Schattenwelt

Gedicht zum Thema Kinder/ Kindheit

von  Fuchsiberlin

Einsam stand er eines Tages im Irgendwo,
und doch direkt inmitten der City seiner Großstadt.

Wege führten ins Nichts.
Die große Schranke der Auswegslosigkeit
schloss  den Übergang zur Zukunft.

Die Brücke, auf der er stand,
schaute ihn mit ihrem kalten Beton schweigend an.

Hoch über dem Leben blieb die Zeit stehen.
Er war viel zu jung zum Sterben,
und im bis dahin Erlebtem doch schon alt.

Seine Kindheit fuhr einfach zu schnell
im eingesperrten Zug davon.

Die Sehnsucht bezahlte ihren Preis,
die Liebe wurde ihm mit Geldscheinen geschenkt.

Das Geld brach die Seele entzwei.
Als kindlicher Jugendlicher
bezahlte er den höchsten Preis:

Den seiner Seele.

Er schrie lautlos auf dieser Brücke nach Hilfe,
die Lippen waren gelähmt,
tonlos schaute er dem Tod entgegen,
und dieser rief nach ihm.

Fortgelaufen von zu Haus,
ziellos in der für ihn arktischkalten Großstadt umherirrend,
auf der Suche nach einer schützend-warmen Zuflucht,
in den herzleeren geschlossenen Betonburgen.

Tränen verabschiedeten sich vor zu langer Zeit,
zu viel geweint, in Stunden des Alleinseins,
heimliche Tränen sieht keiner.

Zerbrochene Glas-Perlen des letzten Himmelregens
zerbrachen im Menschengetümmel.
Unter den Füßen krnirschte das Glas,
Splitter schneiden, keiner hebte sie auf.

Der Junge von der Brücke,
er war doch so wie das menschliche ameisenhafte Getümmel unter ihm,
ein Mensch der Gefühle wahrnimmt und spürt,
so wie du.

Einer, dessen Sehnsucht nach Liebe,
und den zu hohen dafür bezahlten Preis,
ihn auf diese Brücke zwischen Leben und Tod trieb.

Eine Anderswelt,
und doch eine mitten in einer Millionenmetropole.

Der einzige Mensch, der ihn bis dato liebte,
riss der Henker namens Tod eines Tages in die Welt hinter dem Horizont.

Keiner,
auf dessen Liebe er in den Zeiten
zwischen Sehnsucht-Liebe- und Tod
ein sicheres Fundament
für sein junges Lebenshaus legen konnte.

So wurde er benutzt,
denn er stellte für andere ein Warenhaus dar,
freier Konsum der Teufel auf Erden.

Er hätte der Sohn vieler sein können,
doch dies "vergaßen" die Konsumenten.

"Freiwillig" und dennoch unfreiwillig wurde er zur Ware,
zum Wegwerfen nach Gebrauch bestimmt.

Ein Kind in dem Reich der Schatten,
am Rand der Sonnenstrahlen.

Ein Kind,
doch das interessierte "sie" nicht.

Und so stand er eines Tages auf dieser Brücke,
verzweifelt und im Gefühl des Seelisch-gefoltert-worden-zu-sein.

Sein kämpferischer Überlebenswille
ließ ihn an diesem Tag nicht von der Brücke springen.

Zum Glück.

Die Verzweifelung wich
einem engelshaftem und kämpferischem Hoffnungsschub.

Wie war dies möglich...?

Er weiß es bis heute nicht.

Vielleicht sorgte dafür einfach
ein Schutzengel.

Jörg S.

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Kommentare zu diesem Text

sonrisa (30)
(27.12.10)
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 Fuchsiberlin meinte dazu am 27.12.10:
Hey liebe Nadine,

schön von Dir zu lesen:)

Ja, zum Glück gabs trotz all dieser Umstände dieses Happy-End.

Die Botschaft:
Nie die Hoffnung verlieren, was auch immer im Leben passiert.

Ganz liebe Grüße
Jörg
SigrunAl-Badri (52)
(27.12.10)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Fuchsiberlin antwortete darauf am 28.12.10:
Liebe Sigrun,

ich glaube auch, dass hier ein Schutzengel half:)

Vieles steht in und einiges zwischen den Zeilen.

Ich danke Dir ganz lieb.

Ganz liebe Grüße
Jörg
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