Herausgefallene Federn verhalten sich manchmal wie fallen gelassene Maschen

Anekdote zum Thema Verwandlung

von  Momo

Als die Tage meines kleinen grünen Vogels gezählt waren, wunderte ich mich oft über seine zerzausten Federn, wenn ich morgens an seinen Käfig trat. Einige Federn staksten kreuz und quer aus seinem Federkleid heraus, gerade so, als würden sie nicht zu ihm gehören.
Fast schien es, als hätte er über Nacht einen Kampf ausgefochten oder jemand hätte mal kurz den Staubsauger über ihn gehalten und einige Federn hätten dem Sog nicht standhalten können.Vielleicht konnte man aber auch nur die Befindlichkeit dieses kleinen Geschöpfes ablesen an dem, was ihn ausmachte.

Vor ein paar Wochen strickte ich mir einen lindgrünen Sommerpullover aus einem Gemisch von Bambus- und Baumwollfasern. Das ist etwas ganz Besonderes, dachte ich, denn Bambus hatte ich noch nie verarbeitet und war ganz erstaunt, dass man ihn als Wolle kaufen konnte. Während ich den Pullover das erste Mal trug, nahm ich einen unangenehmen Geruch war und ich fühlte mich nicht so recht wohl in meiner Haut. Ich steckte das gute Stück kurzerhand in die Waschmaschine, um die Rückstände der chemischen Stoffe heraus zu waschen, mit denen die Wolle offensichtlich behandelt worden war.
Als ich ihn später aus der Waschmaschine zog, erinnerte ich mich schlagartig an das Federkleid meines kleinen grünen Vogels. Viele Maschen waren halb herausgezogen und hingen wirr und diffus in der Gegend herum. Da, wo sie mit den anderen hätten ein Ganzes bilden sollen, klafften jetzt hässliche Löcher, die mich höhnisch anzugrinsen schienen. Insgesamt wirkte er, als wäre er einmal durch den Reißwolf gedreht worden und nicht durch den Schonwaschgang der Waschmaschine. Und stinken tat er immer noch.

Ein Fall für den Sondermüll, dachte ich lakonisch.
Vielleicht werde ich vorher aber noch ein Stück herausschneiden für eine Collage, bevor ich ihn endgültig entsorge, kleine grüne Federn habe ich schon.

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (04.06.11)
Das wird sicher ein Kunstwerk. LG

 Momo meinte dazu am 04.06.11:
Mal schauen, ist in Planung.

Danke und liebe Grüße
Momo
magenta (65)
(04.06.11)
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Anne (56) antwortete darauf am 04.06.11:
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 Momo schrieb daraufhin am 04.06.11:
@Magenta
Vielen Dank, liebe Magenta, für die überaus fruchtbaren Assoziationen zu meiner Anekdote, dank deines ‚Überschaumgehirns’. :)
Ich freue mich über deine weiterführenden Gedanken hier und natürlich auch über dein Lob nebst Sternchen.

Liebe Grüße in dein Wochenende
Momo

@Anne
Auch dir ein Dankeschön für deinen Kommentar und Extra, liebe Anne.

Es grüßt dich herzlich zurück
Momo
ichbinelvis1951 (64)
(04.06.11)
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 Momo äußerte darauf am 04.06.11:
Ja, so kann es manchmal gehen, Klaus, nach viel Mühe und Arbeit hat man nichts in der Hand, jedenfalls nicht das Erhoffte.
Aber die Federn sind nicht ausgerupft! – das muss ich hier unbedingt richtig stellen. ;)

Mit Dank und lieben Grüßen
Momo
wiesel (44)
(04.06.11)
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 Momo ergänzte dazu am 04.06.11:
Danke für deine Gedanken zu meinem Text, Wiesel.
Freut mich, dass er dir gefällt.

Lieb Gruß, Momo
chichi† (80)
(04.06.11)
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 Momo meinte dazu am 04.06.11:
Danke schön, Chichi.

Liebe Grüße, Momo
steyk (57)
(04.06.11)
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 Momo meinte dazu am 04.06.11:
„So fügt sich das eine zum anderen, obwohl beides nichts miteinander zu tun hat …"
Das lässt mich jetzt an Synchronizität denken: ein zeitliches Zusammentreffen zweier Ereignisse, die kausal nicht miteinander verbunden sind, aber einen Sinnzusammenhang aufweisen.

Sie haben schon ein wenig mehr gemeinsam als die Farbe, Stefan, nämlich der Umstand, dass sowohl Federn als auch Maschen völlig verquer und diffus herausstaksten und nicht mehr zum Ganzen dazuzugehören schienen. ;)

Danke für’s Lob und deinen Kommentar, Stefan.

Liebe Grüße, Momo

 Dieter_Rotmund (25.04.20)
Lustiger Vertipper: "Staubsauber"

Da der Text autobio ist, möchte ich nicht mehr dazu sagen.

 Dieter_Rotmund (17.05.20)
Lustiger Vertipper: "Staubsauber".

Sog. Deppen-Leerzeichen im Titel.

 Momo meinte dazu am 18.05.20:
Hallo Dieter,
danke, dass du mir den Text wieder in Erinnerung gerufen hast. Er bekommt für mich jetzt eine ganz neue Bedeutung.

Für dich scheint er eine ganz eigene Anziehungskraft zu besitzen – im Strickmuster hast du mittlerweile schon zwei Fehler entdeckt! Wie gut, dass sie sich in einem Text problemlos ausmerzen lassen.
Sollte dir noch etwas zu diesem Text einfallen, steht er dir jederzeit zur Verfügung. :)

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 18.05.20:
heraus zu waschen -> herauszuwaschen
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