Licht aus!

Elegie zum Thema Abendstimmung

von  Isaban

Lösch den Tag, den Mond, die Sterne,
lösch das Leuchten aus der Welt,
lass die Wege rückwärtsführen,
mach, dass hier kein Zug mehr hält,

nimm den Druck aus meinen Augen,
knips das müde Denken aus
und dann kannst du einfach gehen,
schließ die Tür zu meinem Haus;

ach, ich wünsche mir die Stille,
die kein Atemholen stört,
schlafen will ich, schlafen, schlafen,
alles andre wär verkehrt.

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Kommentare zu diesem Text


 tigujo (26.06.11)
:-)

Gut. Sehr ist es, das Gut.

Röstende Kritik,
um die Bohne kraftvoller zu machen:

schließ die Tür zu meinem Haus ?

Mir gefühle um ä Müggesäggle besser:
schließ die Tür vor meinem Haus;

alles andre wär verkehrt

1.Mich enttäuschender Schluß - bereits nach lesen von alles andre interpolierte es sich in meinen Ganglien automatisch zu dem weiter, was dann tatsächlich folgte: ...wär verkehrt
Somit - für einen Leser wie mich - erwartbar. Schade, werde um die Überraschung und Pointe betrogen! Skandal im Wunschkonzert!

2. Nach den heftigen Worten wünsche mir die Stille,
die kein Atemholen stört
- genial! - nimmt diese letzte Zeile mir die Atemlosigkeit jedoch wieder weg.

Mir gefühle als Abschluß - doppeldeutig gemeint sogar - mehr vom Wenigen, in etwa so etwas wie in etwa:

...in mein Nichts zurückgekehrt.
...bin ins Nichts zurückgekehrt.
...ruhen und in mich gekehrt.
...bis die Dunkelheit verzehrt.

Natürlich besser formuliert

Soweit meine Aufmerkungen - ach ja, noch was, die Zuordnung zum Thema Abendstimmung... mir fiele da ein anderes Thema ein...

Gesamtsicht: Herrlicher Text. Tief berührend. Klar und deutlich. Knapp, schlank, gut. LG tigujo
(Kommentar korrigiert am 26.06.2011)
(Kommentar korrigiert am 26.06.2011)
(Kommentar korrigiert am 26.06.2011)
(Kommentar korrigiert am 26.06.2011)

 Isaban meinte dazu am 26.06.11:
Von Kaffeebohne zu Kaffeebohne: Du, ich hab vorm Haus keine Türen, bei uns sind die am und im Haus. ;)
Klar, du meinst, dass das lyrische Du die Tür von außen zumachen soll, Mist, ich hatte gehofft, dass der Ausschluss des LD schon durch das besitzanzeigende Fürwort (meinem) ausreichend angedeutet wäre - ich lass mal sacken und schau mir den Vers mit etwas mehr Abstand noch einmal an.

Zur letzten Strophe:

ach, ich wünsche mir die Stille,
die kein Atemholen stört,
schlafen will ich, schlafen, schlafen,
alles andre wär verkehrt.

Schitte aber auch, ich scheine den letzten Vers zu subtil angelegt zu haben, ich hab mir vorgestellt, dass dort schon (durch Auslassung) die andere Möglichkeit mit eingebaut wäre, dass dieses "alles andre wär verkehrt" durch die Erwähnung der "anderen" Möglichkeiten schon aussagt, dass dieses "schlafen" auch durch ein anderes Verb ersetzte werden könnte und der Wunsch nach Schlaf nur das ist, was unter den sonstigen Alternativen als so grade noch "richtig" empfunden wird.
Muss ich wohl noch mal überdenken.

Hab vielen Dank für deine Rückmeldung.

Liebe Grüße,

Sabine


Edit: RS
(Antwort korrigiert am 26.06.2011)

 tigujo antwortete darauf am 26.06.11:
Von Bohne zu Böhnin:
Woher soll ich wissen, wie dein literarisches Ich haust - meines hat die Tür nämlich vorm Haus, logo, wo sonst: Sie wär nämlich zu groß fürs Haus
(Mein LitEgo besitzt erst ein kleines Häuschen)

Was das 'alles andre' angeht, keine falsche Selbstgeißelung:
Ist nur Halb-Schitte, in eventu verkehrte

Halb, da der Leser nach längerem Nachdenken meist ohnehin merkt, dass es offensichtlich ist

Verkehrt, da 'alles andere' mit 'Alternativen' gleichgesetzt werden kann, und es hier - meiner Meinung nach - um die Einzahl geht, eben jene Tabu-Alternative.

Meine kümmerlichen Ersatzzeilen sollten ein bisserl auf diese Halbherzigkeit der Absicht hinführen, so meine Intention.

Danke für deine Gedankenaufnahme und -weiterführung - oder anders gesagt: Danke, dass die Tür an deinem Haus selbst für Mit-der-Tür-ins-haus-faller offen bliebt

lg Gerhard

PS: Um sprachlich exakt zu sein - Böhnin (s.o.) gibt es natürlich keine. Im Wörterbuch fand ich nur "der Bohn/die Bohne"...
(Antwort korrigiert am 26.06.2011)
(Antwort korrigiert am 26.06.2011)
Caty (71)
(26.06.11)
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 Isaban schrieb daraufhin am 26.06.11:
Liebe Caty - nee. Schau noch mal.

Lösch den Tag, den Mond, die Sterne,
lösch das Leuchten aus der Welt,
lass die Wege rückwärtsführen,
mach, dass hier kein Zug mehr hält,

nimm den Druck aus meinen Augen,
knips das müde Denken aus
und dann kannst du einfach gehen,
schließ die Tür zu meinem Haus;

ach, ich wünsche mir die Stille,
die kein Atemholen stört,
schlafen will ich, schlafen, schlafen,
alles andre wär verkehrt.

Es handelt sich bei diesem Text um eine Elegie und da im Deutschen die Distichen üblicherweise durch Trochäen ersetzte werden, stehen alle Verse im Trochäus; hier sind, um die Sprachmelodie zu lenken in allen drei Strophen heterogene Kreuzreime verwendet worden, der einzig unreine Reim wurde in der 3. Strophe gehändelt, Stilmittel zur Unterstreichung des Inhalts.

Hab lieben Dank für deine Rückmeldung und die Interpretation.
Herzlichst,

Sabine
magenta (65)
(26.06.11)
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 Isaban äußerte darauf am 26.06.11:
Bleibt der Text nicht im Wunschbereich, liebe Magenta? ;)

Ein "Betören" würde zwar dem Reim entsprechen, aber doch ganz und gar nicht mehr dasselbe aussagen. Ich vermute nach den Reaktionen hier stark, dass in der letzten Strophe das Hadern nicht ausreichend durchkommt, vielleicht ist auch nicht offensichtlich genug, wie leicht das Verb "schlafen" in S3, V3 durch ein anderes ersetzt werden könnte - vielleicht habe ich da zu sehr um die Ecke gedacht, ich werde die letzte Strophe noch einmal überdenken.

Hab herzlichen Dank für deine Rückmeldung und die Becshäftigung mit dem Text.

Liebe Grüße,

Sabine
(Antwort korrigiert am 26.06.2011)
Christianna (49)
(26.06.11)
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 Isaban ergänzte dazu am 26.06.11:
Deine Rückmeldung ist mir ein Lob. Hab vielen Dank.

Liebe Grüße,

Sabine
*Frieda* (48)
(26.06.11)
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 Isaban meinte dazu am 26.06.11:
Hab vielen Dank, Frieda, das freut mich sehr!
Liebe Grüße aus dem wettermäßig grieselgrauen Ruhrpott,

Sabine

 makaba (26.06.11)
das ist ein wunderbares gedicht.
nachvollziehbar, klar und stimmig.
super.

lg makaba

 Isaban meinte dazu am 26.06.11:
ich dank dir schön, Kleene.
Mach dir noch einen grandiosen Sonntag.
Liebe Grüße,

Sabine

 Bergmann (26.06.11)
Warte, warte noch ein Weilchen...
;-)

 Isaban meinte dazu am 26.06.11:
Ach, lieber Herr Haar - ach nein, Bergmann, früher oder später erwischt es uns alle - was aber nicht viel mit dem Text zu tun hat, gelle? ;)
(Antwort korrigiert am 26.06.2011)

 AZU20 (26.06.11)
Gute Anregung. Mach ich jetzt auch. LG

 Isaban meinte dazu am 27.06.11:
Schlaf gut, lieber Armin!
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