Das Land der Griechen mit der Seele suchen*

Alltagsgedicht zum Thema Geld

von  EkkehartMittelberg

Das Land der Griechen mit der Seele suchen?
Korrupte Gauner  bringen mich in Rage.
Wer wird sie heute nicht mit Zorn verfluchen?
Zum Teufel schick’ ich wütend die Bagage.

Die Brüder zahlen ungern ihre Steuer.
Doch gerne gehen sie in frühe Rente.
Auf unsre Kosten fährt die ganze Heuer.
Da fehlen mir die Worte und Patente.

Doch bitte, Freund, halt inne, eine Pause.
Du siehst die Klassenunterschiede nicht.
Die kleinen Griechen zahlen jetzt die Sause,
die Bonzen stehen niemals vor Gericht.

Die Plutokraten lagen auf den Jachten.
Ganz ungehemmt war ihre Korruption.
Gerecht sollst du die Ursachen betrachten.
Nicht weiter helfen Zorn und Emotion.

* Das Originalzitat in Goethes Iphigenie V,11 lautet: „Das Land der Griechen mit der Seele suchend“.

© Ekkehart Mittelberg, Juni 2011

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Kommentare zu diesem Text

Anne (56)
(21.06.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.06.11:
Vielen Dank, Anne. Das Gedicht ist eigentlich ein Dialog und soll nachdenklich machen. Das hast du richtig erkannt.
Liebe Grüße
Ekki
Nimbus (35)
(21.06.11)
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 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 21.06.11:
Vielen Dank Heike. Ein wenig ist auch der kleine Mann in Griechenland an der Korruption beteiligt, weil dort Steuerhinterziehung noch weit mehr als hierzulande als Kavaliersdelikt gilt. Aber die richtig fette Korruption findet wie gesagt auf den Jachten statt.
Liebe Grüße
Ekki
Nimbus (35) schrieb daraufhin am 21.06.11:
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 FRP (21.06.11)
Ich muß mich schon wundern über Deinen erneuten Flirt mit dem Reimgedicht - grins.
Ja, so ähnlich sind auch meine Gedanken zum Thema.
Ein weiterer Gedanke: Schluß mit dem Traum vom
unbedingten Euro; und wieder her mit der Drachme.

Ein kleiner Hinweis: "Gerecht sollst du die Ursachen betrachten."
Meines Erachtens eine Silbe zuviel. Alternativen:

Gerechter Ursachen betrachten
Gerecht sollst du ergründen und betrachten
Gerecht nun Ursachen betrachten
Ursächliches gerechter nun betrachten
Schuld und Quelle nun gerecht betrachten


"Doch bitte, Freund, mach’ mal ne kurze Pause"

Böser Stilbruch, unnötige Straßennähe.

Abhilfe:
Doch bitte, Freund, halt inne, eine Pause
Halt ein, oh Freund; bedenk' dir eine Pause
Verweile, Freund, und überdenk' in einer Pause

"Klassenunterschiede" ist mir zu rot besetzt,
würde ich substituieren mit "wahren Gründe"

Gruß FRP
(Kommentar korrigiert am 21.06.2011)
(Kommentar korrigiert am 21.06.2011)
(Kommentar korrigiert am 21.06.2011)
(Kommentar korrigiert am 21.06.2011)

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 21.06.11:
Ich freue mich sehr, wieder von dir zu hören, Fritz Rainer. Herzlichen Dank für die Mühe, die du dir mit den Verbesserungsvorschlägen gemacht hast.
"Gerecht sollst du die Ursachen betrachten."
Der Vers ist korrekt, weil es sich um einen fünfhebigen Jambus handelt.
"Doch bitte, Freund, mach’ mal ne kurze Pause"
War als bewusster Stilbruch gedacht. Aber vielleicht stören sich auch andere daran, Ich übernehme gerne deinen ersten Veränderungsvorschlag.
Ob "Klassenunterschiede" heute noch "rot" ist, weiß ich nicht. Daran werde ich festhalten, weil es deutlich ist.
Beste Grüße
Ekki

 loslosch ergänzte dazu am 21.06.11:
Man muss doch nur bis 5 zählen können. Alles stimmt. Nur die Betonung bei "Ursachen" (auf -en) wirkt etwas erzwungen. Lo

 loslosch (21.06.11)
Mit der Seele der Moderne hast du es gefunden, lieber Ekki. Onassis fuhr beim Lesen immer mit. Keinesfalls ein Griechenland-feindliches Gedicht. Lothar

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.06.11:
Ich danke dir, Lothar, dass du einem eventuellen Missverständnis vorbeugst.
Onassis steht tatsächlich symbolisch für die Katastrophe.
LG
Ekki
SigrunAl-Badri (52)
(21.06.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.06.11:
Herzlichen Dank, Sigrun, für das verständige Lesen und Kommentieren.
Liebe Grüße
Ekki

 AZU20 (21.06.11)
Gut, dass dein Gedicht die richtige Wendung nimmt und die wahren Missstände anprangert. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.06.11:
Vielen Dank, Armin, ich hoffe, dass niemand die "Wendung" überliest. LG
Ekki
magenta (65) meinte dazu am 21.06.11:
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 ViktorVanHynthersin (21.06.11)
Leider sind die von Dir angeprangerten Paktiken inzwischen alltäglich, so dass es ein "Alltagsgedicht" ist. Nicht alltäglich ist jedoch der differenzierte Blick auf die Dinge und das treffliche umsetzen in Reime. Insofern ist es ein nichtalltägliches Alltagsgedicht!
Herzliche Grüße
Viktor

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.06.11:
Herzlichen Dank, Viktor. Du hast es mal wieder erkannt. Nicht ganz frei von Ironie habe ich die Bezeichnung "Alltagsgedicht" gewählt.
Liebe Grüße
Ekki

 TassoTuwas (21.06.11)
Gefällt mir! War grad auf Korfu, hat mir auch gefallen. Capuccino 3.50. Is ja klar, wenn sich die Großen bereichern, wollen die Kleinen doch nicht zurückstehen.Es lebe die globale Solidarität.
Fröhliches Spenden TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.06.11:
Ehrlich gesagt, Tasso, schwanke ich zwischen echter Verärgerung und ohnmächtigem "take it easy". Dein Kommentar senkt auf jeden Fall den Blutdruck. Vielen Dank
Ekki
KoKa (42)
(21.06.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.06.11:
Wer Blankverse für ein poloitisches Gedicht wählt, ist selbst schuld, wenn sie nicht beachtet werden. Umso mehr freue ich mich, dass du die Form würdigst, John.
Viele Grüße
Ekki
Gruszka (62)
(21.06.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.06.11:
Vielen Dank, Grusszka, das freut mich natürlich.
Herzliche Grüße
Ekki

 Didi.Costaire (21.06.11)
Hallo Ekki,
es ist erschreckend, wie viele Ganoven an den Spitzen von Staaten stehen oder bis vor kurzem standen, sogar in Europa und angrenzenden Urlaubsländern, und das sogar lange Zeit relativ unbehelligt. Gerade gestern ist ja ein ehemals Regierender zu fünfunddreißig Jahren Haft verurteilt worden, und dabei ging es noch gar nicht mal um seine schwersten Delikte.
Traurig ist, wenn, wie hier, der überwiegende Teil des Volkes einerseits unter den Verbrechen bzw. deren Folgen massiv leidet und auf der anderen Seite auch noch dafür in Haftung genommen wird.
Von dir ein anregendes und gut gebautes Gedicht!
Liebe Grüße, Dirk

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.06.11:
Deine Traurigkeit teile ich, Dirk, und über dein Kompliment freue ich mich.
Mit herzlichem Dank und lieben Grüßen
Ekki
Caty (71)
(21.06.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.06.11:
Wir haben alle Grenzen, Caty, auch du. Es freut mich, dass du als wohlmeinende gute Staatsbürgerin meine beschränkte Sicht erweiterst. Unsere Zusammenarbeit befördert die Aufklärung.
Bleib mir gewogen, vielleicht auch mal mit Zustimmung. Ich bin lernfähig-).
Solidarische Grüße
Ekki

 loslosch meinte dazu am 21.06.11:
Ein promovierter Dipl.-Volkswirt würde Caty vllt. erwidern: Die nierigeren Löhne in Griechenland (und Portugal) waren vor dem Euro das Pfund, mit dem diese Weichwährungsländer wuchern konnten. Durch Abwertung der Drachme gab es immer die Möglichkeit, Wettbewerbsnachteile zu kompensieren. Nun sind sie im EU-Raum faktisch mit starrren Wechselkursen Frankreich, Benelux und D hilflos ausgeliefert. Das hatten alle Experten so kommen sehen, nur der wirtschaftlich unterbelichtete Kohl nicht.

Caty sollte mal in einem Gedicht, Daktylos, Anapäst, Jambus, Trochäus wahlweise, die von mir skizzierten Gedanken einem auch lyrisch interessierten Publikum nahezubringen versuchen. Lo

 loslosch meinte dazu am 22.06.11:
Schweigen im Walde. Stattdessen macht sie sich über Dirks voll ironisches kleines Gedicht her und verhebt sich in einem eigenen Spottvers gleich daran. Hic salta, hic Rhodos! Lo
steyk (57)
(22.06.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.06.11:
Herzlichen Dank für deine Anerkennung, Stefan. dieses Gedicht in Blankversen war tatsächlich nicht ganz einfach.
Liebe Grüße
Ekki

 moonlighting (23.06.11)
Die Griechen.......es ist doch nur eine Frage der Zeit bis der Cut kommt.

Ach was solls..... die Spatzen pfeifen es doch schon jahrelang von den Dächern....


Liebe Grüße
Moonlight

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.06.11:
Vielen Dank, Moonlight. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Spatzen recht behalten.
Liebe Grüße
Ekki

 Pingui (23.06.11)
Hallo lieber Ekki,
ein sehr gesellschaftskritisches Gedicht, was aber durch die überschaubaren Wendungen und Urteilen zu wahrem Werte kommt und die wahre Lage bzw. Situation erst einmal verdeutlicht.
Gefällt mir,
Benni

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 24.06.11:
Vielen Dank für deinen Kommentar, Benni
Liebe Grüße
Ekki

 Sanchina (11.11.13)
Thema verfehlt! Die Iphigenie stand an den fernen Gestaden Tauris und sehnte sich nach ihren Lieben, die sie aus der Gefangenschaft heraus körperlich nicht erreichen konnte. Folglich suchte sie sie mit der Seele.

"Griechenland" steht im zitierten Vers für Heimat, Liebe, Freiheit, sowohl bei Goethe und Euripides, wie auch für alte Werte der Antike. Die Perspektive ist die Sehnsucht.

Dein LyrIch nimmt die moderne Perspektive des kapitalistischen Europas ein. Wie kann es gegenüber
Iphigenie, Euripides und Goethe nur so ignorant sein?

Ich muss mich über gar so viele zustimmende Kommentare wundern ...
mir ist es ein bisschen zu platt

Gruß, Barbara
(Kommentar korrigiert am 11.11.2013)
(Kommentar korrigiert am 12.11.2013)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.13:
Das LyrIch will das Land der Griechen mit der Seele suchen und vermag es nicht.

Doch bitte, Freund, halt inne, eine Pause.
Du siehst die Klassenunterschiede nicht.
Die kleinen Griechen zahlen jetzt die Sause,
die Bonzen stehen niemals vor Gericht.

Die Plutokraten lagen auf den Jachten.
Ganz ungehemmt war ihre Korruption.
Gerecht sollst du die Ursachen betrachten.
Nicht weiter helfen Zorn und Emotion.

Diese Verse kritisieren doch gerade die Perspektive des kapitalistischen Europas.

Gruß
Ekki
Laudalaudabimini (59) meinte dazu am 12.11.13:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 20.11.13:
@LaudaLaudabimini: Eheu, die Eumeniden kommen.

Unter den Assoziationen fehlt nur noch Winckelmann:
"Edle Einfalt und stille Größe"

 loslosch meinte dazu am 23.11.13:
wat is´n das?
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