Dolce far niente

Alltagsgedicht

von  EkkehartMittelberg

Umfächelt vom warmen Sommerwind
relaxe ich auf meiner Liege.
Über mir hängt eine dicke weiße Wolke
träge am Himmel.

Ziellos umgaukelt mich
ein Schmetterling.
Einschläfernd summt
eine Hummel.
Selbst die sonst so rastlos gurrenden Türkentauben
überlassen sich dem dolce far niente.

Ich spüre, wie mein Blut
gemächlich durch meine Adern rinnt
und mein Hirn keinen Gedanken
mehr festhalten kann.
Willenlos gleite ich
in einen traumlosen Schlaf

Sich der Müdigkeit einfach hinzugeben,
nichts zu wollen, nur zu vegetieren,
niemandem etwas zu beweisen -
das haben wir auf Leistung getrimmten Menschen
des technischen Zeitalters verlernt.

© Ekkehart Mittelberg, Juli 2011

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Kommentare zu diesem Text


 loslosch (13.07.11)
... ich schau den weißen wolken nach und fange an zu tr...

gut umgesetzt. ich setze das alsbald ebenso um, ekki. eine gute nacht dir. lothar

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.07.11:
Genau an diesen alten Schlager habe ich mich erinnert, Lothar. Vielen Dank!
Ekki

 irakulani (13.07.11)
Ach Ekki, wie ist das herrlich, was du da beschreibst- und wie selten gelingt es uns (mir) sich dem dolce far niente zu überlassen - ganz ohne schlechtes Gewissen!

Wie viel gesünder und kreativer wären wir alle, wenn wir dem im Alltag wieder mehr Raum geben könnten!

Aber - bald ist Urlaub angesagt ) und da werde ich, dein Gedicht noch im Gedächtnis habend, versuchen Raum dafür zu lassen.

Wünsche dir eine erholsame Nacht,
lieber Ekki,
herzlichst
Ira

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 13.07.11:
Eigentlich sollte man sich dem dolce far niente ohne Reflexion überlassen. Es ist so, wie du sagst, Ira, (wir??) haben es leider verlernt.
Herzlichen Dank und liebe Grüße
Ekki
Nimbus (35)
(13.07.11)
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 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 13.07.11:
Liebe Heike, ich denke schon, dass der Mensch durch die Industrialisierung verlernt hat, Gebrauchswerte von Tauschwerten zu unterscheiden. Den Genuss des dolce far niente kannst du gegen keinen anderen materiellen Wert tauschen. Darin liegt meiner Meinung nach die Ursache, weshalb die meisten im Zeitalter der Technik ihn sich nicht gönnen. Herzliche Dank dafür, dass du mich veranlasst hast, darüber noch einmal nachzudenken.
Liebe Grüße
Ekki
Caty (71)
(13.07.11)
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 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 13.07.11:
Liebe Caty, morgens lausche ich bei geöffnetem Fenster in das Vogelgezwischer hinein. Darunter höre ich auch den monotonen Ruf einer Krähe. Erst durch ihn vernehme ich die Polyphonie der Schöpfung.
Liebe Grüße
Ekki
magenta (65)
(13.07.11)
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 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 13.07.11:
Vielen Dank, Magenta. "Lob auf die Faulheit" - kennst du den Roman "Oblomow" von Gontscharow, den man als bewusste Entscheidung für die Faulheit oder vielleicht besser Passivität lesen kann. Unbedingt empfehlenswert. Der Ausdruck "Oblomowerei" (deutsche Übersetzung) ist in die russische Sprache eingegangen.
Dein Kommentar gefällt mir sehr.
Liebe Grüße
Ekki
SigrunAl-Badri (52)
(13.07.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.07.11:
"Träge, aber herzlichst". Da habe ich herzinnig gegrinst, Sigrun. Ich hätte nie geglaubt, dass mein Gedicht etwas verändern könnte-))). Völlig d'accord mit deinem Kommentar grüße ich dich, immer noch schmunzelnd
Ekki
KoKa (42)
(13.07.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.07.11:
So ein schönes Lob spornt an - mich jedenfalls. Ich danke dir sehr, John.
Ekki
chichi† (80)
(13.07.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.07.11:
Ich kenne dich nur durch deine witzigen, humorvollen Beiträge, Gerda. Die bewirken aber, dass ich dir aufs Wort glaube, dass du dir das dolce far niente wieder angeeignet hast.
Dank und liebe Grüße
Ekki

 Didi.Costaire (13.07.11)
Hallo Ekki,
einerseits leben wir in hektischen Zeiten, andererseits werden aber auch Liegen zum "Relaxen" industriell hergestellt, weil sich der Mensch nach Ruhe und Entspannung sehnt. Das hast du interessant beschrieben und es geht mir auch oft so, obwohl ich nicht unbedingt spüren möchte, "wie mein Blut gemächlich durch meine Adern rinnt".
Entspannte Grüße, Dirk

 loslosch meinte dazu am 13.07.11:
eine blanke vermutung von mir: ob ekki das autogene training beherrscht? lo

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.07.11:
Lieber Dirk und lieber Lothar,leider beherrsche ich das autogene Training nicht. Aber "zu spüren, wie mein Blut gemächlich durch meine Adern rinnt", das ist mir tatsächlich schon einige Male geglückt. Ich wünschte, es gelänge mir öfter. Der Kontrast ist so schön, wenn das Blütchen später wieder Tempo aufnimmt. *Grinst*
Vielen Dank für euren Kommentar
Ekki

 loslosch meinte dazu am 13.07.11:
dieses pulsierende schwach wahrnehmen können bedeutet für mich das erlebnis des einschlafens. dafür gibts sicher pluspunkte beim psychologen, ekki. :)

 AZU20 (13.07.11)
Ich nur manchmal. Was du beschreibst, mache ich hin und wieder ganz einfach. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.07.11:
Dazu kann ich dich nur beglückwünschen, Armin. Ich mache es noch zu wenig, muss lernen, mir noch viel mehr am Arsch vorbeigehen zu lassen. Vielen Dank und LG
Ekki
LudwigJanssen (54)
(13.07.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.07.11:
Lieber Ludwig,
Untertitel: "Traum eines alternden Zirkuspferds". Genial. Dafür möchte ich eine Rakete abschießen. -)
Ich kann dich natürlich nicht hindern, die vierte Strophe als belehrend zu empfinden. Aber ich kann dich bitten, noch einmal zu prüfen, ob man sie nicht als Ausdruck des Bedauerns lesen kann, des Bedauerns über eine/einer unumkehrbaren Entwicklung. So habe ich es jedenfalls gemeint.
"Einschläfern" summt
eine Hummel.
Wäre möglich, aber da gefällt mir meine Version besser.
Vielen Dank fürs sorgfältige Lesen und Kommentieren
"Aufgeweckte" Grüße
Ekki
LudwigJanssen (54) meinte dazu am 13.07.11:
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 princess meinte dazu am 14.07.11:
Ich danke den Herren für diesen schönen Kommentarstrang. Da kann ich von der Untertitelkreation über das Lob der Leichtigkeit bis hin zum Eindruck der vierten Strophe einfach mal alles unterschreiben und muss mich nicht selber anstrengen.
Liebe Grüße, Ira

 moonlighting (13.07.11)
Lieber Ekki,
was kann es schöneres geben als die Seele baumeln zu lassen…..…mit ein paar Leckereien......

LG
Moonlight

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.07.11:
"mit ein paar Leckereien": Ich vermute, du kannst es dir leisten Moonlight. Für dich gilt sicher "dolce fa niente", für mich keineswegs. Aber meine Seele ist noch nicht in Gefahr.-)
Herzlichen Dank und liebe Grüße an die Zwischen - den- Zeilen - Leserin.
Ekki

 ViktorVanHynthersin (13.07.11)
"Dolce far niente" wird das Motto meines nächsten Urlaubs! Vielen Dank für die Anregung und das gelungene Gedicht.
Herzliche Grüße
Viktor

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.07.11:
Herzlichen Dank, Viktor, wenn es gut läuft, wirst du bestimmt ein wenig von dem Dolce far niente aus dem Urlaub in den Alltag "retten" können.
Liebe Grüße
Ekki

 Martina (13.07.11)
Davon könnte ich 3 x täglich was brauchen =) Lg Tina.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.07.11:
Hallo Tina, du weißt ja, wie das mit dem Süßen ist. Was sagt denn dein Doktor?
Was meinst du, machen wir erst einmal einen Anfang mit einmal täglich?
Danke und liebe Grüße
Ekki
steyk (57)
(13.07.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.07.11:
Lieber Stefan, du alt und vertrottelt? Eher möchte ich ein paar so genannte Jünglinge in den Jungbrunnen stecken.
Herzlichen Dank für dein Lob und deine hübsche Selbstironie.
Liebe Grüße
Ekki
Anne (56)
(09.08.11)
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