Der Himmel erdrückt mich, flüsterte sie.

Text zum Thema Abgrund

von  ZornDerFinsternis

Und es bleibt nichts.
Die Hochhäuser werfen wie immer ihre beängstigenden Schatten.
In den Hinterhöfen bekomme ich immer noch bei Tony, was der Alltag uns nicht bieten kann.
Für nen Fuffy lässt sich das Leben für ein paar Stunden ertragen.
Und die Sonne lächelt zwischen seinem verfilzten, strohblondem Haar und der Zahnlücke.
Gläser klirren. Wir begießen den Sonnenaufgang mit einer Pulle Whisky.
In seinen Augenrändern legt sich der Lärm des Lebens schlafen.
Tony ist wie Gut-und-Böse. In einer Person. Tausend Gesichter.
Die Graphities an der Zeche stehen ihm gut. Der Schlamm und die Blutspritzer an Springerstiefeln
und in seinem kantigen Gesicht verleihen ihm eine extreme Männlichkeit.
Die nächste Zigarette, der nächste Fick. Wieder schwanger. Wahrscheinlichkeit einer Aidsinfektion
wieder mal erhöht. Potentiell labil. Suizidgefährdet. Ficken. Saufen. Rauchen. Wieder ein Joint.
Wieder fünf Minuten Leben "weggeschmissen".
Die Wände kommen auf mich zu. Der Himmel erdrückt mich, mit all seiner Schönheit und diesen bizarren Fragen.
Regen. Und die Nacht spült unsere Schmerzen tiefer in uns hinein. Wieder schlägt er mich.
Wieder lächle ich. Und wieder bleibt nichts. Nur eine Nacht, mit kohlefarbenen Tränen und Blutergüssen.
Rein - raus. Er kommt. Ich bleibe zurück. In den Trümmern meiner kleinen, kaputten Welt.
Er ext die nächste Bierflasche. Die Sonne schaut beinahe ängstlich um die Dächer der Siedlung.
Der Balkon ist voller Kippen und Kotze. Meine Arme sind mit Messerschnitten übersät. Wieder ein Knacken von Faust auf Knochen. Er lächelt.

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Kommentare zu diesem Text


 princess (19.02.11)
Die Sonne schaut beinahe ängstlich um die Dächer der Siedlung.
Nichts macht diese Szene, Anni, für mich sichtbarer, spürbarer als dieser Satz.
Liebe Grüße, Ira
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