Die Schwester der Natur

Kurzgeschichte zum Thema Mensch und Natur

von  Omnahmashivaya

Phenomena liebte die Natur in all ihren Facetten. Schon als Kind hielt sie sich von morgens bis Abends in Wäldern, Wiesen und an Bächlein auf. Sie genoss das Vogelkonzert und hörte der Symphonie des Waldes zu. Zwischen dem ruhigen Rascheln in den Kronen der Blätter, stimmte der Uhu mit ein. Glitzerndes Wasser plätscherte über kleine Steinwasserfälle und bildete kleine glucksende Wirbel an Wurzelbehangenden Zwergenufern.
Die Natur war Phenomenas zu Hause, die Natur war wie eine Freundin, eine große beschützende Schwester für sie. Auch die Welt der Tiere war ganz besonders für Phenomena. Sie verstand mit den Tieren zu sprechen und dieser mit ihr. Sie half den verletzten Tierchen, befreite die Natur von Müll und setzte sich schon früh für den Schutz dieses wertvollen Lebensraumes und den Bewohnern ein.

Doch in der Schule wurde Phenomena gehänselt. Dort hatte sie es nicht einfach. Sie war eben anders, als die anderen Kinder.

Aber in der Freiheit der Natur war Phenomenas Herz unbeschwert und glücklich. Dort fand sie ihren Frieden.

Die Jahre vergangen und Phenomena wurde erwachsen. Doch ihre Liebe zur Natur und zu den Tieren hörte nicht auf, sondern wurde intensiver.

Die Natur brachte sie zum Staunen, inspirierte sie, beruhigte sie, machte sie glücklich. Durch die Natur fand Phenomena menschliche Gleichgesinnte. Das waren Blumenkinder, Waldschrate, Naturschützer und Kräuterweiblein. Sie hatten alle etwas gemeinsam. Die Natur verband sie.

Und in jenen sternenklaren Nächten, wenn die Freunde am Seeufer saßen und das glitzernde Schauspiel auf dem Wasser betrachteten und in vollkommenden Einklang die Einfachheit des Daseins genossen, dann schienen sie eins zu werden mit Mutter Natur.

Doch der Alltag gestaltete sich nicht immer einfach. Phenomena war immer noch ein gutmütiger Mensch, der in jedem seiner Mitmenschen das Gute zu sehen vermochte, trotz aller schlechten Erfahrungen.
So war sie weiterhin durch der Mischung aus Herz und kindlicher Naivität Opfer der Gesellschaft.
Die durchlebte im Alltag eine Hölle nach der anderen. Es waren die wahren Freunde, die ihr Halt gaben und die Natur.
Die Steine, dir ihr in den Weg geworfen wurde, wurden mühevoll beiseite geräumt und nicht geworfen.

Doch nun lag ein riesiger Brocken vor ihr, der sie fast erschlagen hätte, hätte sie nicht einen Moment innegehalten, um dem Schmetterling nachzuträumen, der flatternd einen Glücksmoment ins Grau zauberte.

Die Natur und die Tiere hatten sie gelehrt wachsam zu sein. Auf ihren Instinkt konnte sie sich hundertprozentig verlassen. Sie witterte Ärger, merkte es, wenn Menschen logen, konnte es leider nur nicht immer beweisen.

Und nun steckte sie mittendrin in der Intrige. Es ging um Schmiergelder in einer Organisation, die mit ihrem Namen für Gutes stand. Sie witterte den Hass ihres Gegners, sah die glühenden Augen und spürte, dass die Komplizin ihres Gegenübers eine Hexe war. Die Frau ware gerissen und hatte, wie sie, einen weiteren Sinn. Sie war eine böse Hexe. Die hatte es an ihren Augen erkannt und es fuhr ihr eiskalt über den Rücken.

Das Gespann versuchte mit allen Mitteln Phenomena loszuwerden, doch sie wollte den Missstand im Namen der Gerechtigkeite aufdecken.
Das weckte keine guten Seiten in den Menschen und sie wurden böser als je zu vor.

So lauerten sie Phenomena bei ihrem Sonntagsabendspaziergang auf. Sie folgten ihr bis zur alten Buche, an deren Stamm sie sich in der Abendsonne gern niederließ, um mit geschlossenen Augen und einem Lächeln auf dem Gesicht die Energie zu tanken, die ihr von den Menschen genommen wurde.

Die Öffnung des Revolvers war genau auf ihre Stirn gerichtet. Phenomena hatte die Beiden nicht bemerkt, ganz versunken in dem wohligen Gefühl der vollkommenden Zufriedenheit.

Der Zeigefinger von Harm bewegte sich langsam und wollte abdrücken.

Ein grelles Licht, ein lautes Knallen...

Doch das war nicht der Schuss des Revolvers. Es war der Himmel, der sich sekundenschnell zugezogen hatte und zu Wort gemeldet hatte und sein Donnergrollen schickte.

Harm ließ vor Schreck die Pistole fallen und im Blitzgewitter sahen sich Phenomena und er genau an. Die Hexe stand auch dabei.

Angsterfüllt stand Phenomena auf, rutschte mit dem Rücken am Stamm der alten Buche hoch und hielt sich mit ihren Händen an der Rinde fest.
Sie spürte die Borke des Baumes, fühlte sein Leben und seine Liebe.

Harm kam auf die zu und schrie "Du Verräterin, du wirst sterben."

Er und die Hexe kamen immer näher. Er fasste Phenomena mit beiden Händen am Hals und drückte zu.

Wieder ein Blitz und ein Donnergrollen und ein seltsames Pfeifen. Zwei sekundenschnelle schwarze huschende Schatten.
Harm und die Hexe waren verschwunden und das Abendlicht tauchte die Landschaft wieder in eine wunderschöne Idylle, so als sei nichts geschehen.

Phenomena blickte sich um. Ein schwarzer Wolf stand auf einem Hügel und ließ einen leblosen Körper fallen. Die Hexe.
Und im Rauchen der Blätter hörte sie ein Ächtzen. Aufgespießt auf einem dicken Ast befand dich der tote Harm.

***

Die Ermittlungen ergaben nur Rästel. Die Hexe wurde durch einen Genicknbiss eines Wolfes getötet, obwohl diese Tiere Jahrzehnte nicht mehr in diesem Landstich gesichtet wurden.
Harm wurde auf unerklärliche Weise auf einem Ast in einigen Metern Höhe aufgespießt.
Die Äste hatten sich durch seinen Körper gebohrt.

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Kommentare zu diesem Text


 NormanM. (09.08.11)
Das ist eine tolle geschichte. Man merkt, wie wichtig die natur ist, dass sie jemandem hilfreich zur seite stehen kann. Auch wenn es nur eine geschichte ist, denke ich, dass sie weitaus mehr kann als einfach nur zu existieren. Sie verhält sich so, wie man mit ihr umgeht.
Der schreibstil hätte vielleicht noch etwas lebendiger sein können und Harm und die HExe vielleicht vorher noch etwas beschrieben werden können.
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