Ludovico Einaudi - Giorni Dispari. // Wortlos.

Text

von  SunnySchwanbeck

Irgendwie dachte ich, ich würde einen Roman in mir tragen. Könnte aus meinem Leben ein gutes Buch machen, mit einem schönen Buchrücken und ordentlichen, schwarzen Buchstaben. Das Chaos aufschreiben und ordnen, Spannung aufbauen und über die Ruinen der Hoffnung hinwegsehen. Happy Ends erschaffen und meine Mauer aus Verachtung und Hoffnungslosigkeit mit Mut und Rebellion anstreichen. Doch der Putz bröckelt wortlos ab, und mir liegen schon lange keine Wörter mehr auf der Zunge, meine Fingerspitzen prickeln nicht mehr wenn ich vor einem leeren Blatt sitze, dem ich meine Geschichte aufdrücken könnte, denn ich bin ebenso leer und weiß.
Nicht einmal Einaudi hilft, oder Tiersen, oder Shane Told. Weder Klavierklänge noch Schreie die ich nicht einmal mehr selbst von mir gebe.
So schreibe ich über das nicht schreiben und hoffe mit der Flut der nicht vorhandenen Ideen die Blockade der Angst zu sprengen und mit einem Floß alá Huck davon zu treiben, nur mit einem Hut voller Gedanken und meiner freien Seele. Die Haut von der Sonne gebräunt, die Augen vor Abenteuerlust geweitet. Doch wann passieren hier noch Abenteuer? In mit Smog geschwängerten Großstädten deren Lichter viel zu hell leuchten. Mit abgesperrten Gassen die gerade so breit waren dass man beim hindurchgehen mit ausgestreckten Armen beide Altbauten streifen konnte. Das einzige Abenteuer ist so breit zu sein dass man nicht mehr in der Masse untergeht und die Lichter einen davon abhalten in den Rhein zu springen.

Steine flippen hat früher geholfen, an ruhigen Sommerabenden mit von der Sonne aufgeheizten Steinen. Doch das Wasser ist gefroren und die Sonne verschwunden. Winterdepressionen, oder so. Früher wollte ich immer Schnee an meinem Geburtstag, und an Weihnachten. An den Abenden wo es nach Lebkuchen und Tanne riecht, wo man sich ärgert weil in den neuen, flauschigen Socken Tannennadeln stecken. Diese Abende die man mit Familien und alten Geschichten füllt. Doch jede Geschichte wurde erzählt, und die Familien haben sich zerstreut.
Erster Schnee wird irgendwann auch matschig grau und trüb. Und Tannenbäume welken. Worüber also soll ich schreiben? Über mit Liebe gefüllte Weihnachten und pralle Geschenke? Über den frisch entstandenen Hass auf Schnee und Marzipan?

Irgendwie dachte ich, mein Leben wäre ein Buch. Und ich könnte das Ende einfach umschreiben.

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Kommentare zu diesem Text

asche.und.zimt (24)
(20.12.10)
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 SunnySchwanbeck meinte dazu am 20.12.10:
danke, ich hoffe auch dass es nicht mehr so lange dauert bis ich was 'ordentliches' schreiben kann. ohja, yann tiersen ist mir auch immer inspiration.

kuss mit sonne,
sunny.
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