My Valentine

Ballade zum Thema Liebe und Tod

von  Bellis

Oh, über Jahre hat sich Übles in mir aufgestaut.
Ich glaub, ich hab mir seine Macke zu lang angeschaut.
Ihn darauf hinzuweisen, hab ich mich noch nie getraut.
Doch nun packt Mordlust mich, dass es mich vor mir selber graut.

Es kotzt mich an, dass er zu Hause erst zum Sofa trabt,
sich dort zerstreut und rasend schnell durch die Kanäle zappt,
und dann samt Fernbedienung in der Hand zum Kühlschrank schlappt
und, ohne mich zu fragen, sich an Schokolade labt.

Mich regt es auf, wenn er die Zähne in die Tafel haut,
und Krümel überall verschmiert und sich das Hemd versaut,
wie er übers Papier gekrümmt genussvoll schmatzt und kaut
und dabei knurrt! Als ob man einem Hund den Knochen klaut!

Ich hasse es, wie er gefräßig nach den Bissen schnappt,
wie er so dumpf und seltsam ploppend seinen Mund zuklappt.
Es wurmt mich, dass er Stück um Stück sich in den Rachen pappt,
gehetzt, als hätt’ er nie so etwas Leckeres gehabt.

Ich fühle, wie sich in mir schokoschwarze Wut aufbaut.
Doch, heute tu ich was! Ich hole Luft und schreie laut:
„Gib mir was ab!“ - Es ist zu spät, er hat schon vorverdaut
und zeigt es mir. Mein Appetit ist plötzlich abgeflaut,

mein Zorn ist’s nicht. Mein Freund, ich bin im Messerwurf begabt!
Doch da verblüfft er mit Konfekt - mit Mandeln, frisch geschabt!
Das Messer noch im Griff - flugs ist das Schleifenband gekappt.
Ich nasche froh - und merke kaum, wie Nacht mich überschwappt...

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