtes Licht zu rücken.

Hans:
Totaler Unfug. Nur weil ihre unsozialen Aktionen schief gegangen sind, wollen sie wieder alles auf die unteren Schichten abwälzen.

Lehrerin:
Ich will jetzt eure Hausaufgaben sehen!

Max:
Was heißt denn hier untere Schichten? Sie sind doch nicht einmal in der Lage ein vernünftiges Integrationsprogramm zu entwickeln.

Hans:
Lenken sie nicht vom Thema ab!

Max:
Wer redet denn von Ablenken? Die jüngste Vergangenheit beweist doch mit den von ihnen aufgestellten, disfunktionalen Modellen, dass sie zu wirklicher Arbeit gar nicht fähig sind!

Lehrerin:
Hast du etwa deine Hausaufgaben auch nicht gemacht, Hans?

Hans:
Also jetzt hören sie doch endlich mal mit ihrer Null-Toleranz-Politik auf!

Lehrerin:
Wie bitte?

Max:
Er hat da ganz Recht, denn mit ihrer verstockten Einstellung widersprechen sie ganz klar der freien demokratischen Grundordnung!

Lehrerin:
Wir sind hier in der Schule – was soll das mit Demokratie zu tun haben?

Max:
Da, sie sprechen offen aus, dass sie dem Volkswillen nicht die nötige Beachtung schenken wollen.

Lehrerin:
Habe ich irgendwas verpasst oder was ist hier los?

Hans:
Also wer sich mit solchen Fragen beschäftigt, der hat doch eindeutig den Schuss nicht gehört!

Max:
Ja – wir müssen mehr Demokratie wagen! Ihre rückständigen Vorstellungen einer modernen Gesellschaft wird uns nicht nur innenpolitisch, sondern auch außenpolitisch in ein eindeutig falsches Licht stellen!

Lehrerin:
Was denn für eine Außenpolitik?

Max:
Es führt kein Weg daran vorbei, wir stellen hiermit die Vertrauensfrage!

Lehrerin:
Vertrauensfrage? Wollt ihr etwa eure Lehrerin abwählen? Das geht nicht!

Hans:
Nur in ihrer Vorstellung, meine Liebe. Um ihnen jedoch das peinliche Verfahren einer Amtsenthebung zu ersparen, geben wir ihnen die Möglichkeit für einen freiwilligen Rücktritt.

Lehrerin:
Euch ist schon klar, dass ihr da kompletten Unsinn redet, oder?

Direktor:
Hallihallo, was ist denn hier los?

Lehrerin:
Gut, dass sie kommen. Diese zwei Schüler haben…

Klara:
Das ist ja unerhört, dass sie nur diese zwei als Verursacher dieser Katastrophe bezeichnen. Dabei liegt der Fehler doch ganz klar bei der herrschenden Parlamentsdiktatur!

Max:
Wie können sie es wagen?

Direktor:
Läuft der Mathematikunterricht bei ihnen immer so ab?

Lehrerin:
Nein, das ist mir auch neu. Ich weiß gar nicht so recht, wie ich reagieren soll. Davon stand nichts in der Broschüre.

Johann:
Das beweist doch wieder mal die Unfähigkeit der aktuellen Koalition.

Klara:
Wir müssen einen offenen Dialog aller involvierten Parteien finden, denn nur so sind wir in der Lage zu einem, für alle Beteiligten zufrieden stellenden Einklang zu kommen, der auch sie sozial schwächer Gestellten nicht vernachlässigt.

Lehrerin:
Ich glaube allmählich, dass die alle ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben.

Max:
Was heißt denn hier offener Dialog? Mehr als Reden ist doch dabei noch nie herausgekommen! Handel ist die Devise, Handeln!

Lehrerin:
Was heißt hier Handeln? Ihr habt doch alle nichts gemacht!

Hans:
Sind sie sich denn ihrer Position gar nicht bewusst? Mit ihren Wortverdrehereien bringen sie doch keinerlei neue Aspekte in die Angelegenheit, im Gegenteil – sie schreiten evolutionär rückgerichtet voran!

Klara:
Wir brauchen einen Dialog!

Hans:
Genau genommen lenken sie doch nur von den wirklich wichtigen Themen ab.

Lehrerin:
Welche wichtigen Themen?

Direktor:
Eventuell der Unterricht?

Klara:
Der Dialog!

Max:
Der Atomausstieg!

Lehrerin:
Ihr solltet euch mit den binomischen Formeln beschäftigen, nicht mit Physik.

Klara:
Der Dialog!

Lehrerin:
Oder Theater.

Direktor:
Also ich finde das komisch.

Johann:
Ja ja, der Unterricht schafft sich ab.


Anmerkung von Dart:

Mein Beitrag zur politischen Willensbildung oder für die Sarrazin-Debatte oder Tapete mit Rosenkohlgeschmack.
Ich mag übrigens keinen Rosenkohl. Aber Frösche. Frösche mag ich. Die helfen aber leider nicht bei dem sich bildenden Politikerwollen.

Schade eigentlich... :/

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Kommentare zu diesem Text


 BrigitteG (08.09.10)
Den Abschluss finde ich etwas schwach, der Rest ist Klasse!!
Lehmfigur (46) meinte dazu am 09.09.10:
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 Dart antwortete darauf am 09.09.10:
Das würde ja bedeuten, dass es so etwas wie ein Ende gäbe...

 BrigitteG schrieb daraufhin am 09.09.10:
Ich fände es schon besser, wenn einfach die letzte Zeile von Johann nicht da wäre - oder stattdessen der Spruch "Das ist nicht komisch" oder... ach verdorri, ich bin nicht die Autorin, ist nicht mein Bier *entspanntzurücklehn*

 Dart äußerte darauf am 10.09.10:
Das würde meiner Anmerkung zuwiderlaufen.
Lehmfigur (46) ergänzte dazu am 10.09.10:
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