Uvula animi (Neu: Mit Hörversion)

Sonett

von  Janoschkus

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Ich reihere heut kiloweis‘ aus schwerem Geiste feiste Batzen:
Schon kommt der erste Gang den Hals entlang in mir empor gequollen -
malade Adern pumpen hadernd, aufgebläht und angeschwollen,
wie langgezogne Schlängelwürmer, die sich kräuseln, die bald platzen.

Ich beuge mich und kommentiers mit Schlucken und mit Augenrollen.
Dann stocke ich. Die größren Brocken hocken tiefer noch im Rachen,
doch kann ich blutrot angelaufnen Haupts den nächsten Schub entfachen,
der brechend sich entlädt, wie eine Mär. Ich schöpfe aus dem Vollen.

Doch ist mir, ach, noch immer schlecht, was mich zu andern Mitteln zwingt,
denn kann ich diesmal drücken und posaunen bis ich furchtbar schiele -
da kommt nichts mehr, sodass ich fingernd an des Gaumens Zipfel spiele.

Ich halt mich fest. Und warte. Bis der letzte große Stoß gelingt,
der mich befreit, für kurze Zeit, vom zehrenden Gedanken schier:
Das Leben stößt mir übel auf und reihernd bring ichs zu Papier.


Anmerkung von Janoschkus:

Hörversion: Ausschnitt aus der Leipziger Radiosendung "Kunst und Schund".

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Kommentare zu diesem Text


 princess (04.02.11)
Bäh... hömma, ich bin sensibel!!
Da wird mir schon nach den ersten beiden Zeilen schlecht.
Insofern wahrscheinlich ein gelungenes Sonett zum Thema...
Ich kann es nur nicht zu Ende lesen. Sorry.
Lieber Gruß, Ira

 Janoschkus meinte dazu am 06.02.11:
na, dass eine princess damit nix anfangen kann, wenn übers kotzen schwadroniert wird...damit hätte ich wohl rechnen müssen.
ist auch eher als juxgedicht gedacht, ich hatte jedenfalls meinen spaß beim schreiben.
gruß janosch

 princess antwortete darauf am 06.02.11:
Es ist mir auch fast peinlich, aber ich kann so was echt nicht lesen...:-)

 Janoschkus schrieb daraufhin am 06.02.11:
ach, muss dir doch nicht peinlich sein, ich wusste doch, dass die thematik polarisieren wird. :)

 Alazán äußerte darauf am 30.03.11:
nur aus jux? schade, ich wollte gerade noch etwas tiefsinniges darin gefunden haben ;D zumindest doch aber die tatsache, dass manche dichter sich echt "nur" auskotzen. ein schönes bild für literarische kotze! die brave form des sonetts steht wunderbar im kontrast dazu!

vlG

 Janoschkus ergänzte dazu am 30.03.11:
es ist ja kein gebot dem jux des tiefsinns gänzlich zu berauben, sicher steckt hier auch eine aussage dahinter, du darfst dich also gerne kühn und frei in und zwischen die zeilen werfen.
gruß und danke
janosch

 Emotionsbündel (04.02.11)
Das Leben stößt mir übel auf und reihernd bring ichs zu Papier.

Jepp, das hast du sehr anschaulich dargestellt, Jan.
Gut und ekelig )

Liebe Grüße, Judith

 Janoschkus meinte dazu am 06.02.11:
ich danke dir.
Googlehupf (55)
(04.02.11)
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 Janoschkus meinte dazu am 06.02.11:
wieso? mir gehts gut.
*Frieda* (48)
(04.02.11)
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 Janoschkus meinte dazu am 06.02.11:
hehe, jedenfalls schein ich meine muse ja zum kotzen zu finden.
gruß janosch

 Didi.Costaire (04.02.11)
Hallo Jan, ich bin beeindruckt, was in deinen reich bebilderten Zeilen alles rauskommt und über die extraordinäre Rolle, die das Gaumenzäpfchen der Seele (wie ich den Titel mit wenig Latein-Wissen übersetzen würde) hier bei der Betrachtung des menschlichen Lebens spielt.
Beste Grüße, Dirk

 Janoschkus meinte dazu am 06.02.11:
ich danke dir, dirk. und gaumenzäpfchen der seele gefällt mir fast besser als mein urpsrünglich intendiertes "zäpfchen des geistes"! vielleicht schieb ichs ja mal bei gelegenheit in deine rokoko serie ein, das gedicht.
gruß janosch

 Didi.Costaire meinte dazu am 08.02.11:
Eine gute Maßnahme. Danke!

 mondenkind (04.02.11)
ja, lass es raus, schackline!
das habts ihr nun von eurer raserei.... :)

 Janoschkus meinte dazu am 06.02.11:
:D

 DerHerrSchädel (08.02.11)
Sprachlich ungemein kreativ und kraftvoll formuliert. Aber einen Standard-Jmabus sollte man nicht derart in die Länge ziehen, weil sich doch sehr schnell Monotonie einstellt und das lesen anstrengender wird als es sollte.Mehr als sechs Hebungen sollte man auf keinen Fall verwenden.

Unter Strich trotzdem schön.

Viele Grüße

Philipp

 Janoschkus meinte dazu am 11.02.11:
manchmal hab ich lust auf so lange verse, da kann man schön viel reinpacken. dass es sich anstrengend liest, empfinde ich nicht so - es liest sich eben anders, die zu erwartende befriedigung durch das eintreten des reimes wird verzögert, sodass ein neues leseerlebnis entstehen kann. ich selbst lese gerne sonette mit überlangen versen, was ja in der tat eher selten vorkommt, aber es ist sicherlich geschmackssache.
gruß janosch

 Pingui (15.02.11)
Cooler Text :) gefällt mir ;)
Lg Benjamin

 Janoschkus meinte dazu am 16.02.11:
danke, freut mich :)

 tueichler (20.05.11)
Hier werden Jamben zu Trophäen ;)
Gefällt mir1

Tom :)

 Janoschkus meinte dazu am 20.05.11:
wenn das wortspiele zum trochäus hin bewusst gesetzt ist, möchte ich mich hiermit applaudierend dafür bedanken ;)
gruß janosch
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