Zacharias Bretzelburgs wundersame Antenne

Text zum Thema Weihnachten

von  Lala

IX.

Es waren schlimme, kalte Zeiten für Zacharias. Frau Silberstein war nicht so freundlich wie sonst und setzte sich auch nicht zu ihm zum Fernsehen, sondern in ihre Leseecke, las auch tatsächlich und ignorierte ihn. Und auch von seinen Keksen oder Kuchen, kostete sie eher höflich, als gierig. Es war Zacharias so unangenehm, dass er feststellte, dass er über dieses Ungemach, diese Ungemütlichkeit so sehr nachdachte, dass er sich von seiner Lieblingsserie ablenken ließ, dass er sich dabei ertappte, dass er viele Minuten, allein mit sich gewesen sein musste und für und wider des Silbsersteinschen Verhaltens in seinem Kopf abgewogen hatte und dass die ganze Zeit kein Bild und auch kein Ton gelaufen war.

Natascha setzte sich nur zu ihm, wenn die Nachrichten liefen und im Fernsehen die neuesten Erkenntnise über Zachs Antenne gebracht wurden. Sie sagten, die Antenne hätte durch einen unglaublichen Zufall interessante Möglichkeiten der Kommunikation eröffnet, die Seriösität sei in der entfernten Urheberschaft des russischen Physikers Fock zu suchen, müsse aber grundlegend verfeinert und die Antenne komplett umgebaut und sowohl visuell als auch olfaktorisch vollkommen anders designt werden. Dann brachten sie meistens Bilder wie Andrej und Pepe sich in irgendwelchen Gerichtssälen oder vor Petitionsausschüßen in den Haaren lagen, sich anspuckten oder gemeinsam die Uno verklagen wollten. Natascha schüttelte immer den Kopf wenn Zacharias sie fragte, ob sie Andrej kenne oder mit ihm verwandt sei.

In den Nachrichten wurde auch gesagt, dass das Original eigentlich nicht funktionieren würde. Die im Internet eingestellten Clips seien allesamt Fakes und schlecht gemachte Täuschungen, die auf zufälligen Empfang zurückzuführen seien. Ausnahmsweise waren sich Zacharias und Natascha einig, dass selbst Radio Eriwan wahrhaftigere Nachrichten bringen würde, auch wenn Bretzelburg nicht genau wusste, was Natascha damit meinte. Genauso war es, wenn Natascha zu den Meldungen einfach „Nebbich“ sagte. Er hatte keine Ahnung was es bedeutete, aber „Nebbich“ war das erste Wort, was einen eigenen Monitor, einen Soundmonitor gewißermaßen, in seinem Gehirn erhalten hatte. Nebbich war ein Wort wie ein wohlschmeckender Keks. Und einen wohlschmeckenden Keks soll man einfach genießen.

Am besten mit Kakao.

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