Verträumte Mittagsstunde im Eiscafe

Alltagsgedicht zum Thema Traum/ Träume

von  EkkehartMittelberg

Das vom sanften Lufthauch bewegte
Blattgewirk einer Akazie
spiegelt sich im Glastischchen vor mir.
Schwülwarme Luft  hüllt alle Gäste ein.
Schmachtende Töne einer Schnulze über den Sommerwind,
flirrendes Gelächter,
gelangweilte Blicke
hinter halb geschlossenen Lidern
streifen mich.

Ich dämmere
willenlos vor mich hin,
Assoziationen ziehen
durch mein träges Hirn:
Das türkische Café von August Macke,
Zeilen von Gottfried Benn
über die Götter,
die die Waage* eine zögernde Stunde anhalten.

Düfte von Kaffee, Rauch und Parfum
lösen meine Gedanken auf.
Zwischen Traum und Wachen
gleiten sie dahin.

Wieder zielbewusst,
vom Strom der Passanten
mitgerissen,
frage ich mich,
ob sie nicht die besten Stunden
des Lebens sind,
diese zerstreuten Mittagsträume.

* Benn meint mit der Waage nicht das Justizsymbol, sondern die Waage der Zeit.

© Ekkehart Mittelberg, Mai 2011

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Kommentare zu diesem Text

Skandia (43)
(23.05.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.05.11:
Es freut mich, dass du die Stimmung teilen kannst. Silke. Ich wünsche dir für diesen Sommer viele verträumte Mittagsstunden.
Herzlich
Ekki
KoKa (42)
(23.05.11)
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 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 23.05.11:
Vielen Dank für deinen so fantasievoll auf das Gedicht abgestimmten Kommentar, John.
ichbinelvis1951 (64)
(23.05.11)
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 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 23.05.11:
Ja, danke Klaus, da kann ich dir nur zustimmen. Den Gedanken von der verträumten Zeit hat meines Wissens Nikolaus Lenau am weitesten getrieben: "Drei Zigeuner sah ich einmal..." lesenswert!

 moonlighting (23.05.11)
Das ist genießen .....la dolce vita......ich habe mich gerade dazu geträumt......

LG
Moonlight

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 23.05.11:
Vielen Dank auch dir Moonlighting. Ich weiß es zu schätzen, mit dir im Traum verbunden zu sein.-))).
LG
Ekki
Anne (56)
(23.05.11)
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 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 23.05.11:
Ja, Anne, sie sind herrlich, die zerstreuten Mittagsträume. Ich kann mich dabei wunderbar entspannen und den Assoziationen einfach nachgeben. Vielen Dank fürs Kommentieren.
Liebe Grüße
Ekki
wa Bash (47)
(23.05.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.05.11:
Besten Dank, wa Bash. Es kommt einem so vor, als würde man nur "hindösen". Tatsächlich handelt es sich aber um eine kreative Zerstreuung, weil sich die Gedankenfetzen wie im Cut up-Verfahren zu neuen Vorstellungen verknüpfen.
SigrunAl-Badri (52)
(23.05.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.05.11:
"Willenlos träge" - das trifft es, Sigrun. Lieben Dank auch für den Hinweis.
Herzliche Grüße
Ekki

 Didi.Costaire (23.05.11)
Hallo Ekki,
es sind sehr gute Stunden, die du mit schönen Worten beschrieben hast. Steigerungsmöglichkeiten gibt es natürlich immer.
Liebe Grüße, Dirk

 loslosch meinte dazu am 23.05.11:
Woran Du wieder denkst! Lo

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.05.11:
Besten Dank, Dirk. Ob die Steigerungsmöglichkeiten etwas mit altersbedingtem Antriebspotentail zu tun haben?
Liebe Grüße
Ekki
träumerle (55)
(23.05.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.05.11:
Vielen Dank, Karin. Wer freut sich nicht, wenn er jemanden findet, der seine Vorlieben teilt.
LG
Ekki
magenta (65)
(23.05.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.05.11:
Das ist wohl der springende Punkt, Magenta, dass E s während der Entspannung in einem denkt und fühlt. Danke schön!
LG
Ekki

 loslosch meinte dazu am 23.05.11:
Das gesunde Gehirn soll eigentlich nicht völlig abschaltbar sein, hörte ich jüngst in einem Radiofeature. Ich dachte immer, wenn man schläft und nicht träumt, sei der Denkapparat auf Null. Naja, auch eine Schutzmaßnahme seit Urzeiten. Lo

 loslosch (23.05.11)
Du hast das "dolce far niente" gut eingefangen, Ekki. Lothar

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.05.11:
Vielen Dank, Lothar. Das Paradoxe ist, dass sich das dolce far niente nur einfangen lässt, wenn man sich ihm hingibt.
Ekki

 loslosch meinte dazu am 23.05.11:
Neurotikern soll das manchmal schwerfallen, Ekki. Aber WIR können das! Lo

 AZU20 (23.05.11)
Das sind sie. Sonst hättest du sie auch nicht so großartig einfangen können. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.05.11:
Ja, lieber Armin, diese verträumten Stunden sind flüchtige Gesellen; sie lassen sich nur für kurze Zeit einfangen.Vielen Dank auch dir.

 Songline (23.05.11)
Wenn man sich auf diese Stimmung einlässt, sitzt man gleich mit dir im Café. Schön!

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.05.11:
Ich halte dir gern ein Plätzchen frei, Songline, um gemeinsam mit dir zu träumen.
Danke fürs Kommentieren.
LG
Ekki

 irakulani (23.05.11)
Lieber Ekki, welch ein wunderschönes "Mitbringsel" aus dem Urlaub, dein Gedicht!

"diese zerstreuten Mittagsträume".
"Ich dämmere
willenlos vor mich hin,
Assoziationen ziehen
durch mein träges Hirn"

Das ist der Nährboden für die Kreativität, oder? Willenlose Momente, in denen Gedanken kommen und gehen, keinen Regeln unterworfen, sich einfach "einschleichen"...

Ich wünschte mir mehr solche Momente - bei mir zumindest sind sie die fruchtbarsten.

Ich freue mich, dass du wieder da bist, Lieber Ekki,
herzliche Grüße,
Ira

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.05.11:
Ja, darum geht es auch bei der Kreativität, liebe Ira, willenlos zu sein, damit die Gedanken sich einschleichen können. Aber du weißt ja, dass man nicht willentlich willenlos sein kann, es muss sich ergeben. Vielen Dank für deinen klugen Kommentar und herzliche Grüße zurück.
Ekki

 Prinky (23.05.11)
Ein Cafe ist wie eine Stimmungswanne, in die das Wasser eingelassen wird, welches man beim Baden genießt.
Schöne Bilder, die zum träumen anregen, und die Sonne tut das ihrige dazu.
Micha

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 24.05.11:
Vielen Dank für deinen metaphorischen Kommentar, Prinky
LG
Ekki
steyk (57)
(24.05.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 24.05.11:
Mir ist es ein Vergnügen. dein Kompliment zu lesen, Stefan. Vielen Dank und herzliche Grüße zurück
Ekki

 ViktorVanHynthersin (24.05.11)
Zwar bin ich nicht der Meinung, dass die zerstreuten Mittagsträume die besten Stunden des Lebens sind, aber sie gehören sicherlich zu den Zeiten, in denen man die Seele baumeln und sich den eigenen Gedanken hingeben kann. So wie Dein Gedicht, lieber Ekkehart, genieße ich auch die Zeit im Cafe - immer wieder gerne!
Herzliche Grüße
Viktor

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 24.05.11:
Du kennst mich sehr genau, Viktor. Der Hinweis auf die besten Stunden des Lebens ist cum grano salis zu verstehen. Mit deinem Einwand, gibst du mir Gelegenheit, dies anzumerken.
Vielen Dank und herzliche Grüße zurück
Ekki
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