thalidomid

Engagiertes Gedicht zum Thema Täter/Opfer

von  moonlighting

thalidomid



ich gehe
durch das
grüne thal
mit hände
auf dem
rücken


mama nahm
es nur das
eine mal
sie wollt
nur kurz
entrücken


ich gehe
durch das
grüne thal
mit hände
auf dem
rücken


arme die
sind viel
zu klein
füße passen
nicht
zum bein


ich gehe
durch das
grüne thal
mit hände
auf dem
rücken


rückgrat
krumm hat
keine wahl
werd niemals
blumen
pflücken


ich gehe
durch das
grüne thal
mit hände
auf dem
rücken


den mut
es meiner
mama stahl
es bohrte
in ihr herz
ein pfahl


ich gehe
durch das
grüne thal
mit hände
auf dem
rücken


mein leben
eine
elend qual
glück wollt
mich nicht
schmücken


ich gehe
durch das
grüne thal
mit hände
auf dem
rücken



© Moonlight 2010

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (02.01.11)
Das ist so eindringlich, dass ich es nie vergessen werde.
liebe Grüße von Ekki

 moonlighting meinte dazu am 02.01.11:
Danke dir Ekki freue mich immer sehr über deine Kommentare.


LG
Moonlight
SigrunAl-Badri (52)
(02.01.11)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 moonlighting antwortete darauf am 02.01.11:
Herzlichen Dank Sigrun,
wenn man an den Contergan-Skandal denkt....da kann man wirklich nur noch weinen......


LG
Moonlight

 ViktorVanHynthersin (02.01.11)
Eine durch die kindlichen Verse sich verstärkende und damit sehr eindringliche Darstellung eines Skandals, der leider inzwischen fast vergessen ist. Die Pharmaindustrie sollte in ihren Aussagen zur Wirkung (und Nebenwirkung) von Medikamenten eindeutiger und für jedermann verständlicher sein und nicht die Deutung von Risiken und Nebenwirkungen den Laien überlassen.
Herzliche Grüße
Viktor

 irakulani (02.01.11)
Beim Lesen deines Gedichtes hatte ich die Assoziation zu einem Kinderlied...
Diese scheinbare Harmlosigkeit unterstreicht die Tragik, die inhaltlich transportiert wird.
Leider entziehen sich die Verursacher bis heute einer angemessenen Entschädigung, ganz zu schweigen von einer persönlichen Entschuldigung.

Herzliche Grüße
Ira
Gitana (41) schrieb daraufhin am 03.01.11:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 FRP (02.01.11)
ja, das hat etwas ... durch die einbettung
in eine ganz einfache, kindlische sprache ...
beinah biblisch; und die reime treffen ...

 moonlighting äußerte darauf am 06.01.11:
Danke Rainer

LG
Moonlight

 princess (06.01.11)
Hallo moonlighting,

ich gehe
durch das
grüne thal
mit hände
auf dem
rücken
Ein eindringliches, sehr berührendes Bild, das du da zeichnest.
Wieder und wieder. Ein Leben lang, sozusagen.

Lediglich die Aussage
mein leben
eine
elend qual
glück wollt
mich nicht
schmücken
erscheint mir zu weit gegriffen, ja fast wie eine zweite Stigmatisierung: Körperliche Fehlbildung ist nicht automatisch Auslöser für ein Leben in *elend Qual*.

Dennoch ein gelungener Text.
Liebe Grüße, Ira
(Kommentar korrigiert am 06.01.2011)

 moonlighting ergänzte dazu am 06.01.11:
Vielen Dank für deinen Kommentar du hast dir ja richtig Mühe gemacht.

LG
Moonlight

 loslosch (18.01.11)
Grünenthal Chemie hat diese Anklage verdient. Ich glaube nicht, dass die Betroffenen das so lesen. Sie pflücken Blumen, wollen zeigen, was sie vermögen. (Ich weiß, wovon ich schreibe.)

... mit händen auf dem rücken ... [Grammatik]

Wenn das missfällt, dann

... wie hände auf dem rücken ... [Diese Sprache tut weh!]

Lo

 moonlighting meinte dazu am 19.01.11:
Hallo loslosch,
deine Meinung in Ehren,aber ich habe diesen Text mit einer Betroffenen besprochen und absegnen lassen.

Jeder Mensch empfindet anders.

"mit händen auf dem rücken" das ist so gewollt.


Herzlichen Dank für deinen Kommentar

LG
Moonlight
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