Szene 4: Runter kommen sie immer

Einakter zum Thema Reisen

von  Dart

[Die Bühne wie Szene 2. Die Stewardess und der Steward stehen vorne für eine Ansage.]

Stewardess:
Hallo, liebe Passagiere, leider haben wir uns ein wenig verflogen, doch unser Pilot ist der Meinung, dass wir dennoch bis Moskau kommen in einem Ritt kommen könnten. Das geht jedoch nur, wenn wir ein wenig Ballast abwerfen, damit wir weniger Treibstoff verbrauchen. Ich bitte sie daher, alles, was sie an unnötigem Gepäck haben zu sammeln, damit wir es dann fachgerecht abwerfen können.

Russischer Passagier:
Smert Shpionam?

Stewardess:
Das ist ja ekelhaft!

Anderer Russischer Passagier:
Glasnost?

Stewardess:
Was hat er gesagt?

Dame:
Er hat gefragt, warum wir nicht einfach zwischenlanden und dann tanken.

Stewardess:
Haben sie noch alle den Start im Kopf?
[Alle Passagiere nicken.]
Möchten sie so etwas noch einmal mit diesem Flugzeug erleben?
[Alle Passagiere schütteln den Kopf.]
Der Pilot auch nicht, also landen wir erst in Moskau…oder wir fallen zwischendurch runter.

Mann:
Aber wir haben doch gar kein unnötiges Gepäck!

Ahorn:
Werfen sie doch einfach alle ihre wahnwitzigen Kofferbomben ab!
[Alle schauen Ahorn entgeistert an.]

Älterer Herr:
Das geht aber nicht!

Ahorn:
Wieso sollte das nicht gehen? Klappe auf, Koffer raus, Klappe zu.

Rummelsburg;
Er meint damit, dass wenn wir alle Kofferbomben abwerfen, keine Bombe mehr an Bord ist. Ergo steigt die Wahrscheinlichkeit dafür, dass sich eine Bombe an Bord befindet.

Dame:
Es ist eine Bombe an Bord!
[Panik unter den anderen Passagieren.]

Stewardess:
Ruhe! Beruhigen sie sich doch!

Rummelsburg:
[Er steht auf.]
Ich weiß, wie wir das Problem lösen können.
[Die Passagiere beruhigen sich langsam.]
Wir behalten eine Bombe einfach hier, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine weitere Bombe an Bord befindet, nach wie vor sehr gering.
[Zustimmendes Gemurmel bei den Passagieren.]
Dann machen wir das so.

Stewardess:
Dann bitte ich sie jetzt, ihre Kofferbomben in den Gang zu stellen, damit mein Kollege und ich sie abwerfen können.
[Die Passagiere fangen an, von überall her Koffer in den Gang zu stellen, die der Steward und die Stewardess nach und nach wegtragen. Es dauert.]

Rummelsburg:
Sehen sie, wie toll das hier funktioniert? Trotz dessen, dass wir uns verflogen haben, kommen wir weiter ohne weiter unterbrochen zu werden.

Ahorn:
Der Flug dauert dafür aber auch doppelt so lange! Das einzige, was ich dem abgewinnen kann ist, dass wegen diesem Kofferabwurf wenigstens nur noch eine dieser Höllenmaschinen an Bord ist.

Rummelsburg:
Sie meinen meine Kofferbombe?

Ahorn:
Ja, aber die ist mir trotzdem noch zu viel.

Rummelsburg:
Ganz im Vertrauen, ich habe nur die halbe Wahrheit gesagt. Das hier ist gar keine Kofferbombe.

Ahorn:
Das ist keine Bombe?

Rummelsburg:
Doch doch, ich meinte auch eher, dass es eine Aktentaschenbombe ist. Ich mag nur das Wort Aktentaschenbombe nicht, daher habe ich Kofferbombe gesagt.

Ahorn:
Aber das ändert doch gar nichts an der Tatsache, dass eine Bombe an Bord ist!

Rummelsburg:
Doch – nämlich wo, wo die Bombe drin ist. Hätte ich sie zum Beispiel in einen Metallkoffer gesteckt, käme bei einer Explosion zusätzlich die Splitterwirkung dazu zu der Sprengkraft. Bei einer Lederaktentasche nicht.

Ahorn:
Ich glaube nicht, dass das in zehntausend Metern Höhe wirklich von Bedeutung ist!
[Die Stewardess springt plötzlich vor ein Fenster im Hintergrund.]

Stewardess:
Oh Gott – die Tragfläche!!
[Panik unter den Passagieren, die Stewardess fängt laut an zu lachen.]
Entschuldigung, aber das wollt eich immer schon mal machen.
[Es kehrt schlagartig wieder Ruhe ein.]

Älterer Herr:
Na dann ist das ja okay.

Ahorn:
Okay? Ich habe mich fast zu Tode erschrocken!

Mann:
Ja, aber nur fast!

Russischer Passagier:
Duma!

Dame:
Jetzt hat die gute Dame es halt mal getan und wir hatten ja doch etwas Spaß dabei, oder?
[Alle Passagiere, außer Ahorn, nicken.]

Ahorn:
Ich will raus aus diesem Flugzeug!

Rummelsburg:
Sie können aussteigen wann immer sie wollen. Doch ich muss ihnen sagen, dass in unserer Höhe noch nie jemand zurück gekommen ist.

Ahorn:
Ist ihnen das etwa schon mal passiert?

Rummelsburg:
Ja, einmal hatte ich eine Fußballmannschaft geflogen und die fingen an, in der Maschine Fußball zu spielen. Doch weil das Gekicke genervt hat, habe ich halt den Co-Pilot hingeschickt, der ihnen gesagt hat, dass sie draußen weiter spielen sollen. Ich habe von denen nie wieder was gehört…

Ahorn:
Warum sollte man in einem Flugzeug Fußball spielen?

Rummelsburg:
Wir hatten einen Fußballplatz dabei.

Ahorn:
Fußballplatz?

Rummelsburg:
Es war ein großes Flugzeug.

Ahorn:
Wie groß?

Rummelsburg:
Genau weiß ich das nicht mehr, aber nachdem die Fußballer draußen waren, hörte ich plötzlich so ein Brummen aus dem Heck, das ich nicht einordnen konnte. Also sagte ich zu meinem Co-Piloten, dass er sich mal sein Fahrrad schnappen und nachsehen soll. Nach etwa zwei Stunden kam er dann wieder und sagte, dass ich ein tolles Gehör hätte.

Ahorn:
Wieso?

Rummelsburg:
Da hatte doch tatsächlich jemand vergessen, das Fenster auf dem hinteren Klo zuzumachen und das Licht war auch noch an! Da ist dann halt ein A320 reingeflogen und flog immer wieder um die Deckenleuchte, weil er den Weg nicht raus fand. Hach ja, das war damals ein schöner Flug. Da konnte ich wirklich sagen: I have a nice Flight.


Anmerkung von Dart:

Das letzte ist eher ein Witz, denn ernst gemeint ;)

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