Von wegen Luftikus

Satire zum Thema Natur

von  loslosch

Rore vivit sicut cicada (Quelle unbekannt; in der Antike ein volkstümlicher Spruch). Er lebt vom Tau, wie eine Zikade.

Die den Heuschrecken äußerlich nicht unähnlichen Zikaden sind so etwas von saugenden kleinen Biestern, dass sie, kaum wählerisch, fast alles Pflanzliche, das ihnen als zu Verflüssigendes unter ihren Mini-Strohhalm kommt, gnadenlos aussaugen. Mehr als genug. In ihrer Fressgier scheiden sie sogar Unverwertetes in Tropfenform aus, als sog. Honigtau, an dem sich andere Kerbtiere wieder gütlich tun. Das hatten sich die antiken Naturbeobachter anders vorgestellt: Der Honigtau, als Tautropfen von Mutter Natur gratis geliefert. "Die immer fliegt und fliegend springt. Und gleich im Gras ihr altes Liedchen singt" (Goethe, Faust, Prolog), sie ist nicht so ohne, biologisch eine Art Wanze. (Aber Wanzen singen nicht, sondern sie lauschen.) Aus dem abfällig gemeinten Spruch der Römer über den vermeintlichen Lebenskünstler wird das genaue Gegenteil, ein gieriger Mensch, der unfreiwillig Vorräte anhäuft. Da will einfach nichts von Luft und Liebe bleiben.

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Kommentare zu diesem Text


 Lluviagata (09.06.11)
Wieder was gelernt!

Lulu ♥

 loslosch meinte dazu am 09.06.11:
Ich auch! Lothar
RobertaRupp (48)
(09.06.11)
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 loslosch antwortete darauf am 09.06.11:
Bonsels ist fast 60 Jahre tot. Hätte ich nicht gedacht! Nun ist ja der vermeintliche Luftikus Zikade gar keine Schrecke, wie ich seit Neuestem weiß.

Zu Deinem Tarnfoto passt besser "Hummel Roberta". Ich bin ein misstrauischer Mensch. Lothar

 ViktorVanHynthersin schrieb daraufhin am 09.06.11:
Tarnfoto?! Ich glaube, die Bluse ist nur ein wenig unvorteilhaft geschnitten! )
Viktor
(Antwort korrigiert am 09.06.2011)

 EkkehartMittelberg (09.06.11)
In der antiken Fabel gilt die Grille eher als planlose Faulenzerin , die auf Kosten der Gesellschaft, der Ameisen, leben will denn als zu verehrende Künstlerin.
Mir scheint, dass die heutige Industriegesellschaft ein freundlicheres Bild von Künstlern und Künstlerinnen zeichnet.
Ekki

 loslosch äußerte darauf am 09.06.11:
Man erinnert sich: "Cicada et formica (Die Grille und die Ameise)", so schriebst Du zu "Ameisenmäßig". Ich denke als Laie: Künstler hatten immer schon eine große Narrenfreiheit. Lothar

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 09.06.11:
Es sei denn, sie hießen zum Beispiel Petronius arbiter und lebten zu Neros Zeiten oder Stefan Heym und lebten in den USA der McCarthy-Ära oder in der DDR.
Ekki

 loslosch meinte dazu am 09.06.11:
Ja, Petronius als eines der vielen Opfer des rasenden Nero. Stefan Heym kam dann vom Regen in die Traufe. Brecht mit dem hohen Standing durfte auch nicht alles publizieren. Lo, der die Narrenfreiheit aufs Unpolitische einengen muss
Graeculus (69)
(26.07.16)
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 loslosch meinte dazu am 26.07.16:
das war für mich ein auffrischungskurs. s. 150 der aphos.
Graeculus (69) meinte dazu am 26.07.16:
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