Auf meine Frage warum du mich liebst hast du dir eine Zigarette angesteckt und mich abschätzend angeschaut. „Weil du schreiben kannst, für dich ist das Leben ein story book und ich komme darin vor. Du suchst dir Menschen aus die eine kaputte, interessante, leidende Geschichte haben. Und nur diese verknüpfst du letzten Endes mit deiner eigenen Geschichten. Eigentlich sind all deine sozialen Kontakte nur Spielfiguren auf deinem riesigen Schachbrett doch im Endeffekt verlieren sie alle, zumindest dich. Das ist genau der Grund wieso ich versuche dich zu lieben, weil dich endlich jemand besiegen muss.“
Du ziehst deine Mundwinkel unnatürlich nach oben und fährst dir mit deinen chronisch kalten Händen durch die Haare. Während ich immer noch furchtbar melodramatisch in meinem Abendkleid im Schnee sitze, die Sektflasche umklammere und dich anstarre wieso du mir nicht auf hilfst, wieso du da einfach so scheiß selbstgefällig an deiner scheiß Kippe ziehst und mir nicht sagst dass ich hübsch aussehe in diesem Kleid.
Weil du furchtbar hässlich aussiehst, und Kleider dass auch nicht ändern, weil dir niemand helfen kann wenn du dir selbst im Weg stehst. Du willst doch hilflos sein.
Irgendwann bin ich aufgestanden, hab mein Kleid abgeklopft und bin auf den Weg gestapft, mit viel zu hohen Schuhen und viel zu kleinem Herzen. Wir gingen durch den Wald, ich weiß nicht einmal mehr was wir gesucht haben, vielleicht die Bahnstation, den Bus oder vielleicht einfach Gefühle die ich vor langer Zeit abgelegt habe, die meiste Zeit haben wir geschwiegen, es gab nichts zu sagen dass die unglaubliche eisige Kälte zwischen uns hätte schmelzen lassen.
„Wenn du dir immer mehr Tiefpunkte in deinem Leben aussuchst die die Geschichte spannender machen wirst du dich irgendwann in einem dieser Tiefen verlieren. Du wirst dann fallen und Niemand wird da sein der dir auf hilft, weil du all deine geliebten Menschen bereits verspielt hast.“ Du bleibst unter einer bedrohlich gebeugten Tanne stehen, berührst für einen Wimpernschlag die Schleife unterhalb meiner Brust und schaust mir mit so viel Unverständnis in die Augen dass ich schlucken muss.
„Ich suche mir keine Tiefpunkte, das geschieht alles einfach.“ Ich schaue mich um, suche panisch einen Weg aus dem Wald und einen Weg aus diesem Gespräch mit einem Mann der mich durchschaut hat, ich fühle mich wie Rotkäppchen im Wald, die gerade vorm bösen Wolf steht und in ihrem Körbchen all die Lasten trägt. Oder wie Forrest Gump mit Bubba auf den Schultern, mit dem Tod auf dem Rücken, den endlosen Urwald durchquerend.
Es ist so laut hier, so unglaublich laut. Ich höre nicht einmal meinen Herzschlag und deinen erst recht nicht.
„Lass uns gehen. Mir ist kalt.“ Und deine Worte rammst du mir wie Eiszapfen ins Hirn weil du mein Herz nicht findest und ich den Weg selbst nicht mal weiß.
Dort wo wir hingingen war die Musik so laut dass sich mein Herzschlag ihrem Beat anpasste. Ich tanzte und warf mein Haar hin und her. Trank und genoss das Gefühl der wohligen Wärme die ich mit jedem weiteren Schluck Alkohol verstärkte. Ich achtete nicht auf die Mädchen die sich an dich schmiegten und dir ihre, mit Lippenstift verschmierten, Münder auf die Haut pressten. Ich achtete nicht auf ihre Hände auf deinem Körper und nicht auf ihre gesäuselten Worte in deinen Ohren. Ich hatte bereits mein Ende mit dir im Kopf, den Schlussakt bereits geschrieben. Ich brauchte weder dich noch deine aufklärenden Worte.
Also beruhigte ich mein Herz, ging von der Tanzfläche, nahm meinen Mantel vom Haken im Flur, drückte dir einen Kuss auf die Wange und flüstere dir ins Ohr „Du hast mich nie gefragt wieso ich dich mitspielen lasse. Aber ich werde es dir verraten, keine Sorge, ich beeile mich damit dieses Miststück neben mir weiter an deinem Ohr knabbern kann. Ich wollte dir beibringen dass Zigarettenrauch genauso schimmern kann wie Seifenblasen, du musst nur den Joker ziehen.“
Anmerkung von SunnySchwanbeck:
oldie.
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