Per te.

Kurzgeschichte

von  Unbegabt

Es ist einer warmer Sommertag, eine leichten Brise weht, der Himmel ist azurblau und ohne eine einzige Wolke. Der perfekte Sommertag.
Ich habe mein weißes Leinenkleid an, meine Haare werden durch ein rotes Band zusammen gehalten, die Füße stecken in schwarzen Riemchensandalen. Meine Sonntagskleider.
Ich bin aufgeregt, denn heute ist weder Sonntag, noch irgendein anderer festlicher Tag. Daddy hat zu mir gesagt, er hat eine Überraschung für mich. Mit tapsigen Schritten laufe ich die lange Wendeltreppe in unserem Haus hinunter, strauchele – und lande sicher in den Armen meines Vaters.
„Immer langsam Prinzessin.“, lacht er und ich schmiege mich an ihn, vergrabe mein Gesicht in seinem Hemd.
Es riecht nach Tee und Sonne.
„Was ist das für eine Überraschung, Dada?“, frage ich, während er mich sachte zur Tür schiebt.
„Wart's ab, Prinzessin.“
Ich bin ungeduldig, weiß aber, wie sehr es ihn stört, wenn ich quängelig werde. Er greift nach meiner Hand, mit der ich grade einmal um zwei seiner Finger greifen kann, so wir gehen den gepflasterten Weg zu unserem Gartentor hinauf. Unser roter, alter VW-Bus steht schon davor geparkt und er bedeutet mir einzusteigen.
Wir fahren los, es ist, mit Kinderaugen, eine lange Fahrt. Zwischendurch schlafe ich dreimal ein, aber immer wenn ich verschlafen blinzele, sehe ich seine, mit Lachfalten umrandeten Augen, die mich im Rückspiegel anlächeln.
Die Landschaft, die an meinen Augen vorbei zieht, wird immer grüner. Der Anblick gefällt mir, aber ich frage mich, was hier für eine Überraschung sein könnte; ein neues Kleid, oder Schuhe wohl kaum.
Nach einiger Zeit hält er an, steigt aus und lässt mich aussteigen. Vor uns ist nichts weiter als ein schmaler Weg, der Bald hinter einem Grashügel verschwindet.
„Wir sind fast da. Komm.“
Die Luft hier riecht anders, aber ich weiß nicht, was genau anders an ihr ist. So etwas habe ich noch nie gerochen. Er geht los und ich muss fast laufen um mit ihm mitzuhalten; für jeden seiner Schritte brauche ich drei. Der Boden unter unseren Füßen wird immer sandiger und schon bald mache ich mir einen Spaß daraus von einem seiner Fußabdrücke in der nächsten zu springen. Bald läuft er rückwärts und sieht mir dabei zu und lacht sein Sonnenlachen. Meine Wangen sind gerötet und einzelnen Haarsträhnen haben sich aus dem Zopf gelöst und wehen mir ums Gesicht.
Wir sind vor dem Grashügel angekommen.
„Schließ die Augen. Und nicht schummeln!“, flüstert er und mein Herz klopft wild in meiner Brust. Mit der einen Hand führt er mich, mit der anderen hält er mir die Augen zu. Wir gehen einige Meter, ich spüre den Sand in meinen Sandalen. Ich bin verwirrt, sowas habe ich noch nicht gefühlt,. Ich kenne Kopfsteinpflaster, rau und unnachgiebig, kühles, kitzelndes Gras, Kies, Erde, und auch Sand, aber das hier fühlt sich an, als würde ich auf Mehl laufen. Dann höre ich pein Plätschern, Wind rauscht in meinen Ohren und da ist wieder dieser Geruch. Irgendwie salzig.
„Pass jetzt gut auf Prinzessin. Mach die Augen auf.“, murmelte mein Vater mit erstickter Stimme und nimmt seine Hand von meinen Augen.


Anmerkung von Unbegabt:

per te [it.] = für dich.

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Kommentare zu diesem Text

Innocentia (18)
(18.11.10)
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 Unbegabt meinte dazu am 18.11.10:
danke. so solls sein (:
Schnoran (30)
(15.12.10)
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