Beim Anblick alten Porzellans

Dinggedicht zum Thema Schönheit/ Schönes

von  EkkehartMittelberg

Seit meinen Jugendtagen
begleitest  du mich
„Maria weiß“.

Damals fehlten mir
die Worte
für deine Schönheit.
Doch im Unterbewusstsein
hat es sich tief verankert,
dieses Symbol
unaufdringlicher Eleganz.

An dämmrigen Wintertagen
schimmert es matt.
An heiteren Sommertagen
leuchtet es hell.

Der wechselnde Geschmack der Zeiten
hat mein Empfinden nicht verändert.
Wenn ich es heute
auf einer Kaffeetafel sehe,
schrumpft für mich die vergangene Zeit:
Schlichtheit,
Klarheit,
Reinheit,
Eleganz,
Beständigkeit.
Das habe ich
bei deinem Anblick
ein Leben lang empfunden,
„Maria Weiß“.

Ich frage mich,
ob ich einer Sentimentalität aufsitze.
Gibt es so etwas wie zeitlose Schönheit?

© Ekkehart Mittelberg

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Kommentare zu diesem Text

KoKa (42)
(09.08.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.08.11:
Vielen Dank für dein hochinteressantes Bild, John. Eigentlich ist die zeitlose Schönheit gestorben, sie liegt in einem Sarg, und dennoch lebt sie in der Erinnerung weiter. Wenn sie aufersteht, reden wir von einer Renaissance.
LG
Ekki
Nimbus (35)
(09.08.11)
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 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 09.08.11:
Vielen Dank, Heike. Ich freue mich, dass du meine Begeisterung für schönes Porzellan und insbesondere für "Maria Weiß" teilst. Ganz sicher geht es dir so wie mir. Ich muss die schönen Porzellankollektionen nicht besitzen, um mich daran erfreuen zu können.
glG Ekki
Nimbus (35) schrieb daraufhin am 09.08.11:
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 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 10.08.11:
Bone China. Oh ja, Heike, ich weiß, wovon du redest, wenn du von der unglaublichen Tranparenz und Feinheit sprichst. Man spürt, dass du in dem Fach tätig gewesen bist.
GlG Ekki
chichi† (80)
(09.08.11)
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 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 09.08.11:
Besten Dank, Gerda. Soziologen werden "zeitlose Schönheit" mit einigem Recht in Frage stellen. Was es mit Sicherheit gibt, ist die Illusion zeitloser Schönheit und die wertvolle Erinnerung daran.
LG
Ekki

 ViktorVanHynthersin (09.08.11)
Eine Phrase sagt: Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Somit ist Schönheit und ihre Beurteilung völlig subjektiv. Ich finde dabei wichtig, dass man nicht verlernt, sich an den (alltäglichen) Dingen zu erfreuen.
Herzliche Grüße
Viktor

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.08.11:
Vielen Dank, dass du noch einmal nach der Beurteilung von Schönheit fragst, Viktor. Ich bin nicht ganz sicher, ob Schönheit historisch gesehen völlig subjektiv ist. Es gab Epochen mit einem von den herrschenden klassen allgemein anerkannten Schönheitsideal. Je pluralistischer jedoch eine Gesellschaft ist, desto subjektiver wird der Begriff Schönheit gefüllt. Für unsere westeuropäischen Gesellschaften hast du mit deiner Feststellung völliger Subjektivität wahrscheinlich recht.
Herzliche Grüße
Ekki

 loslosch (09.08.11)
maria weiß es längst, aber nicht von dir, ekki. ich könnte mich als literaturagent (mit geschäftssinn) anbieten ... :) lothar

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.08.11:
Ich kann mir keinen allseitig gebildeteren Literaturagenten wie dich vorstellen, Lothar. Lebte der kunstliebende Philipp Rosenthal noch, würde ich dich umgehend bitten mit saftiger Provision tätig zu werden. Maria würde mattweiß strahlen.-)
Ekki

 loslosch meinte dazu am 09.08.11:
ach, der gute philipp. er war anfang der 1970er staatssekretär im spd-geführten bundeswirtschaftsministerium. was der sich so am tag zusammenstotterte ... einmal formulierte er einen schrägen vergleich (inhalt vergessen) und meinte "darunter leiden die hausfrauen und die amerikaner". lübke zum angedenken. lo

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.08.11:
Ja, Lothar, so ist das manchmal mit den Kinstlern. Nach anderem nicht und erst recht nicht nach der Kunst sollte man sie befragen. Aber ihr Stottern ist mitunter charmant. Davon leben die Talk-Shows.
Ekki
Steyk (61)
(09.08.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.08.11:
Ja, vielen Dank, Stefan, die Schönheit der Natur kann vielleicht als einzige als zeitlos schön erscheinen, die von uns Menschen geschaffene ist stärker dem Zeitgeschmack unterworfen.
Ich stimme auch darin mit dir überein, dass wir uns zu unserem individuellen zeitlosen Schönheitsideal bekennen und den Vorwurf der Sentimentalität lächelnd ertragen sollten.
Liebe Grüße
Ekki
magenta (65)
(09.08.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.08.11:
Ganz lieben Dank, Magenta. Ich halte das von dir bevorzugte "Finale" für durchaus erwägenswert.
Vielleicht kannst du aber auch verstehen, dass ich es für einen Vorzug des Alters halte, nicht mehr alle sachlich gebotenen Relativierungen machen zu müssen, auch auf die Gefahr, dass mich jemand für so einfältig hält, das nicht zu erkennen, was jenseits liegt.
Herzliche Grüße
Ekki

 Irma (09.08.11)
"Nomen est omen", das hat man sich wahrscheinlich auch gedacht, als man dieser wundervollen Porzellan-Serie den Namen "Maria weiß" gab. Du hast alle diese Attribute genannt, die man mit diesem jungfräulichen Geschirr assoziiert. Auch ich liebe weißes, unbemaltes Porzellan ganz ungemein. Neben "Kurland" von KPM am meisten das "Maria weiß" von Rosenthal. Schon immer und wahrscheinlich für immer. LG BirmchenIrmchen

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.08.11:
Herzlichen Dank und willkommen im Club, BirmchenIrmchen. Man könnte jetzt darüber philosophieren, warum für uns gerade dieses unbemalte weiße Porzellan so faszinierend ist. Aber weshalb sollte man die Hobby-Freudianer auf den Plan rufen?
Liebe Grüße
Ekki

 loslosch meinte dazu am 09.08.11:
hehee, wisst ihr eigentlich, woher der name "porzellan" stammt? ich sags nicht. schäm. (-_-) lo

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.08.11:
Ach, lieber Lothi, ich bitt gar schön und schäm mich auch. Verrate es uns doch.
Ekki

 loslosch meinte dazu am 09.08.11:
wörterbuch der etymologie. es hat was mit einem fleischspendenden haustier feminini generis zu tun, das sich - mit ausnahme des orients - weltweit größter beliebtheit erfreut. italienisch müsste man können ... für die ganz bequemen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Porzellan
ichbinelvis1951 (64)
(09.08.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.08.11:
Vielen Dank und Kompliment, Klaus, du hast öfter sehr originelle Einfälle. Ich wäre nicht auf die Idee gekommen, einen Zusammenhang zwischen "zeitlos leben" und zeitloser Schönheit herzustellen. Ich verstehe, was du meinst, egal, ob man diesen Zusammenhang streng logisch herstellen kann.
Liebe Grüße
Ekki
SigrunAl-Badri (52)
(09.08.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.08.11:
Liebe Sigrun, mit den Preisen für schönes Porzellan rührst du an einen wunden Punkt. Ich nehme an, dir geht es wie mir, dass du solche Dinge nicht besitzen musst, um dich dennoch daran zu erfreuen.
"Maria Weiß" scheint übrigens seit langer Zeit eine preiswerte Ausnahme in der Rosenthal-Kollektion zu sein. Das wurde mir gelegentlich "gesteckt", wenn ich das Porzellan zu meinem Entzücken bei Einladungen entdeckte.
Vielen Dank für deinen Kommentar/deine Bewertung und herzliche Grüße
Ekki

 Momo (09.08.11)
Gerade am Wochenende war hier bei uns ein großer Töpfermarkt. Es gab dort wundervolles Geschirr und andere Werkstücke zu bewundern, aus Ton, aber auch aus Porzellan - Kunstwerke.

Ja, ich denke schon, es gibt zeitlose Schönheit, in der Kunst.

Liebe Grüße
Momo

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.08.11:
Liebe Momo, weißt du zufällig, wohin dieser große Töpfermarkt sich bewegt, ob er auch in den Frankfurter bzw. Marburger Raum kommt.
Was die zeitlose Schönheit in der Kunst betrifft, ich war vor 10 Tagen im Pergamon-Museum in Berlin. Den ungeheuren Erfolg der dort verbleibenden Ausstellungsstücke kann man sich außer mit der Befriedigung historischen Interesses wohl nur mit einer zeitlosen Schönheit der Exponate erklären. Die Besucher sind großenteils begeistert. Das sieht man ihnen einfach an.
Liebe Grüße
Ekki

 Momo meinte dazu am 10.08.11:
Der wird hier bei uns von der Werkschule organisiert und heißt: Internationale Keramiktage. Ich glaube daher nicht, dass du ihn in anderen Städten finden wirst.

Liebe Grüße, Momo

 Tintenklexe (09.08.11)
Lieber Ekki, es gibt eine äußere Wahrnehmung und eine gefühlsmäßige Wahrnehmung... und wesensmäßige Zuordnung/ wertung......Schönheit.
Dein Gedicht bildet ein harmonisches Ganzes! Zeitlos.
mit lieben Grüßen
Gabi

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.08.11:
Das stimmt unbedingt, Gabi. Schönheit, die nur äußerlich wahrgenommen wird und keine gefühlsmäßige Entsprechung findet, bleibt kalt, museal. Findet aber diese wesensmäßige Zuordnung/wertung statt, dann empfindet man Abweichungen vom goldenen Schnitt als liebenswerte Steigerung der Schönheit.
Herzlichen Dank und liebe Grüße
Ekki
Anne (56)
(10.08.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.08.11:
Vielen Dank, liebe Anne, du hast die Perspektive auf zeitlose Kunst noch einmal erweitert. Ich vermute, dass zum Beispiel Bach noch in 100 Jahren gehört und Homer zu dieser Zeit noch gelesen wird, falls nicht vorher die Welt untergeht.
Mit herzlichem Dank und lieben Grüßen
Ekki

 Dieter Wal (15.06.12)
Sehr schöner Prosatext. (Nicht nur) in Sachen Porzellan könnte dir der Richard Adams-Roman "Das Mädchen auf der Schaukel" gefallen.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.06.12:
Vielen Dank, Dieter. Bei Gelegenheit werde ich mir von dem Mädchen auf der Schaukel Schwung holen.

 TrekanBelluvitsh (07.02.13)
Natürlich gibt es zeitlose Schönheit. Vielleicht existiert sie nur einen Wimpernschlag lang und es ist schon großes Glück von Nöten, dass gerade dann ein Künstler zugegen ist, der sie einfängt, in einem Bild, in Worten, in einem Foto. Sie existiert, muss aber nicht immer das Gleiche 'bedeuten'. Denn die Schönheit ist eine Hexe, die uns verzaubern oder in Frösche verwandeln kann. Aber sie bleibt schön.

Ganz davon abgesehen ist vollkommen schnuppe. was die Welt von deiner dich begleitenden 'weißen Schönheit' hält. Und selbst wenn Neider sie schlecht machen, dann warte nur einen Moment und alle werden sie wieder schön finden. Vielleicht ist das ja 'zeitlos': immer wieder!

In diesem Sinne: schöne Grüße

T.B.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.02.13:
Vielen Dank, Trekan. Dein Kommentar trifft Verstand und Herz.
LG
Ekki
Piroschka (55)
(20.11.18)
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 harzgebirgler (10.02.22, 17:26)
'maria weiß' von rosenthal ist toll -
klassisch ohne schnickschnack wie's sein soll!

lg
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.02.22 um 20:20:
Grazie, Henning, wieder etwas, das uns verbindet.
LG
Ekki
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