Verstellungskünste

Glosse zum Thema Selbstdarstellung

von  loslosch

Vultus est index animi (Cicero, 106 v. Chr. bis 43 v. Chr.; De legibus). Das Gesicht ist Ausdruck der Seele.

Ähnlich auch das geflügelte deutsche Wort: Die Augen sind das Fenster zur Seele. Wenn diese Sentenz je richtig war, dann passt sie nur auf die einfach strukturierten und penibel ehrlichen bzw. gehemmten Mitmenschen. Die Technik des Sich-Verstellens (eine Art von vergeistigter Mimikry) ist uralt, sie hat sich über die Jahrtausende sogar noch verfeinert - mit Schüben der Effektivität in der Jetztzeit durch die Medialisierung von Kommunikation. Der geschulte Blick kann die Ergebnisse dieser "Kulturtechnik" vom Fernsehsessel aus genießen. Dann bei sich selbst zu implementieren versuchen.

Diese zeitgebundene Fehleinschätzung wollen wir dem großen Cicero nachsehen.

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Kommentare zu diesem Text

Sappho (48)
(01.05.11)
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 loslosch meinte dazu am 01.05.11:
Haha! Cicero glaubte noch an die Götter, wenn auch reservierter als seine Zeitgenossen im Blick auf das aktive Eingreifen ins Weltgeschehen.

Clinton war gehemmt, er hatte eine (zu) lebhafte Erinnerung. :)

Bitte Wiki zum Polygraphen lesen. Auszug:

Es sind viele Fälle bekannt geworden, in denen durch das Vertrauen auf Lügendetektoren Schaden angerichtet wurde.

Aldrich Ames war ein Mitarbeiter der CIA, der geheime Informationen an die Sowjetunion verkaufte. Vor allem handelte es sich dabei um die Identitäten von Quellen im KGB und dem sowjetischen Militär, die die USA mit Informationen versorgten. Dies führte dazu, dass mindestens 100 Geheimoperationen aufflogen und mindestens 10 Informanten hingerichtet wurden. Ames bestand während seiner Spionagezeit zwei Lügendetektortests bei der CIA und wurde erst durch das eingeschaltete FBI aufgedeckt. Wie er später erzählte, hatte er vor den Tests seinen sowjetischen Kontakt gefragt, was er tun solle. Ihm wurde gesagt, er solle sich bei den Tests einfach entspannen, was er dann tat.

Die Lügendetektoren wären längst in D erlaubt, wenn sie reproduzierbare Ergebnisse lieferten. Das Pokerface wird nie untergehen. Lothar
Caty (71)
(01.05.11)
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 loslosch antwortete darauf am 01.05.11:
Ich spreche nicht jedem Typ "Ehrlich" Klugheit ab. Siehe oben, Clinton. Somit sind die Schlussfolgerungen unzutreffend. Das schließt jedoch nicht aus, dass ich etwas zu verbergen habe. :) Lothar
Caty (71) schrieb daraufhin am 01.05.11:
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 loslosch äußerte darauf am 01.05.11:
klar doch, bei eindeutiger Beweislage. Hier das Zitat aus "Stadtmenschen" bei Dir. Ich schrieb:

"Ein Mensch meiner Provenienz schaut erst in den Duden, bevor er die Klappe aufreißt. Eine Regel, noch dazu eine urdeutsche, gibts gar nicht. Siehe Admiral, Pl. Admirale und Admiräle. Wer sich mit der Umlautung im Plural näher befasst, muss einsehen, dass die deutsche Sprache ein Dickicht mit Stolpersteinen ist. Lo"

Es war ein dezenter Hinweis auf einen Deiner Rekomms vorher, wo Du "Provinienz" schriebst. Leider war Dir das nicht aufgefallen, sonst hätte es dieser Offenlegung jetzt nicht bedurft. Sorry. Lo
Caty (71) ergänzte dazu am 01.05.11:
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 loslosch meinte dazu am 01.05.11:
Das eine hätten wir dann schon mal gelöst. Nun das andere. Du schriebst:

" ...mit einem gehörigen Schuss Arroganz dabei (ihr seid was Besseres, ihr kommt aus gutem Hause oder so ähnlich). Das, loslosch, ist rohes Klassendenken, Radfahrerdenken, und zwar ein sehr aggressives, immer nach unten tretend. So auch habe ich, bestimmt nicht missverständlich, deine Äußerung von "deiner Provinienz" verstanden ..."

Doch, hast Du missverstanden. Ich schrieb damals:
"Ein Mensch meiner Provenienz schaut erst in den Duden ..."

Ebenfalls erkennbare Ironie. Ich oute mich zugleich als lernwilliger schlichter Duden-"Leser". :) Lo

 Bergmann meinte dazu am 03.05.11:
Es gibt nur einen Weg zu einem echten Dialog/Gedankenaustausch auf gleicher Augenhöhe: Differenzierte Sprache und viel Wissen erwerben, sich lösen von aller Unmündigkeit, kritisch denken, prüfen, urteilen, lernen, lernen, lernen, üben, üben üben, die Argumente des Dialogpartners frei von jeder noch so (vielleicht) nachvollziehbaren Antipathie sehen und erkennen, was an der eigenen Position noch abhängig ist von subjektiver Voreingenommenheit, so frei wie möglich werden von allen sozialen Abhängigkeiten (Provenienzen), die auf mich wirken - im Denken und Schreiben können wir alle gleich sein, göttlich ganze Welten und Gedankengebäude erschaffen.
Caty (71) meinte dazu am 03.05.11:
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 Didi.Costaire (01.05.11)
Hallo Lothar,
neben dem Gesicht spiegelt auch der restliche Körper das Innenleben wider. Das erschwert die Tarnung.
Hier: Nach vorne gereckter Kopf, schmales Hemd; das Falten wirft; ausladende, abgestützte Armhaltung.
LG, Dirk
(Kommentar korrigiert am 01.05.2011)

 loslosch meinte dazu am 01.05.11:
Gestützt auf meinen Lacher im Vorkommentar. Fein beobachtet, Dirk. Lothar

 Dieter Wal (04.05.11)
Holla die Waldfee, sind da viele gelehrte Kommentare darunter! Super Resonanz erzeugt, Herr Dichter!

Mir stellt sich das Welttheater im Großen wie im Kleinen als Stimulans dar, aus dem eine erhebliche Quelle des Glücks sprudelt. Wenn beispielsweise mein "Ex-Freund" Ludwig sich meisterhaft bei frauenfeder (rip!) chiffriert, wenn er böse sein will, dann genieße ich die super Show und freue mich, dass es so unglaublich fiese und bis in den Wahnwitz clevere Fieslinge gibt. Ist nicht alltäglich.
(Kommentar korrigiert am 04.05.2011)

 loslosch meinte dazu am 04.05.11:
rip dechiffriert: Requiescat in pace. Danke fürs Extralob, Dieter :) Lothar

 loslosch meinte dazu am 04.05.11:
Mir schrieb mal jemand: "Das Gesicht mag der Ausdruck der Seele sein, für den, der sie hinter der Fassade zu erkennen vermag." Ich verrate jetzt nicht, wer mir das schrieb. Lo
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