unbetitelt

Gedicht zum Thema Existenz

von  Ephemere

Eine leere Straße bin ich:
Man läuft mich gelegentlich entlang
Um, von irgendwoher kommend, bald
Nach dem andern irgendwo zu streben

Eine Fensterscheibe bin ich:
Menschen starrn gebannt durch mich hindurch
Sonnenstrahlen brechen sich in mir
Malen Muster morgendlich an Wände

Eine Sanduhr bin ich sicher:
Leben fließt gemessen in mir fort
Fällt, mich wandelnd, durch das Nadelöhr
Bildet im Verrinnen kleine Hügel

Errät die Straße je, wohin sie führt?
Die Scheibe, lichtdurchflutet, kann nicht sehen
Noch bleibt der Sanduhr eine Wahl, zu streuen
Ohne zu steuern folge ich dem Fluss.


Anmerkung von Ephemere:

überarbeitete Fassung, Juni 2017

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Kommentare zu diesem Text

Jack (33)
(21.12.10)
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 Ephemere meinte dazu am 21.12.10:
...seltsam irgendwie, dass wir in der Welt Transzendenz suchen, während unser "Ich" nichts anderes als permanente, transparente Transzendenz ist...Werden, nie Sein. Und "einfach nICHts" ist stark...das sollte man übrigens auch mal der Post sagen, würde gut in ihre Plakatkampagne passen
Farnaby (41)
(14.08.11)
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 Ephemere antwortete darauf am 15.08.11:
Danke! Wenn man es "existentialistisch" nennt, hat man beide Lesarten versöhnt
tausendschön (33)
(17.08.11)
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 Ephemere schrieb daraufhin am 17.08.11:
Das Ich als Produkt von Passivitäten bzw. Unausweichlichkeiten, Geworfenheiten ist in der Tat die Kernidee des Textes. Und Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen: Es ist ein Ich in diesem Text, das seine Unausweichlichkeiten (oder was es dafür hält) erkennt --- und diese akzeptiert ("bin ich"). Insofern ist es keine Machtlosigkeit im Sinne vor Ergebung...sondern eher ein aktives Annehmen.

"machtlos" ist in dieser Hinsicht also nicht sonderlich gut gewählt...ursprünglich hieß der letzte Satz auch anders: "Ist denn das Ich ein Trugbild nur im Fluss?". Diese rhetorische Frage war mir dann aber zu schulaufsatzmäßig, deswegen hatte ich den Text vor Worpswede relativ spontan geändert. Und so grübele ich nun über ein besseres Adjektiv (oder einen besseren Schlusssatz) nach...

Danke
(Antwort korrigiert am 17.08.2011)

 Ephemere äußerte darauf am 17.08.11:
...vielleicht ist das so jetzt besser eingefangen.
Penitus (38)
(06.09.17)
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 Ephemere ergänzte dazu am 06.09.17:
Nun ja, wenn man sich auf den Marktplatz begibt, muss man die Fliegen hinnehmen. De lege publicandi...
Penitus (38) meinte dazu am 06.09.17:
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