Das letzte Weihnachtsgedicht

Parodie zum Thema Apokalypse

von  inye

Das letzte Weihnachtsgedicht

Von drauß vom Walde komm ich her
und muss euch sagen, er ist nicht mehr.
Wo einstmals auf der Tannen Spitzen
goldne Lichtlein sah man blitzen,
erstreckt sich nun gar öd und leer
ein kolossales Tannenbaumstumpfmeer.

Und droben aus dem Himmelstor,
schaut mit traurigen Augen das Christkind hervor,
still ergreift es seines Vaters Hand,
sagt schluchzend, sich an ihn gewandt:
“Was ist geschehen, mein lieber Vater,
sag, wer war´n die bösen Übeltäter?“

Die letzten Tannen sind schon lang gefällt,
schweigend gingen sie aus dieser Welt,
als Hackschnitzel geliefert der Fabrik
zwecks nachhaltiger Umweltpolitik.
Der stille See ruht nicht mehr starr,
so wie es einst im Winter immer war.

Die Jahreszeiten wurden abgeschafft,
zum Wohle grenzenloser Wirtschaftskraft.
“Fatale Erderwärmung war der Lohn!“°
Sagt der Vater traurig seinem Sohn.
“Der Klimawandel“, schließt er, “ist bereits im Gange,
zum Untergang der Welt ist´s nicht mehr lange.

Der Menschheit schlechter Taten sind es nun zuviel,
mein Sohn, es bleibt uns nur ein einzig Ziel,
wir haben leider keine andere Wahl.
Auch wenn es dir, als Ex-Humaner, eine Qual,
und bevor der Mensch sie selbst hinrichtet,
sei´s beschlossen, meine Schöpfung wird vernichtet.“

Spricht´s und blickt zum Firmament,
beschwörend hebt er beide Händ´.
Vom Himmel hoch, da kommt er her,
ein Stein, der viele tausend Tonnen schwer,
schlägt ein in´s sterbende Gelände
und die Erde ist Legende.

Das Christkind seufzt, sagt lächelnd dann zum Vater:
“Nicht traurig sein, ein End hat unsre Seelenmater
und nun erschaff uns eine neue, schönere Welt,
die nicht regiert vom Kampf um´s schnelle Geld.
Doch bitte, bedenke eins beim Neuerschaffen,
belass es diesmal besser bei den Affen.“

© by inye
Lindau, 03.01.2011


Anmerkung von inye:

Die Ideen zu diesen Versen entstanden gestern während  Aufräumarbeiten in meinem Keller und ich hatte abends einen Heidenspaß daran, sie aufzuschreiben...

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Kommentare zu diesem Text


 irakulani (04.01.11)
Grandiose Idee! - und gute Ausführung. (Ich glaube, ich sollte auch mal meinen Keller aufräumen... ))

Herzliche Grüße
Ira

 inye meinte dazu am 04.01.11:
Huhu Ira,

...es gibt noch ganz viele andere Beschäftigungen, die dir die Möglichkeit eröffnen können, deinen Geist auf Reisen zu schicken und ihn mit konkreten Ergebnissen 'beladen', zu dir zurückkehren zu lassen...

Autofahren (möglichst längere, gerade Strecken, sonst kann es gefährlich werden, wenn du zwischendrin evtl. lachen musst...)

Mit Hunden Gassi gehen (ebenfalls möglichst längere Strecken, die du schon in- und auswendig kennst. Falls du keine Hunde zur Verfügung hast, greife einfach auf die der Nachbarn zurück...)

Rasenmähen (gut geeignet sind größere Flächen, ein eigener Garten ist von Vorteil, ersatzweise oder zusätzlich die Gärten der Nachbarn anektieren...)

Staubsaugen (möglichst langanhaltend und intensiv ist dabei hilfreich, größere Flächen geht auch, falls du die Nachbarn gut kennst und sie dich mitsamt deinem Staubsauger hereinlassen...)

Umgraben, Häckeln, Wildwuchs auszupfen usw.(gut geeignet sind größere Flächen, ein eigener Garten ist von Vorteil, ersatzweise oder zusätzlich die Gärten der Nachbarn anektieren...)

Soweit erstmal...mehr fällt mir gerade dazu nicht ein...aber ich muss gleich noch Gassi gehen...

Liebe Grüße und vielen Dank für deine Empfehlung
inye
(Antwort korrigiert am 04.01.2011)
HiddenPuppet (20)
(11.05.11)
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