Herbst...im Herzen

Short Story zum Thema Enttäuschung

von  Prinky

Langsam brach die Dämmerung über die Stadt ein, und die Lautstärke der Automotoren war auf ihrem Höhepunkt angekommen. Berufsverkehr.
Ich nahte mich unserem Bahnhof, und in meinem Herzen war dieses unbändige Gefühl von grenzenloser Freude. Gleich würde Sie kommen. Ein Lächeln breitete sich über mein ganzes Gesicht aus. Fahnenmeere die Freude, ähnlicher derer in einer Fußballarena leuchteten wie ein Lichtblitz aus einer abgestorbenen Steppe.
Auf meinem Weg in die unterste Bahnhofshalle, in dem die S-Bahnen aus Bonn alle zwanzig Minuten einfahren, zogen mir viele Gedanken durch den Kopf. Nach all der Zeit der grenzenlosen Einsamkeit hatte ich endlich jemanden gefunden, die mir das Gefühl gab, endlich nach Hause gefunden zu haben.
Es war recht viel los da unten, und obwohl ich fast pünktlich war, hatte ich dieses komische Gefühl doch zu spät angekommen zu sein.
Ich sah mich um in diesem Pulk von Menschen, und war recht zufrieden sie nicht zu sehen, denn dann war sie ja anscheinend noch nicht da, und sie musste so auch nicht auf mich warten.
Der Kopf, angefüllt mit verschiedenen Gedanken, die sich aber allesamt um sie zu drehen schienen, setzte ich mich auf eine der vielen Bänke, die noch frei da unten rumstanden. Die Beine etwas nach vorne gestreckt, wartete ich auf die nächste Bahn. Und da kam sie auch schon. Eigentlich waren es zwei, aneinandergeleint, wie man auch sagen könnte.
Und dies erhöhte meine Chance sie gleich zu sehen, denn es gingen schließlich eine Menge Türen auf.
Ich stand auf, als die Türen sich endlich öffneten, und mit leicht erregtem Gemüt sah ich mich um, doch Sie stieg nicht aus.
Enttäuschung machte sich breit.
Ich kramte mein Handy aus meiner Hose, und schrieb ihr, wo sie bliebe, bzw. wo sie denn wäre?
Aber es kam keine Antwort, und da fiel mir doch ein, daß sie mir beim letzten Besuch doch sagte, daß sie momentan kein Geld habe, um sich eine neue Karte fürs Handy zu kaufen.
Also wartete ich noch eine Bahn ab, und noch eine, und so vergingen beinahe anderthalb Stunden, in dem sich mein Frust und meine Enttäuschung langsam auch in eine kleine Wut verwandelte. Schließlich machte ich mich auf den Weg zu meinem Auto, und fuhr nach Hause. Wieder mal gab es statt prickelndem Sex, und wohliger Nähe nur zwei Scheiben Toast mit Scheibletten-Käse, und einer Flasche billiger Oettinger Plörre.
Auf dem Anrufbeantworter fand ich eine Nachricht von ihr, in dem sie das Treffen absagte, weil sie sich nicht gut fühlen würde. Ich schaute bei Facebook rein, und bemerkte das sie online war.
"Hallo Schatz," schrieb sie da, und ich war froh. Zu spat bemerkte ich allerdings, daß sie mit einem anderen chattete. Ihre Antwort auf meine Frage, warum sie mich denn versetzt hatte, beantwortete sie kurz und kühl.
"Ich mache Schluss" sind nur drei Worte, aber sie sind auch brutal. Es sind Worte, die verletzen, wenn man verliebt ist. Und das war ich. Aber der Rhein fließt in den Norden, und die Sonne sagt immer wieder Hallo. Und somit weiß ich was beständiger ist.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram