Pfingsttreffen der Deutschen Wanderjugend 2011

Bericht zum Thema Spaß

von  Rudolf

Wenn sich zweihundert Kinder treffen, um zwei Tage Gemeinschaft zu erleben, wenn sie nicht nach Herkunft, Hautfarbe oder Behinderung fragen, wenn Mitmachen wichtiger ist als Gewinnen, Spaß und Freude vor Ergebnissen und Bewertungen kommen, dann ist Pfingsten und die „Deutsche Wanderjugend Landesverband Nordrhein-Westfalen“ lädt zu ihrer alljährlichen Großveranstaltung ein. Der bandwurmlange Name gehört zu einer Organisation, die mit jungen Menschen alles unternimmt außer Wandern.

Das Pfingsttreffen 2011 fand in der Jugendherberge auf der Burg Blankenheim statt. Aus Eschweiler, wo der Eifelverein die Organisation vor Ort übernahm, machten sich am Samstag vor Pfingsten dreiundzwanzig Kinder mit ihren sieben Jugendleitern auf den Weg. Mit dabei war das Maskottchen Theo. Der flauschige Teddy half den Neuen ihre Ängste zu meistern, also denen, die nicht zum zweiten oder dritten oder fünften Mal zum Pfingsttreffen fuhren. Ohne Eltern auf eine Burg, das war spannend. In Blankenheim angekommen verschwanden Spannung und Skepsis. Begeisterung machte sich breit.

Die Burg ist in ein freundliches Hotel für junge Gäste verwandelt worden. Es ist nicht düster, kalt und feucht wie in Ritterfilmen, auch wenn man noch genau erkennen kann, wo einst der Burghof war, der Rittersaal und das Verlies. Rüstungen stehen in den Ecken und das System der verwinkelten Gänge, das allen Umbauten trotzte, lädt zu Erkundungen ein. Auf einer Seite schützte ein Burggraben vor Angriffen auf der anderen eine schroffe Felswand. Steil fällt die Klippe zu dem Quelltopf ab, aus dem die Ahr entspringt.

Busse aus allen Gegenden Nordrhein-Westfalens luden immer mehr Teilnehmerinnen ab. Die Jüngsten waren sieben Jahre alt, die Ältesten hatten schon graue Haare. Zählte man die Organisatoren mit, kam ein schillernder Haufen von zweihundertfünfzig Menschen zusammen. Das Durchschnittsalter war elf Jahre. Jeder erhielt bei der Ankunft ein Armband, das ihn an den folgenden zwei Tagen sicht- und unsichtbar mit den Anderen verband. „Fair.Stark.Miteinander.“ stand in großen Buchstaben auf dem Armband.

Unter diesem Motto bildet die Deutschen Wanderjugend ihre haupt- und ehrenamtlichen Jugendleiterinnen aus. Sie lernen einfache, wirkungsvolle Regeln, die dafür sorgen, dass Veranstaltungen wie dieses Pfingsttreffen gelingen.

In einem Klima aus Toleranz und gegenseitiger Achtung breitete sich bis zum Abend Pfingstgeist unter den Teilnehmern aus. Derweil riefen wummernde Bässe und knackige Beats zur Begegnungsdisco, dem Höhepunkt und Abschluss des Samstags. Es wurde spät oder richtiger früh. Nach langen Nachtgesprächen von Bett zu Bett fanden die Letzten in den Schlaf, als sich die Ersten zum Frühsport fertigmachten. Manchem stand beim Frühstück ins zerknitterte Gesicht geschrieben, dass er daheim niemals um halb acht aufgestanden wäre. Der straffe Zeitplan der Jugendherberge ließ aber keine Wahl. Um halb zehn wurde die Küche geschlossen und um zehn begannen die Workshops.

Für einige Stunden löste sich die Gemeinschaft in Gruppen auf. Manche studierten einen Tanz ein, andere bastelten Masken, Freundschaftsbänder oder Windmobile. Eine Gruppe textete und komponierte gar ein neues Lied. Am Nachmittag trafen sich alle zur Präsentation der Ergebnisse aus den Workshops. Die Jugendlichen, die das Lied komponiert hatten, wurden zu den Stars des Pfingsttreffens. Nach kurzem Üben sangen alle den Refrain mit:

Wir sind fair, wir sind fair,
wir sind stark, wir sind stark,
auch wenn nicht immer jeder jeden mag.

Eine ganz kurze Wanderung, mehr ein Waldspaziergang, erinnerte an die Wurzeln der Deutschen Wanderjugend. Im Dunkeln machten sich die Kinder am Ende des Sonntags, auf die Suche nach Blanki dem Burggespenst. Es hatte die Burg verlassen und der verzweifelte Herbergsvater bat die Kinder um Hilfe, seine wichtigste Attraktion wiederzufinden.

Am Montagmorgen fiel das Aufstehen noch schwerer als am Sonntag. Aber trotz des offensichtlichen Schlafmangels waren alle dabei, als die Jugendleiter zu einem Mix aus Gruppenspielen einluden. Die Spiele waren so alt wie die Wanderjugend und älter, doch spielten sie viele Teilnehmer zum ersten Mal.

Verwundert stellten sie fest, dass nach dem Mittagessen schon die Verabschiedung auf dem Programm stand. Wo waren die zwei Tage geblieben? Die Zeit war viel zu schnell vergangen. „Bis nächstes Jahr beim Pfingsttreffen in Olpe im Sauerland“, verabschiedeten sich neue und alte Freunde, als die Gruppe vom Eifelverein Eschweiler in den Bus kletterte, der sie zurück nach Hause brachte.

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