Alle Jahre wieder

Sonett zum Thema Streit

von  Didi.Costaire

Ach, meine Eltern waren wahre Protestanten!
Proteste gab es immerzu zur Weihnachtszeit.
Mein Vater kaufte dann mit seinem stets verkannten
Talent den Tannenbaum und sorgte gleich für Streit.

Das Ding sah krumm und kahl aus, tat uns leid.
Den Höhepunkt jedoch der meistens angespannten,
verflixten Tage bildeten mit Sicherheit
die Pflichtbesuche bei den buckligen Verwandten.

Die waren lange vor dem großen Fest schon Thema,
wenn gegenseitig bitterböse Worte fielen,
ja, alle Jahre wieder nach dem gleichen Schema.

Da drohte Mama schon, sich völlig auszuklinken,
um letztlich ein paar Stunden heile Welt zu spielen,
statt gegen ihre Schwiegermutter anzustinken.

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Kommentare zu diesem Text


 Jorge (23.12.10)
Es soll auch friedliche "Weihnachten in Familie" geben.
Bei Frank Schöbel z.B. (auch dies Jahr wieder)

 Didi.Costaire meinte dazu am 23.12.10:
Hallo Jorge,
ja, diese berühmten drei Worte...
"Alle Jahre wieder" regt offenbar viele zu weihnachtlichen Texten an. Auch bei kV bin ich heute nicht der einzige.
Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße, Dirk

 Isaban (23.12.10)
Die sechs Hebungen nehmen den Versen ein wenig von der Lockerheit, die der Stil hergeben würde, aber vielleicht soll gerade das die kippelige Stimmung bebildern.
Irgendwie kommt die Conclusio bei mir anscheinend nicht so an, kann aber durchaus an der späten Stunde, meiner ollen Erkältung und der eventuell rotztechnisch eingeschränkte Auffassungsgabe liegen. Oder halt daran, dass Weihnachten eben nicht immer ganz so lustig ist, wie man erwartet.

Liebe Grüße,

Sabine

 Didi.Costaire antwortete darauf am 23.12.10:
Hallo Sabine,
die beiden nachfolgenden Kommentare sind ein Indiz dafür, dass du gesünder bist als du denkst.
Darüber, ob ich es mit fünf Hebungen pro Vers schaffe, habe ich auch nachgedacht, aber zum Teil brauche ich einfach die sechste...
Ich wünsche dir erholsame Feiertage!
Liebe Grüße, Dirk

 loslosch (23.12.10)
Das Ausklinken der Mama kapiere ich schon, dennoch wirkt es stark reimgeschuldet. V. 12 und 14 böten genügend dichterische Freiheiten für einen griffigeren Schluss. Das lyrIch ist womöglich gehemmt, mehr anzubieten ...

V. 10: "wenn" anstelle von "als" würde stärker auf die Wiederholungen der bräsigen Feste abstellen. Jaja, ein unerschöpfliches Thema. Ich ziere mich, darüber zu "sonettieren". Lothar

 Didi.Costaire schrieb daraufhin am 23.12.10:
Hallo Lothar,
das Wörtchen "wenn" gefällt mir auch besser, und als Sonett wollte ich das Gedicht ohnehin einstufen, so dass ich dieses sofort geändert habe.
Deinem Hinweis zum Ausklang des Gedichtes habe ich so interpretiert, dass an der ganzen Sache etwas stinkt und nach einigem Nachdenken eine andere Lösung gefunden.
Ich hoffe, das sagt dir mehr zu und bedanke mich für deinen Kommentar und die Anregungen.
Beste Grüße, Dirk

 loslosch äußerte darauf am 23.12.10:
Die Wendung klingt wohl für die meisten überraschend, für mich nicht. Die Mutter jammert das ganze Jahr über ihre bucklige Verwandschaft, und wenns ernst wird, dann ... So viel Seelenstrip musste sein, und ich federe das ja empirisch ab. Lo

 Emotionsbündel (23.12.10)
Lieber Dirk,

es hat mich gefreut, dass ich mich bereits vorab mit dem Text beschäftigen durfte. Umso mehr freut es mich, dass mein Protestieren an manch einer Stelle und Ecke tatsächlich Anklang gefunden hat und dir eine Überarbeitung Wert war.

Das Leid-tun in V5 kann ich allerdings immer noch nicht nachvollziehen. Es ist m.E. reimgeschuldet sowie der Schlusssatz, der mir einfach nicht gefallen möchte.

Liebe Grüße
Judith

Auf ein Weihnachten nach anderem Schema

 Didi.Costaire ergänzte dazu am 23.12.10:
Liebe Judith,
danke für deinen Kommentar und die Hilfe vorab. Die erste Version war wirklich am Anfang unklar und danach zu elefantös.
Beim Leidtun ist mir außer der dir bekannten breit-Altenative leider nichts besseres eingefallen; ansonsten habe ich heute etwas mehr Kaffee getrunken als sonst und dafür das Kaffetrinken im letzten Vers herausgenommen.
Ich hoffe, es gefällt dir besser, und vor allen Dingen auch auf friedliche, fröhliche und harmonische gemeinsame Weihnachtstage.
Liebe Grüße, Dirk
SchwarzeWolke90 (21)
(27.12.10)
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 Didi.Costaire meinte dazu am 27.12.10:
Hallo SchwarzeWolke,
schön, dass dir mein Gedicht gefällt. Danke für deinen Kommentar.
LG, Dirk

 Perry (28.12.10)
Hallo Dirk,
ein satirisch bitterer Blick auf die sogenannte Weihnachtsidylle ist dir da gelungen. Warum sollte gerade an Weihnachten die Welt plötzlich heil sein, wenn sie das ganze Jahr über krankt?
Gut getroffen!
LG
Manfred

 Didi.Costaire meinte dazu am 29.12.10:
Hallo Manfred, ja warum eigentlich sollte es so sein. Oft tritt das Gegenteil ein, und Tage, die besonders schön sein sollen (wie Weihnachten oder der Urlaub), wirken als Stressbeschleuniger.
Ich wünsche dir schöne Tage zur Jahreswende!
Liebe Grüße, Dirk

 harzgebirgler (06.08.16)
verwandtschaft kostet echt oft nerven / und kann den sinn für macken schärfen. beste grüße henning

 Didi.Costaire meinte dazu am 06.08.16:
.
Wenn die bucklige Verwandtschaft
allerdings Geschenke ranschaft,
sind die nervigen Manien
ziemlich schnell verziehn. :D

Danke und schöne Grüße, Dirk
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