Wer weiß, was er nicht weiß, weiß oft mehr als der, der weiß, was er weiß

Aphorismus zum Thema Weisheit

von  EkkehartMittelberg

Dieser Text ist Teil der Serie  Aphorismen
1.„Wer sich selbst erkennen will, muss durch einen langen Korridor.“

2. „Viele wissen mehr, als ihnen selbst bewusst ist. Sie fürchten sich vor der Kommunikation mit ihrem Unterbewusstsein.“

3. „Wer wenig weiß, kann nicht viel vergessen.“

4. „Politische Gefangene überlebten, weil sie entweder sehr viel wussten oder weil sie nichts wussten.“


5. „Fast alle, die gerne denken, möchten mehr wissen. Aber nicht alle, die viel wissen, denken gerne.“

6. „Früher gab es Universalgelehrte, heute nur noch Gelehrte im unendlichen Universum des Wissens.“

7. „Das Wissen, nicht allein zu sein, ist wichtiger als alles theoretische Wissen.“

8. „Theoretisches Wissen kann leicht in Vergessenheit geraten.- Erfahrungswissen hält lange, bis gründlichere Erfahrungen tiefere Spuren hinterlassen.“

(C) Ekkehart Mittelberg, Februar 2011

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Kommentare zu diesem Text

Helix (39)
(07.02.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.02.11:
Vielen Dank, Helix.
zu 4 lautet meine Antwort einfach "nein"
zu 8 stimme ich dir zu.
Liebe Grüße
Ekki
Helix (39) antwortete darauf am 07.02.11:
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 irakulani (07.02.11)
Lieber Ekki, du bringst es mal wieder auf den Punkt! Ich stimme allen deinen Aphorismen zu. Besonders haben es mir hier die beiden Letzten angetan. Wobei die Nummer sieben sicher ein Schatz des Erfahrungswissens ist...

Herzliche Grüße
Ira

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 07.02.11:
Herzlichen Dank, Ira. Ja, die Nr. 7 beruht auf meinem Erfahrungswissen. Das muss nicht jeder so sehen. Aber die meisten Menschen können wohl auf einen festen Partner nicht verzichten. Das gilt auch für einige Tierarten.
Liebe Grüße
Ekki
Skandia (43)
(07.02.11)
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 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 07.02.11:
Herzlichen Dank, Skandia, ich freue mich, dass ich ohne Rückfrage weiß, warum dir diese Aphorismen besonders gefallen.
Liebe Grüße
Ekki
seelenliebe (52)
(07.02.11)
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 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 07.02.11:
Herzlichen Dank, Anne. Auch dafür, dass du dir immer die Mühe machst, deine Favos genau zu benennen.
Auch ich wünsche dir einen entspannenden Abend.
Liebe Grüße
Ekki

 AZU20 (07.02.11)
Da kann man im Wesentlichen zustimmen. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.02.11:
Lieben Dank, Armin, nicht nur wegen der Zustimmung, sondern auch dafür, dass du ein so treuer Leser bist.
LG Ekki
Gitana (41)
(07.02.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.02.11:
Liebe Vera, danke, dass du so genau auf einzelne Aphorismen eingegangen bist.
Aphorismen, auch meine, erheben nicht den Anspruch auf allgemeine Zustiimmung. Als Gedankensplitter sollen sie amüsieren und/oder Nachdenken auslösen. Dich haben sie wenigstens angeregt, wenn auch nicht amüsiert. - Der Aphoristiker fürchtet nicht den Widerspruch, aber den Vorwurf, geistlos zu sein. Das wirfst du mir Gott sei dank nicht vor.
zu 1: "Erkenne dich selbst" stand auf dem Tempel in Delphi. Sokrates hat das übernommen und war der Auffassung, dass die Selbsterkenntnis eine lebenlange Aufgabe ist. Ihm schließe ich mich an. Der Korridor ist ein Bild für den Abstieg ins Unterbewusste.
zu 2: Ich denke, Psychotherapeuten hätten nicht einen so großen Zulauf, wenn sich nicht vo viele vor der Auseinandersetzung mit ihrem Unterbewusstsein fürchten würden.
zu 3. Mein Thema hier ist das Wissen. Unbestritten, dass man auch anderes vergessen kann.
zu 5: Ich habe nicht gesagt: "alles wissen", sondern "mehr wissen". Und mit Wissen meine ich kein abfragbares Buchwissen, sondern Wissen im philosophischen Sinne.
zu 7: "nicht allein zu sein" kannst du auch auf den Glauben beziehen. Im Übrigen, verzeih, habe ich mit dem Spruch ans Sterben nicht gedacht.
zu 8: Es ist für dich nichts Neues. Ein Aphorismus darf auch etwas ausdrücken, vom dem manche denken, es sei ihnen schon bekannt. Dann wird er von einigen wegen seines Wiedererkennungswerts geschätzt.
Einen angeregten Abend auch für dich.
Liebe Grüße
Ekki
Gitana (41) meinte dazu am 08.02.11:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.02.11:
Ich kann deine liebenswürdige Antwort nicht unwidersprochen stehen lassen, Gitana. Bei einem solchen Thema bin ich dir und mir Ehrlichkeit schuldig.
Das Thema meiner Aphorismen ist Wissen, nicht Glauben. Ich konnte es leider nicht wählen, weil für die Themenwahl nur "Weisheit" vorgesehen war.
So wie du habe ich mich in meinem Leben nie vor "Großen" und Gelehrten gefürchtet. Wenn sie es verdienten, habe ich ihnen Respekt erwiesen. Dass wir beide uns vor Innenstürmen nicht fürchten, ist eine Sache. Ich behaupte aber, dass auch Menschen, die im Herzen gebildet sind, sich sehr wohl davor fürchten können.
Es geht mir auch nicht darum, "alles" zu ergründen, sondern bescheidener um die Qualität von Mehrwissen. Mit dem Versuch, alles ergründen zu wollen, ist Goethes "Faust" gescheitert und das weiß ich wohl. Ich respektiere Menschen, die festen Glaubens sind, aber ich respektiere auch Menschen, die wie Kierkegaard denken, dass der Zweifel die Pforten der Hölle sprengt.
Auf den folgenden Satz könnte ich mich mit dir verständigen: "Wo das Wissen aufhört, fängt der Glaube an." Aber glauben können ist kein Verdienst, es ist Gnade.
Liebe Grüße
Ekki
DerAutor (42)
(07.02.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.02.11:
Lieber John,
deine Fragen sind nicht leicht zu beantworten. Ich versuche es. Ich beziehe Erfahrungswissen besonders auf den Umgang mit Menschen. Da hält besonders Erfahrungswissen, das in Vorurteile umgewandelt wurde, lange an. Es kann, aber muss nicht auf Schmerzen beruhen. Dann macht man eine Erfahrung, die die Vorurteile widerlegt. Die hinterlässt meines Erachtens dann noch tiefere Spuren.
Dein zweites Beispiel zum theoretischen Wissen leuchtet mir sehr ein, weil das Umdenken so mühselig ist. Und dennoch meine ich (exakt beweisen kann man das wohl nicht), dass Erfahrungswissen, das in den endothymen Grund absinkt, tiefer wurzelt als jedes theoretische Wissen.
Danke für deine begründeten Zweifel.
Ekki

 loslosch (07.02.11)
Widerspruch zu 3. Wenn man "viel" prozentual ausdrückt, ist das Argument futsch. :)

Ziff. 4 enthält viel historisches Wissen. Ich glaube, es verstanden zu haben. Lothar

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.02.11:
Widerspruch zu 3. Wenn man "viel" prozentual ausdrückt, ist das Argument futsch. :)
Ich wollte es so gerne festhalten, Lothar, deshalb habe ich auf die Prozente verzichtet
Dank und Schmunzelgrüße
Ekki

 moonlighting (07.02.11)
Lieber Ekki,
deine Aphorismen sind immer besonders.

Die NR.8 Erfahrungswissen kann man nicht toppen.

LG
Moonlight

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.02.11:
Vielen Dank, Moonlight. Ich hoffe, dass erkannt wird, dass Aphorismen nie der Weisheit letzter Schluss sind, nie sein können. Die persönliche Perspektive spielt beim Autor und beim Leser eine große Rolle.
Liebe Grüße
Ekki

 ViktorVanHynthersin (07.02.11)
Wir schreiben unser Geschichtswissen (insbesondere über Kriege) seit Jahrtausenden auf, katalogisieren ist, pressen es in Bücher, predigen es den Schülern und Studenten... und vergessen es schlagartig, wenn wir vor einem neuen Krieg stehen.
Herzlichst
Viktor

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.02.11:
Herzlichen Dank, Viktor. Das Fatale daran ist, dass die Kriegstreiber nicht nichts wissen, sondern sehr genau wissen, wie sie ihren Profit machen oder dass sich Massen immer wieder von Gewalt beeindrucken lassen.
Liebe Grüße
Ekki
SigrunAl-Badri (52)
(08.02.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.02.11:
Es ist mir sehr recht, liebe Sigrun, ich freue mich sehr darüber.
Herzlichst
Ekki

 Ephemere (09.02.11)
Anregende Gedanken - wobei 2. mich sehr stark an Nietzsche erinnert, der sagte "Auch der Mutigste von uns hat nur selten den Mut zu dem, was er eigentlich weiß."

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.02.11:
Lieben Dank, Ephemere, wie recht hat Nietzsche doch. Manchmal wünsche ich mir mehr Mut.
lg Ekki
ichbinelvis1951 (64)
(13.02.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.11:
Herrlich Klaus, dieses Gleichnis von dem Elefanten und der Maus. Es ist für mich ganz neu, aber ab heute fest in meinem Gedächtnis verankert.
Vieln dank und liebe Grüße
Ekki
Jack (33)
(04.04.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.04.11:
Wie kann ich dir dafür danken, Jack, dass du meinen Sprüchen so viel Zeit geschenkt hast? Alle deine Antworten sind wichtige Relativierungen, denn prinzipiell dürfen Aphorismen nicht den Anspruch auf Wahrheit erheben. Bestenfalls sind sie Türöffner, die einen Widerschein der Wahrheit erkennen lassen.
Ich hoffe, dass deine witzigen, tiefgründigen Antworten viele Leser finden.
Mit meinen besten Grüßen
Ekki

 TrekanBelluvitsh (03.03.16)
Ich greife mir mal welche heraus.
Zu 2: Das Unterbewusstsein bedient sich aber zumeist auch seltsamer Sprachen. Die zu verstehen, muss man lernen, das kann keiner von sich aus.
Zu 4: Das kann sein. Allerdings funtionieren die Systeme, die politische Häftlinge festsetzen, ihnen gegenüber nicht rational. darum fürchte ich, dass fürs überleben hauptsächlich der Zufall zuständig ist.
Zu 6: Ein Universalgelehrter ist heute in der Tat ein Ding der Unmöglichkeit. Hat man jedoch ein Fachgebiet und für andere Themen ein offenes Ohr UND(sic!) ist in der Lage zu abstrahieren, kann man dem selben Ding entgegenstreben, worum die früheren Universalgelehrten bemüht waren: das Verständnis der Welt - solange man nicht erwartet, eine endgültige Antwort zu finden.
Zu 8: Veto! Das eine befruchtet das andere - auch wenn das den theoretisch Wissenden und den Erfahrenden oft nicht bewusst ist (weil sie die andere Seite verachten?). Dabei gibt es keinen eindeutigen Zusammenhang. Mal läuft der Fluss zum Meer und mal bergauf.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 03.03.16:
Vielen Dank für deine Denkanstöße, Trekan.
zu 2: im Gegensatz zu dir fürchte ich, dass die meisten Menschen die Sprache ihres Unterbewusstsein viel zu gut verstehen, dass sie sie aber nicht hören wollen, weil sie unbequeme Verhaltensänderungen verlangt.
zu 4: Wenn du unter rational verstehst, dass die Inhaftierenden die Beweggründe ihrer Gegner nicht wirklich verstehen wollen, hast du Recht.
Aber ihre Repressalien, so schrecklich sie auch sind, haben dasSystem der Zermürbung und insofern sind ihre Methoden rational.
zu 6: Hier stimme ich dir teilweise zu, bleibe aber dabei, dass das Verständnis der Welt, wenn es nicht religiös ist, mit der Entwicklung der Wissenschaften immer komplexer wird, weil die moderne Forschung in höherem Tempo neue Fragen als neue Antworten erzeugt.
Zu 8. Ja, bei sehr reflektierten Menschen treten theoretisches Wissen und Erfahrungswissen in ein fruchtbares Wechselspiel ein, aber das sind nur sehr wenige.
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