Angewandtes römisches Recht

Glosse zum Thema Wirtschaft

von  loslosch

Leges bonae ex malis moribus procreantur (Ambrosius Theodosius Maximus, 4./5. Jh. n. Chr.; Saturnalia). Gute Gesetze entstehen aus schlechten Angewohnheiten.

Im Mai 2010 wurden in Deutschland die sog. ungedeckten Leerverkäufe an den Wertpapierbörsen untersagt. Die Bundesrepublik wurde mit diesem Verbot zum Vorreiter innerhalb der Europäischen Union und handelte sich Kritik des US-dominierten Internationalen Währungsfonds (IWF) ein. Erhebliches Manko in der Tat: Spekulanten können auf ausländische Börsenplätze ausweichen.

Leerverkäufe sind solche Börsengeschäfte, bei denen der Verkäufer Papiere veräußert, die er gar nicht in seinem Depot hält, d. h., er spekuliert auf fallende Kurse und möchte die "leer" verkauften Positionen nachträglich zum (erwarteten) niedrigeren Kurs erwerben. Das Institut der Leerverkäufe ist ein "geistiger" Import aus den USA. Diese Geschäfte waren in der frühen Bundesrepublik nicht erlaubt. Somit wurde der alte Zustand anno 2010 partiell und in der Tendenz wiederhergestellt. Gedeckte Leerverkäufe, also Verkäufe von geliehenen Wertpapieren, bleiben allerdings weiterhin erlaubt. Das Wetten auf fallende Börsenkurse war eines der Elemente, die das weltweite Wirtschafts- und Finanzsystem 2008 fast zum Einsturz gebracht hätten. Ja, die Römer wussten schon: Gute Gesetze entstehen aus schlechten Angewohnheiten. Wiederholungen sind einkalkuliert.


Anmerkung von loslosch:

Wenn jetzt Frankreich, Italien, Spanien und Belgien nachziehen, ist das nur die halbe Miete. Die USA sind gefordert, lieber Herr Obama.

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (14.08.11)
Ich bin in ökonomischen Fragen ein Greenhorn und lasse mich gern durch so einen gescheiten verständlichen Kommentar informieren, wie du ihn hier abgegeben hast, Lothar.
Ekki

 loslosch meinte dazu am 14.08.11:
danke. man beachte auch die anmerkung. lo

 franky (14.08.11)
Hi Lota,

Erst muss der Staat den Banken mit Zuschüssen ihr Bankrott verhindern, wenn die Kasse leer ist, dann wird der Staat von dubiosen Agenturen herabgestuft und der einsetzende Vertrauensverlust in seine Liquidität mit fallenden Kursen eingeleitet. Dadurch wird den Spekulanten Tür und Tor geöffnet. Das Onanieren der Geldmengen trägt nicht zu echter Wertsteigerung bei.
Du legst den Finger in eine der vielen Wunden unserer Finanzwelt.

LG Franky

 loslosch antwortete darauf am 14.08.11:
der ökonom kann nichts gegen spekulanten einwenden, grundsätzlich, ob sie nun down oder up pokern. aber die brüder müssen an die gesetzesleine, müssen immer dann voll mit dem privatvermögen haften, wenn sie sich verspekuliert haben. was nützt der gesellschaft ein pleitespekulant, der zum sozialfall wird und noch andere gläubiger mit in den strudel reißt! danke, franky. lothar

 Irma (14.08.11)
Sehr leer-reich! LG BirmchenIrmchen

 loslosch schrieb daraufhin am 14.08.11:
ich nehme deinen text fonetisch entgegen, IB. lothar

 Irma äußerte darauf am 14.08.11:
Irgendwie habe ich bei diesen Leerverkäufen immer das Bild von diesem Schlemihl aus der Sesamstraße vor mir, wie er dem naiven Ernie eine Tüte voll Luft verkauft... LG

 loslosch ergänzte dazu am 14.08.11:
diese serie kenne ich nur partiell und damals aus väterlicher sicht. schöne sendung. dort "wuppt" es manchmal gewaltig. :) lo
magenta (65)
(14.08.11)
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 loslosch meinte dazu am 14.08.11:
erklär mir noch, ob du mit dem typ an der kasse eine absprache getroffen hast. die hälft des "schwundes" eines konsumladens geht bekanntlich aufs konto des personals. lothar, gratias agens
magenta (65) meinte dazu am 14.08.11:
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 loslosch meinte dazu am 14.08.11:
wie? wohngemeinschaft? (-_-) lo

 Elén (14.08.11)
Meiner Theorie zufolge werden die Währungen willkürlich entwertet und das Vollk nach und nach zur Nullinie, mit anschließender Zwangsenteignung und Abdanken der Souveränität hingeführt, vorzüglich mit der Propagandamaschinerie der Medien, die sichtlich alle gleichgeschaltet sind, - bis auf ein paa kleine investigative Journalisten, die man suchen muss. - Wer das Finanzsystem im Kapitalismus versteht, weiß, dass die Wirtschaft kollabiert, sobald einer beschließt, mal kein Freund der Neuverschuldung zu sein. Das monetäre Geldsystem basiert auf Zinsen znd Zinseszinsen. Ist das nicht mehr, wissen wir, die wir an der Uni dem Prof. mal misstraut haben und mit einem Aug in andere Bücher geschielt haben, wissen, dass es zur Rezession, zu Arbeitslosigkeit, zu Destabilisierung kommt, - so oder so. Das Fianzmonopol dreht am Hebel und früher oder später haben wir den perfekten Klassenkampf und wir können uns nun ungefähr vorstellen, wozu die EU sich Battlegroups ausgedacht hat. Das Muster .. alles kennen wir ja aus den Geschichtsbüchern und trotzdem sind viele der Leute blöd genug, den Müll zu glauben, den Frau Merkel, Herr Obama und andere Esel aus den Bildschirmen quasseln.

schönen Sommer.
(Kommentar korrigiert am 14.08.2011)

 loslosch meinte dazu am 14.08.11:
in deiner grußformel steckt viel sarkasmus, elén. der sommer war kein toller, und bald ist er vorüber ...

zu viel resignation, fatalismus steckt in deinen zeilen. die große mehrheit der menschen (der menschheit) wird wechselvoll von angst und gier geschüttelt, erschüttert. ich kritisiere im wesentlichen die fehlende internationale abstimmung (s. anmerkung oben). der mensch ist dem menschen ein wolf (homo homini lupus), satz des plautus, von hobbes übernommen, meint im letzten: nicht der mensch ist dem menschen ein wolf, sondern die staaten untereinander.

frohes gelingen der europäischen währungsunion. (mein sarkasmus.) felix austria ... (-_-) lothar

 Elén meinte dazu am 14.08.11:
Ich lass zum Thema noch einen Beitrag da, den ich sehr mag:

Wilhelm Hankel/Berlin 2011

 

-

sarkasisch? ich? iwoherdenn! :)

Bestes und: einen sonnigen Herbst!

:)

 loslosch meinte dazu am 14.08.11:
hankel, jg. 1929, habe ich als junger referent erlebt. seine these, dass die währungsunion scheitert, teile ich. böhm-bawerk, 1851 - 1914, macht oder ökonomisches gesetz, sehr schön.

nachtrag: hier hilft nur schulden machen innerhalb der eu-staaten. deutschland liegt selbst über den maastricht-vorgaben. schäuble schwadroniert von stabilität und hält sich bei den staatsschuden nicht dran. recht so! das erleichtert die endabrechnung beim allg. kollaps.

keine schlechte weiterbildung, elén. lo
(Antwort korrigiert am 14.08.2011)
(Antwort korrigiert am 14.08.2011)
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