Körperlos und doch zugegen

Erzählung zum Thema Traum/ Träume

von  Prinky

Ich habe eine wunderbare Freundin, die mir sehr viel bedeuted, aber viel zu selten bin ich mit ihr allein. Doch als ich mich gestern hinlegte, ahnte ich noch nichts von dieser Nacht, die vieles ändern sollte.
Irgendwann heute Nacht wachte ich auf, und mir war, als hörte ich sie süffisant nach mir rufen. Ich zog mich fast noch schlaftrunken an, und beeilte mich in ihre Nähe zu gelangen. Komisch,
dachte ich, als ihre Haustüre nur angelehnt war, und das um drei Uhr in der Frühe, wenn nicht sogar gefährlich. Hätte nur jemand vorbeikommen müssen, der ganz andere Gedanken hegen würde als ich.
Aber allem Anschein nach war es wohl nicht so.
Die Wohnung schlief, wohl so wie sie. Es war dunkel,
so dunkel, daß die eigene Hand vor den Augen nicht mehr sichtbar war, selbst wenn man sie direkt vor den Augen hin, -und her bewegte.
Ich ging leise zur Treppe, und floß wie ein samtenes Seidentuch die Stufen hinauf. Fast fließend, aber langsam kam ich oben an, und sah, das die Türe zu ihrem Schlafzimmer einen Spalt offenstand.
So nahe war ich ihr schon oft, aber nicht zu dieser Zeit und in dieser Situation.
Sie lag in ihrem großen Bett, allein und dennoch nicht so einsam, wie ich es mir dachte. Ihr Lieblingsteddy lag neben ihr. Trotz ihrer siebenunddreissig Jahre war er ihr wichtig und eigentlich wollte sie ihn ihrem Baby schenken, sollte es einstmals geboren werden, doch dazu kam es noch nicht.
Als ich ihr näher kam, bemerkte ich die Tränen, die aus ihren Augen flossen, und ich wollte sie ihr wegwischen, als sie urplötzlich die Augen aufschlug und sich überraschenderweise nicht erschruk.
Sie sah mich mit ihren rehbraunen Augen an, und ich war im Begriff in ihnen zu versinken. "Hast du mich gehört Micha," flüsterte sie in die dunkele Nacht.
"Hast du mich gehört?"
Ich schaute ihr tief in die Augen und bejahte es mit leicht anziehendem Ton.
Ich setzte mich neben sie und streichelte ihr schwarzes Haar.
Sie atmete etwas schwerer und legte mir ihre linke Hand auf mein Bein. Ich wollte sie fragen, warum ihre Haustüre unten offen stand. Doch bevor es dazu kam, erzählte sie mir, daß sie mich rief, weil sie mich sehen wollte. Und die Haustüre öffnete sie nur, damit ich hineinkam ins Haus, während sie oben auf mich wartete. Mir war das etwas schleierhaft, aber ok, wichtig war mit in diesem Moment nur die Tatasache, daß ich ihr so wunderbar nahe war.

Und obwohl ich nun alles erwartete, schlief sie ein. Ihre Hand glitt von meinem Bein, und ich deckte sie wieder zu. Dann legte ich die Rose, die ich mitgebracht hatte, auf ihre Bettdecke und verließ den Raum.
Schweren Herzens verließ ich ihr Haus, und schloss die Haustüre feste zu.
Auf dem Wege nach Hause überkam mich das Gefühl einer völligen Unnatürlichkeit. Selbst die Straße verschwamm vor meinen Augen. Eigenartigerweise erinnerte ich mich an sonst nichts mehr.
Und als ich am nächsten Morgen wach wurde, kam mir alles geschehene nur wie ein vager und unnatürlicher Traum vor.
Und alles schien vergessen, als sie mich heute morgen wieder anrief und mich zum Kino einlud.
Wir trafen uns im Foyer darunter und unterhielten uns bei einem guten Milchcafe. Ich meinte so nebenbei, daß ich ihr gerne ein Sträuschen mitgebracht hätte. Ach, , meinte sie, das wäre sicher sehr lieb gewesen, doch sie hätte vor kurzem doch von ihrem Mann welche bekommen.
Er wäre vor zwei Tagen morgens sehr früh von einer Geschäftsreise nach Hause gekommen, und hätte ihr, wie süß, eine Rose aufs Bett gelegt.
Doch als sie ihn beim späteren gemeinsamen Frühstück daraufhin ansprach, verneinte er dies, und meinte nur spöttisch, sie wäre wohl von einem Liebhaber vergessen worden.
Sie, und ein Liebhaber...haha...er wäre sicher nur einfach zu sehr Macho, als zu dieser kitschigen, bzw. romantischen Ader wie auch Aktion zu stehen.
Aber es wäre schließlich nicht wichtig das er es zugeben würde. Wichtig wäre nur die Aktion an sich.
Ich schluckte, und erinnerte mich an jede Faser meines Traumes. Eines Traumes? Ich war mir nicht mehr sicher, aber ich erzählte ihr nichts davon.
Was sollte es auch bringen, wo sie doch so verliebt war.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

naik (33)
(06.11.10)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Prinky meinte dazu am 06.11.10:
Das ist es, du hast ja sooo recht.
Aber Träume können auch wirklich nur Träume sein.
Micha
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram