Vom Gärtner und den Fischern

Lyrischer Prosatext

von  Georg Maria Wilke

Einst pflanzte der Gärtner des Lebens
Blumenbeete für die Ewigkeit,
streute Samen der Weisheit auf das
werdende Land und setzte Worte
in die unschuldige Erde, auf dass
jeder Keimling, jede Pflanze,
eine prächtige Blüte werde.
Nur zum Schmucke nahm der Mensch
die Blüten in sein Heim,
doch alle Blüten welkten,
jede Blume ging kümmerlich ein.
Der Gärtner, voll der Liebe,
züchtete dornenlose Triebe,
für das Herz und das Gemüt,
zog ranke, schlanke Winden,
die das Denken überwinden,
grub den Dornenbusch an nahem Felsen ein,
so dass roter Flammenriese
in dem Busche dann ersprieße,
mit den feurig züngelnd Zungen,
aus dem Worte einst erklungen.
Doch des Gärtners himmlisch´ Triebe
sollten für die Erde sein.
Die Sonne erwärmte jede Pflanze,
aus der Ranke sproß der Wein,
der getrunken mit gebrochenem Brote,
das letzte Mahl am Abendtische,
mit seinen Jüngern ganz allein -
und die Fischer fingen keine Fische,
sondern Seelen, ohne Netze,
nur das heilig´ Wort sollt´ Reuse sein.

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