Sicht aus der Sucht

Manifest

von  Stone

Ich bin gegen die totale Abstinenz; Ich bin für ein Leben voller Koks, "Uppers", "Downwers", Grass, Hasch; Alk und was es sonst noch so gibt.
Anders, anders hält man das Leben doch sonst nicht aus. Bei all der Ungerechtigkeit in der Welt, wo in einem Teil der Erde geschlemmt wird bis zum Kotzen; in einem anderen Teil dagegen die Menschen elendig verhungern.
Wo in Deutschland die Ärmsten der Armen, die Hartz4 bekommen, nicht nur im engeren Bekannten-/Familienkreis ausgegrenzt, belächelt oder bepöbelt werden(zu faul zum Arbeiten, was?), sondern auch noch ertragen mussten, dass der Namensgeber andere, die bei Ihren Lustreisen sich Koks und Nutten leisteten, gedeckt wurde. Dass die Manager erst das ihnen anvertraute Geld bei Risikogeschäften verzocken und dann, als eine Bank nach der anderen in die Pleite marschiert, der Staat mal eben Millionenbeträge zur Verfügung stellt und staatliche Hilfe, die sonst als kommunistische Umtriebe gebrandmarkt wird, als notwendig erachtet wird, um unsere ach so tolle Marktwirschaft, sprich Kapitalismus, zu erhalten.Das weiter Waffen - auch auf legalem Wege - an Länder verkauft werden, damit diese weiter ihre Kriege führen können. 
Da werden Wünsche der Bürger ignoriert, während man bei Politikern die Bodenhaftung vermisst und sich fragt: "Leben die eigentlich im selben Land wie ich?" Da wird so getan, als würde für die Umwelt - CO-2 Ausstoß - viel getan(Glühbirnen werden abgeschafft, damit der Energieverbrauch nicht soo hoch ist), währen der Hauptverursacher - Autos, Flugzeuge, etc. - weiter ihr Gift in die Luft pusten. Klar, weil bei einer Einschneidung von z.B Autos die Bürger abdrehen würden. Das und das Fernsehen gehören schließlich zu den Trümpfen, wenn es um Verdrängung geht. 

Das haben sie sich prima ausgedacht. Ich allerdings auch. So habe ich immer einen Grund - habe ihn stets parat. Einen Grund für meine Tablettenabhängigkeit. Und wenn Sucht von Suche kommen würde (tut es nicht, aber hätte ja naheliegen können), hätte das ganze sogar einen Sinn gemacht. Welchen weiß ich nicht, aber das spielt ja sowieso keine Geige mehr.
Gut: der eine oder andere wird sich vielleicht sagen, man solle sich auf sich selbst konzentrieren, den Egoisten rauskehren und an was anderes denken, als immer nur an den Problemen in der Welt kleben zu bleiben.Aber das ist doch die Denkweise die uns dahin geführt wo wir jetzt sind. Da beißt die Katze sich in den Schwanz. Oder ich bin komplett auf dem Holzweg und es gibt gar nichts zu ertragen. Oder haben, mmh, ja Abhängige nur ein feineres Gespür; dass alles dermaßen verfahren ist, dass es schon einer Art Krücke bedarf das Leben rumzukriegen. Bzw. sind "sie" (oder wir) nur zu schwach oder sensibel oder was weiß ich, unser Leben "auf die Reihe" zu kriegen. Aber zurück zum Ausgangspunkt: "Was zum Teufel habt ihr schon zu ertragen?" wird mancher fragen. Zum Teil mag das stimmen und es gibt ja auch 'ne Menge Sachen, die einen das Leben schon lebenswert machen können

Also mache ich mir nur zu viele Gedanken? Denn was weiß ich schon? Die Therapeuten, die sich tagtäglich damit beschäftien, kommen auch zu keiner wirklichen Lösung. Von den rigiden Therapien der 60er bis zu den Fixerräumen unserer Zeit wurde schon so ziemlich alles ausprobiert. Um auf eine wirklich halbwegs "gute" Lösung zu kommen, muss individuell entschieden werden. Aber ich für meinen Teil habe die Lösung. Warum nicht -wenn es denn man will - den Kopf zuschütten mit irgendwelchen "Glücklichmachern"?
Da galt die Atomkraft lange als Glücksfall, weil das CO2 die Luft verpestet. Das ist ähnlich, als würde ich sagen:"Heroin macht mich kaputt, also nehme ich Tabletten, wunderbar." Warum denn nicht? Abgesehen von der Abhängigkeit - aber schließlich bin ich auch vom Geld abhängig - gibt es doch keinen Grund, dass z.B. Leute, die ihr Leben so leben wollen, nicht so leben sollten. Es gäbe weniger Arbeitslose und man könnte die Leute unter "FiF"(für immer freigestellt) laufen lassen; die ARGE hätte weniger zu tun, die Leute wären glücklicher und finanziell könnte man sich schon haushaltstechnisch etwas einfallen lassen - für die Banken gabs ja auch plötzlich eine Möglichkeit Geld zur Verfügung zu stellen, was eigentlich gar nicht da war. Und das für viele unsägliche BTMG gehört schon lange mal überarbeitet.
Wer weiß denn schon, ob, wenn es das BTMG nicht gäbe, einige Leute, die sich umgebracht haben, noch leben würden. Die Selbstmordrate liegt doch bedenklich hoch - wenn ich das richtig in Erinnerung habe, ist das die zweit meiste Todesart - nach Verkehrsunfällen.
Und - was verpassen die Leute schon, wenn sie nicht jeden Tag zur Arbeit gehen, sich in irgendeinen Kreislauf drängen lassen; einen Kreislauf der aus arbeiten oder sich um selbige bemühen, konsumieren, belangloses Gerede mit irgendwelchen anderen, sich fortpflanzen, arbeiten, etc. besteht.
Und deshalb bin ich gegen die totale Abstinenz, gegen ein Leben, das nur aus "funktionieren", gehorchen und irgendwann sterben ohne gelebt zu haben, besteht.

Morgen ist ein anderer Tag und - wer weiß - vielleicht bin ich dann ein anderer Mensch.
Auch wenn die Chance gering ist.


Anmerkung von Stone:

Dieser Text wird fortgesetzt; ich habe diesen, bzw. einen etwas abgeänderten Text auf der "Aktionswoche Alkohol" 2010
gehalten; er ist in dem Heft "Wieder geboren Wieder verloren?" abgedruckt in ganzer Länge.
Außerdem möchte ich darauf hinweisen, dass ich kein Internet habe und es daher bei etwaigen Kritiken/ Fragen etc.- wie immer bei mir - zu Verzögerungen kommen kann.
Ich habe den Text nun dahingehend ergänzt, dass er dem "Orginal" näher kommt.
Ferner möchte ich im Voraus Verdachtsmomenten eines Plagiats, was die Passage "konsumieren, arbeiten" , die bei Kerouac ähnlich klingt entgegenhalten, dass der Kontext ein anderer ist.

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