Zeitvertreib

Text zum Thema Sterben

von  Erdbeerkeks

Wir standen schon immer irgendwie auf der Kippe. Existenzialisierten am Rande des Machbaren und Schmerzlichen.
Selbst morgens im Winter war es gefährlich, wenn die Straßen dunkel und die Seelen leer (oder andersrum) waren. Nicht die Liebe macht blind, sondern die Nacht und ihre tröstlich tropfenden Klischeearme.
Weiß nicht mehr, wo zuhause ist, denn deine Arme sind gegipst.
Sie riecht nach Formaldehyd und Staub. Der widerlich süße Gestank des Todes.
Kleine Kinder rennen nah vor Bussen über Sollbruchlinien in Kokainweiß und glauben immer noch an ihr verfluchtes Glück. Doch Darling, sie erwischen dich, so wie sie damals mich erwischten und mir mit schweren Schmeicheleien den Rücken brachen. Alles, was ich tun kann, ist Stickstoffweinen.
Bring mich nicht in Verlegenheit aufrecht zu stehen und die Knoten in meiner Zunge zu lösen. Wahrheit und Sehnsucht zerraspeln meine Lippen. Küss mich, Madame Noir.
Wir wetteifern. Es frisst sich mir von innen nach außen und meine Haut blasst in ihrer Krankheit. Ihre Wolkenhaare umflattern ihre Quecksilberaugen, meine Lippen blutrot von Verdrängungsbissen. Stolpre über Bordsteinkanten, zerfließe über Abflussgittern, greife nach rutschigen Händen, die nicht halten wollen und ich schwanke.
Madame Noir öffnet in ihrem unendlichen Mitleid ihre Arme und streckt ihre Straßenlichtfinger nach mir aus. Erstick mich in deinem Griff und setz mich in den Himmel. Lass uns unsterblich sein, Madame Noir.
Denn jedes Schwarz-Weiß braucht auch ein bisschen Farbe.
Und jedes Leben braucht auch ein wenig verspätete Reue.


Anmerkung von Erdbeerkeks:

Metaphern über Metaphern.






Damals dachte ich so an ersten Schnee.

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Kommentare zu diesem Text


 SunnySchwanbeck (27.10.10)
du weißt was ich denke, fühle, sagen will.
du bist großartig, und honey, das war nie gelogen.
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