Die Tücken einer mündlichen Absprache

Märchen zum Thema Missverständnisse

von  Didi.Costaire

Dieser Text gehört zum Projekt    Die Leser strahlen
Im kalten Deutschland wär ich fast erfroren,
doch dann kam eine Märchenfee vorbei.
Ihr Singsang klang recht warm in meinen Ohren,
da sie versprach: „Du hast drei Wünsche frei!“

Vor Augen jene, die gen Süden fuhren,
erschien mein erster Wunsch mir sonnenklar:
„Ich sehne mich nach hohen Tempraturen
und möchte fliegen, träume vom Katar.

Mein zweiter...“, redete ich eifrig weiter,
als mich die eitle Dame unterbrach.
„Das sind schon drei“, entgegnete sie heiter,
„auf dass es eitrig wird, und ungemach.“

Es war zu spät, die Worte hinzubiegen.
Sie wurden auf bizarre Weise wahr.
Um meine Nase schwirrten lauter Fliegen.
Ich lag zuhaus, mit Fieber und Katarrh.

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Kommentare zu diesem Text


 loslosch (20.01.11)
Nana, die Fliegen nehm ich Dir nicht ab. Oder war da einer versehentlich in Port Said gelandet, bohrt seit Stunden in den Engstellen der Nase?

Ungemach, that is a noun. Vllt. fällt mir noch was ein. Lothar
(Kommentar korrigiert am 20.01.2011)

 Didi.Costaire meinte dazu am 20.01.11:
Okay, Lothar, ich habe in der letzten Zeile eine kleine Änderung vorgenommen, die hoffentlich deutlicher macht, dass die Reise nicht in den arabischen Raum gegangen ist.
Beim selbstgebastelten Adjektiv habe ich in der Tat ein klein wenig gemogelt, aber ich finde, es kann ganz gut als solches stehen und gefiel mir besser als die Alternativen, die ich bislang entdeckt habe. Für Alternativen bin ich aber stets empfänglich!
Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße, Dirk

 loslosch antwortete darauf am 20.01.11:
Die Schlusszeile [im Bett] war doch eigentlich gut genug. Da war nichts missverständlich. Die Zeile mit dem Ungemach könntest zu umgehen: Da fühlte ich mich übel, völlig schwach. Katarrh darf man - sogar bevorzugt - ohne h schreiben. Wegen der optischen Nähe zum Scheichtum würde ich die moderne Schreibung wählen.

Get better soon, Dirk. Lo

 Didi.Costaire schrieb daraufhin am 20.01.11:
Dass man in Zeiten von Gesundheitskassen auch den Katarrh in seiner Schreibweise entschärft, wundert mich nicht. Als anonymer Homophoniker und derjenige, der daran in seinen Versen herumdoktert, gefällt mir die traditionelle Schreibweise jedoch besser.
Den vorgeschlagenen unreimen Reim könnte man in Form von
Dann wurden ich und meine Reime schwach.
bringen, aber das wäre eher ein Autokommentar.
Die Entwicklung vom Eifrigen zum Eitrigen würde ich schon gerne beibehalten.
LG, Dirk
Makulatur (50)
(20.01.11)
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 Didi.Costaire äußerte darauf am 20.01.11:
Danke für den Kommentar und die Empfehlung, E.R.
Tja, hier wird die Fee fast zur Hexe.
LG, Dirk

 Isaban (20.01.11)
Guck noch mal nach dem Satz hier, Dirk, da sind ein paar Pronomen zu nah beieinander. ;)

Im Kopf die dort, die in den Süden fuhren,

Vielleicht lieber "Im Kopfe jene, die in den Süden fuhren" oder "Im Kopf all jene, die in den Süden fuhren" o.ä.?

Liebe Grüße,

Sabine

 Didi.Costaire ergänzte dazu am 20.01.11:
Aber Sabine, da hast du jetzt jeweils eine Silbe zu viel eingebaut.
"Im Kopfe die, die..." hatte ich als mögliche Alternative, statt Kopfe wären auch Schädel/ Großhirn/ Kleinhirn möglich.
Die Entscheidung fällt an der Stelle schwer.
Liebe Grüße, Dirk

 Emotionsbündel meinte dazu am 20.01.11:
Vielleicht wäre auch

"Vor Augen die, die in den Süden fuhren,"

eine Möglichkeit?

Lieben Gruß, Judith

 Didi.Costaire meinte dazu am 20.01.11:
Oh ja, das ist klasse: Mund, Ohren und Nase waren schon da, nun ist das Gesicht komplett.
Danke für den tollen Tipp und allerliebste Grüße, Dirk

 loslosch meinte dazu am 20.01.11:
... Vor Augen jene, die gen Süden fuhren ... Sowas fällt mir im Halbschlaf ein. Wer kennt nicht den Kalauer: Wohin fahrt ihr im nächsten Urlaub? Gen Italien!? :) Lo

 Didi.Costaire meinte dazu am 20.01.11:
Lothar, du trägst das Gen eines Homographen in dir! Danke für den Tipp und den Kalauer!

 loslosch meinte dazu am 20.01.11:
Ach wär ich doch ein Polygraph! Lo

 Didi.Costaire meinte dazu am 20.01.11:
Auch so eine gefährliche, weil unterschiedlich auslegbare Aussage, Lothar! Aber die Definition "Vielschreiber" passt doch schon.

 Emotionsbündel (20.01.11)
Tja, mein lieber Dirk, das mit dem Wünschen ist dann wohl etwas kränklich ausgefallen
Da kannst du noch froh sein, dass die Märchenfee nicht mit der komplizierten Handhabung eines Katars vertraut war, sonst hätte sie dich gleich in das Land deiner Träume geschickt und die hohe Temperatur und das Fliegen unter den Tisch fallen lassen.

Ja, ich würde vielleicht eher "..., träume von Katar" schreiben.

Und noch einen Vorschlag hätte ich anzubringen: statt

„Wir sind bei drei“, entgegnete sie heiter,
auch dass es eitrig wird, und ungemach.

vielleicht

"Es sind schon drei", entgegnete sie heiter,
"auf dass es eitrig wird, und ungemach."
?

[heimtückisches Kichern an dieser Stelle verbunden mit der Verwandlung der süßen Märchenfee in eine Hexe, wie man sie sich eben so vorstellen mag] hehe ...

Schönes Geschichtelein

Und damit sich das "es" am Anfang der nächsten Strophe nicht wiederholt, möglicherweise

Nun war's zu spät, die Worte hinzubiegen.
oder
Da war's zu spät, ... oder
Vorbei, zu spät die Worte hinzubiegen.



Liebste Grüße
Judith

 Didi.Costaire meinte dazu am 20.01.11:
Hallo, meine Liebe! Herzlichen Dank für die intensive Auseinandersetzung mit meinem Gedicht und die daraus resultierenden Ideen. V 12 hatte ich auch im Kopf mit dem Beginn "auf dass" im Kopf durchgespielt, aber die mögliche Fortsetzung der wörtlichen Rede an der Stelle nicht gesehen. Da ich es nun vor Augen habe, fällt es mir wie Schuppen von denen und ich habe die Textstelle gleich entsprechend geändert.
Über das, was die Fee zuvor sagt, muss ich noch einmal intensiver nachdenken, weil ich dann auch noch den ersten Vers verändern müsste.
Vom Katar gefällt mir ein klein wenig besser als von Katar, da man den anderen Katarrh immer mit dem männlichen Artikel benutzt, aber eher selten "das Katar" sagt. So wird der tragische Irrtum der Fee m.E. plausibler.
Ja, und dass die Fee am Ende nicht noch den Katarrh behandelt, hält wohl das LyrI am Leben, obwohl bei dem Gedanken eine Fortsetzung der Geschichte auch reizvoll erscheint.
Liebe Grüße, Dirk
Beaver (41)
(20.01.11)
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 Didi.Costaire meinte dazu am 20.01.11:
Hallo Manu, ich glaube, von der Warte aus gesehen habe ich auch eine weibliche Seite.
Ein bisschen weiter habe ich auch nach deinem Kommentar noch abgerundet. Danke und liebe Grüße, Dirk

 Peer (20.01.11)
Dirk'scher Humor par exellence.;-)
LG Peer

 Didi.Costaire meinte dazu am 20.01.11:
Ja, Peer, das ist wohl ein typischer Dirk. Kein Wunder, dass mir die Ausarbeitung dieses Gedichtes besonderen Spaß gemacht hat.
Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße, Dirk
chichi† (80)
(20.01.11)
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 Didi.Costaire meinte dazu am 20.01.11:
Hallo Gerda, vielleicht sollte ich dieses Gedicht der FIFA widmen. Die aktuellen Diskussionen darum, die in Katar stattfindende Fußball-Weltmeisterschaft wegen der brütenden Hitze im Sommer auf den Winter zu verschieben, hat mich auf diese Idee gebracht.
Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße, Dirk

 EkkehartMittelberg (20.01.11)
Deine Fee scheint ein Sprachsensibelchen zu sein, Dirk. Hättest du statt "vom Katar" "von Katar" gesagt, hätte sie wohl richtig getickt.
Ansonsten ein treffendes Beispiel für Missverständnisse.
Liebe Grüße von Ekki

 Didi.Costaire meinte dazu am 20.01.11:
Tja, lieber Ekki, man sollte möglichst vom Scheichtum Katar reden, um Missverständnissen vorzubeugen, und insbesondere vermeiden, den höchst selten gebräuchlichen Artikel zu verwenden, außer im Nominativ. Sonst taugen die schönsten Wünsche nichts.
Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße, Dirk

 Emotionsbündel meinte dazu am 20.01.11:
Tja, lieber Dirk, ich denke, jemand der vom Süden träumt, träumt nicht von einem Scheichtum oder Emirat, nein, er verbindet seine Träume wohl eher mit einem Ort, bei dem der Name dann ansich Programm ist.
Von daher bin ich nach wie vor für "...träume von Katar".
Aber okay, dann würde ja dein Thema Missverständnisse nicht mehr greifen und dem Ausgang deines Märchens nach zu urteilen, die Fee lediglich als oberflächlich oder gar unterbelichtet dastehen

Lieben Gruß, Judith

 Didi.Costaire meinte dazu am 20.01.11:
Genau, liebe Judith, die Fee sollte nach meinem Empfinden schlauer sein als das LyrI. Und ein bisschen boshaft.
Wenn es kein Geschenk gewesen wäre, hätte das LyrI wahrscheinlich kein so unbekanntes und exotisches Ziel gewählt, sondern wäre nach Mallorca gereist und hätte hinterher erzählt, er hätte Malle fotografiert. Die Fotos hätten bewiesen, dass er malle fotografiert hat.
Liebe Grüße, Dirk (der Houston verabscheut)

 Prinky (20.01.11)
So sind sie, diejenigen, die einem angeblich Wünsche erfüllen wollen. Ich denke da in erster Linie an den Film "Teuflisch"
Da wird dieses Thema ausgiebig serviert, vor allem bekommt da der arme Wicht seine Wünsche so erfüllt wie eben jener in deinem Märchen.
Lieben Gruß Micha

 Didi.Costaire meinte dazu am 20.01.11:
Hallo Micha,
wenn es gut läuft, werden aus Fröschen Prinzen, wenn es schlecht läuft, aus Prinzen Fröschen - aber nur im Märchen. Diese Umkehrung ist sehr spannend, wie auch die Handlung des Filmes, den ich allerdings (bisher) nicht kenne.
Danke für den Tipp, deinen Kommentar und liebe Grüße, Dirk

 plotzn (21.01.11)
Und wieder zeigt sich: Frauen und Männer reden oft aneinander vorbei...
Gute Idee, lieber dirk, und witzig umgesetzt.

lg Stefan

 Didi.Costaire meinte dazu am 21.01.11:
Hallo Stefan,
man muss immer aufpassen, was man sagt - und wenn man es einer Frau sagt, um so mehr.
Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße, Dirk
ichbinelvis1951 (64)
(21.01.11)
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 Didi.Costaire meinte dazu am 22.01.11:
Danke, Klaus! Wusstest du eigentlich, dass der sog. Kater aus dem Wort Katarrh entstanden ist?
Liebe Grüße, Dirk

 Janoschkus meinte dazu am 25.01.11:
oh, das ist mir neu. ich dachte ja es kommt von katharsis, also die körperliche und seelische reinigung von den strapazen und folgen des übermäßigen alkoholkonsums.

 Didi.Costaire meinte dazu am 25.01.11:
Das klingt fundiert und einleuchtend, Jan.
Wahrscheinlich basiert meine Definition nur auf Unsinn, der via Wikipedia kolportiert wird.

 Janoschkus meinte dazu am 25.01.11:
neein, meine definition basiert auf unsinn, das sollte doch nur ein witz sein. :D
aber ganz abwegig klingts ja noch nicht mal, naja, wir werden wohl dumm sterben.

 Didi.Costaire meinte dazu am 25.01.11:
Man weiß es nicht. Aber ich werde wohl in Zukunft
  Willi und den sächsischen Studenten
vertrauen (im unteren Viertel der Seite).

 Janoschkus meinte dazu am 25.01.11:
immer wieder die sachsen, tststs ;)
steyk (57)
(23.01.11)
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 Didi.Costaire meinte dazu am 23.01.11:
Hallo Stefan,
und herzlichen Dank für deinen Kommentar.
Nein, nein, es ist nur ein Märchen. Allenfalls die ersten drei Worte sind der Wirklichkeit entlehnt.
Liebe Grüße, Dirk

 star (23.01.11)
Ist doch wieder nur'n Fussball-Gedicht, oder ?

 Didi.Costaire meinte dazu am 23.01.11:
Nee, du. So wie Werder zur Zeit spielt, reichen drei Wünsche nicht aus.
LG, Dirk

 star meinte dazu am 23.01.11:
Ich dachte mehr an fiebrige Fan-Albträume nach der WM-Vergabe
lg

 Didi.Costaire meinte dazu am 23.01.11:
Klar, die neuesten Erkenntnisse bei der FIFA nach der WM-Vergabe an Katar, dass man bei Temperaturen bis zu 50° Celsius kaum ein solches Turnier ausrichten kann, haben mich auf die Idee gebracht. Danach aber habe ich den Ball ruhen lassen.

 Janoschkus (25.01.11)
da es in das projekt eingepflegt ist, hätte man fast was ahnen können - ich jedoch war dennoch gleichermaßen überrascht wie entzückt vom ausgang des gedichts und möchte damit meine empfehlung begründen.
gruß janosch

 Didi.Costaire meinte dazu am 25.01.11:
Hallo Jan,
ein bisschen verräterisch ist das RoKoKo-Projekt wirklich. Ich hatte dieses Märchengedicht auch erst relativ spät hineingetan.
Vielleicht mache ich auch noch mal ein anderes Projekt, mit gleich klingenden Wörtern. Dann wäre es noch verräterischer - vielleicht aber auch verwirrender...
Schön, dass dir der Text gefällt!
Viele Grüße, Dirk
janna (66)
(04.03.15)
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 Didi.Costaire meinte dazu am 05.03.15:
Fein, dass es dir noch aufgefallen ist.
Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße, Dirk
MeiOmma (60)
(18.10.16)
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 Didi.Costaire meinte dazu am 18.10.16:
Ich war ja Gottseidank
nur in meinen Versen krank.

Danke für deine Zeilen und schöne Grüße, Dirk

 harzgebirgler (25.08.18)
da kann man seh'n was sprache so bewirkt
in der sich viel an doppelsinn verbirgt.

beste abendgrüße
henning

 Didi.Costaire meinte dazu am 26.08.18:
Es war zugleich 'ne feine Spielerei.
Ich hatte jedenfalls viel Spaß dabei.

Danke und beste Grüße, Dirk
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