MuBa Teil 2

Erzählung zum Thema Allzu Menschliches

von  Maya_Gähler

 Muba Teil 1


"Oh je, noch eine gute Stunde warten. Komm wir laufen am Stausee entlang und steigen dann im Nachbarort ein". "Gute Idee".

So liefen sie los und gingen am Damm entlang. Es war feucht und neblig. Die eigentümliche Stimmung legte sich auch über die Beiden. Er erzählte ihr von den Problemen, die es mit seiner Schwester gab. Sie hörte ihm aufmerksam zu und behielt ihre Gedanken für sich. Er wollte einfach nur reden, Dampf ablassen, das tat ihm gut. Ihre Gangart wurde immer schneller und sie hatte langsam Mühe das Tempo zu halten. Die feuchtkalte Luft tat ihr gar nicht gut und so rutschte sie noch mehr in ihren Kragen. Die Brille beschlug und es war ihr ein wenig unangenehm, dass sie anfing zu keuschen. Es war ihr peinlich ihm mal wieder zu beweisen, dass sie total untrainiert war. Irgendwie schien er es aber gar nicht zu realisieren. Er redete unentwegt. "Auch gut, so lenkt es von mir ab", dachte sie sich. Sie bekam die Zusammenhänge an diesem Tag überhaupt nicht hin. Obwohl sie sich Mühe gab seinen Aussagen zu folgen.
Plötzlich blieb er aprupt stehen und zeigte auf eine Blüte. Mitten im November eine wunderschöne Blume am Wegesrand. Kräftiges orange und rosa, eine wunderbare Komposition der Natur. Er erzählte, dass er diese Farbkombination mag, seit er mit seiner Familie in Neuseeland war. Dort käme diese überall vor.  Sie sagte, dass sie das so noch nie gesehen habe und spürte im gleichen Moment, was für einen Mist sie da rausließ. In ihrem Wohnzimmer gab es diese Kombination auf alle erdenklichen Arten und Weisen. Er schien es nicht realisiert zu haben, obwohl er ja schon ein paar Mal in ihrer Wohnung war. Sie atmete auf.

Plötzlich verliessen sie den Damm und gingen querfeldein. Er hatte auf die Uhr gesehen und meinte: " Wenn wir den Bus bekommen wollen müssen wir Gas geben". Ihr blieb das Herz fast stehen. "Was noch schneller? Dann krieg ich nen Herzinfarkt", dachte sie. Sie riess sich die Mütze vom Kopf, sie schwitzte. Den Schal stopfte sie in ihre Tasche. Der Weg wurde immer unwegsamer und plötzlich fing er an zu lachen. Sah sie an und sagte: " Wir sind doch wirklich unmöglich". Sie sah ihn fragend an, musste aber auch lachen. Seine Mimik war herrlich. "Wir sind ja nicht gerade wandermässig gekleidet, wollen doch in die Stadt. Und was machen wir? Ein Querfeldeinrennen durch Wiesen, Pfützen und unwegsames Gelände. Irgendwie passt das nicht". Lachte sich aber fast kaputt darüber.

"Sag mal, wohin willst du eigentlich?", fragte sie ihn. "Nach Felsheim, wieso?" "Und was willst du dort?" "Na zur Bushaltestelle". "Ich dachte wir würden in Giebingen einsteigen". "Ja der Bus fährt dort dann auch hin, es ist näher nach Felsheim". "Aha, ich wusste gar nicht, dass der Bus diese Schlaufe fährt". "Fährt er nicht?" "Wäre mir neu". "Tschüss Bus, wir sind unmöglich in 3 Minuten in Giebingen, nach Felsheim hätten wir es geschafft".
Die Autofahrer dachten sicher, was sind das für zwei Gestalten, die da auf dem Trottoir standen und sich die Bäuche hielten vor Lachen. Ihr liefen Tränen über die Wangen vor lauter Lachen. Als er wieder etwas Luft hatte, schnaubte er: " Wenn die vom Land in die Stadt wollen...". Sie grinste. "Naja, wir werden schon irgendwie nach Laufingen kommen, um endlich in den Zug steigen zu können". Er sah auf die Uhr und meinte, mit dem Auto wären sie jetzt schon in Basel.

Sie liefen Richtung Giebingen, als sein Handy läutete. Sie lief weiter, weil sie Angst hatte, dass sie den mittlerweile dritten Bus auch noch verpassen würden. Er stand immer noch dort und fuchtelte mit den Armen. Sein Gesicht war angespannt. Sie lief einfach weiter, weil sie keine Lust hatte zu rennen.
Plötzlich ein Pfiff. Sie sah sich um. Er winkte und rief: "Wart  auf mich, renn mir doch nicht davon". "Ich wollte nur an der Bushaltestelle sein, wenn der Bus kommt".  "Wir haben noch Zeit, ich mag nicht rumstehen". Welch ein Wiederspruch das zum vorigen Verhalten war, merkte er aber sofort und grinste. "Es war geschäftlich". "Musst dich nicht rechtfertigen, geht mich eh nix an". "Ich will aber, dass du weißt warum ich dran ging". "Hmmm...".
"Warum tut er das? Geht mich doch wirklich nix an, was er tut", dachte sie und sah ihn von der Seite an. Sie waren gute Bekannte, nicht mehr, nicht weniger.
Gut dass der Bus kam. "Klasse, das passt zum heutigen Tag, dass unser Fahrschein nicht mehr gilt. In dem Fall zwei Neue, bitte". Ihr war dies egal, sie wollte nur noch sitzen. Sie sah aus dem Fenster und dachte: "Warum hab ich mir dies alles angetan?"

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