gestern war anders

Text zum Thema Abschied

von  makaba

Ich sehe dich an und bin gelangweilt. Eigentlich bist du gerade erst gekommen, aber ich freue mich jetzt schon wieder darauf, dir tschüß sagen zu können. Ich stelle mich auf Smalltalk ein und werde nicht enttäuscht. Du fragst mich wie es mir geht, ich lüge dir grinsend ins Gesicht. Ich frage dich dasselbe und du fängst an zu klagen. Alles wie immer. Ein Blick auf die Uhr. Nicht spät genug um schon verschwinden zu können, (man will ja höflich bleiben).
Wie es meinem Kater geht willst du wissen. Ich verweise auf das kalte Wetter (hat genauso viel Informationsgehalt). Nach genau 10 Minuten sind die Gesprächsthemen erschöpft. Das war schon damals so, doch da haben wir einfach miteinander geschlafen und alles war gut. Äußerlich. Innerlich dann auch, weil man war ja zufrieden.
Jetzt nippst du an deinem Bier.
Und ich schaue noch einmal auf die Uhr.

Du fängst an von Früher zu reden. „Schnee von gestern“, sage ich kalt. Ob ich glücklich bin? Wieder eine grinsende Lüge mitten in dein Gesicht. Und nun?

An der U Bahnhaltestelle überlege ich kurz, ob ich dich mit zu mir nehmen soll. Beim Gedanken daran dich zu küssen wird mir unwohl, was wohl das stärkste Argument dagegen ist.

Beim Abschied sage ich nicht „Auf Wiedersehen“, ich sage: „Machs gut“. Dir ist es nicht aufgefallen.

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Kommentare zu diesem Text

KoKa (42)
(20.02.11)
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 Omnahmashivaya (20.02.11)
Da sprichst du mir aber aus der Seele... Diese Gedanken kenne ich sehr gut.
Irgendwann verschwindet der Reiz und auch die Gefühle, wenn sie überhaupt jemals da waren...
Abschiede können auch erleichternd sein oder gar gleichgültig.
Dennoch ist der Text für mich persönlich ein wenig traurig, weil er mich an eine ähnliche Situation erinnert.
Auf jeden Fall ist das Thema gut in Worte verpackt worden.
LG Sabine
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