Literaturkritik und Literaturkritiker

Aphorismus

von  EkkehartMittelberg

Dieser Text ist Teil der Serie  Aphorismen
1) Der Kritiker fühlte sich so leer. Er hatte heute noch niemanden kritisiert. Als er es getan hatte, spürte er seine Bedeutung.
2) Von Literaturkritikern wird nicht erwartet, dass sie selber schreiben. Sie sorgen dafür, dass sich daran nichts ändert.
3) Ob Literaturkritik konstruktiv wirkt, entscheiden der Kritiker und der Kritisierte.
4) Niemals hat positive Literaturkritik Skandal gemacht. Das wissen die Literaturkritiker.
5) Verriss hebt das Geschäft, besonders der gnadenlos vernichtende.
6) Der Kritisierte ist empfindlich. Empfindlicher ist eine Mimose. Der kritisierte Literaturkritiker ist  ein Sakrileg.
7) „Schlagt ihn tot, den Hund! Er ist ein Rezensent.“ (Goethe *) Rezensiert ihn gut, auch er wird bellen. (E. M.)
8) Autoren sind eitel. Leser sind sensationshungrig. Davon leben Rezensenten.
9) Autoren und Literaturkritiker sind eitel. Das ist die Voraussetzung für gutes Entertainment.
10) Was haben ein Literaturkritiker und ein Clown gemeinsam? Beide leiden.
 
* Dieser Ausruf ist die Schlusszeile eines Gedichts, das Goethe 1774 zuerst anonym veröffentlichte. (Wikipedia)

    Ekkehart Mittelberg, August 2011

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Kommentare zu diesem Text

Jack (33)
(29.08.11)
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Gruszka (62) meinte dazu am 29.08.11:
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 loslosch antwortete darauf am 29.08.11:
du irrst gewaltig, jack, indem du klitterst ("... nicht lieb genug kommentiert ..."). weißt du, was magenta unter die kotzmäßige kritik schrieb? ich jedenfalls hätte schon mal gar nicht (im rekomm) reagiert auf eine so über die maßen unqualifizierte kritik, die auf die befindlichkeit von körperöffnungen des kommentierenden hinzielt. schreib doch nochmal, für alle leserlich, dass du eine solche kritik für zulässig hältst. bitte nicht kneifen. lo

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 29.08.11:
zu 3) Auch der Kritiker, wenn ihm daran liegt, dasss seine Kritik vom Kritisierten umgesetzt wird, unterscheidet er genau zwischen Argumenten ad rem und Argumenten ad personam. Letztere vermeidet er.
zu 6) Kritisierte Autoren sollten keine Szene machen. Sie sollten ihre Leidensfähigkeit demonstrieren. Das schafft Sympathien.-)))
Vielen Dank für deinen Kommentar, Jack.
Ekki

 loslosch äußerte darauf am 29.08.11:
völlig richtig. magenta hätte in das auge des taifuns blicken sollen ... ich glaub, den kerl hätte man für eine woche gesperrt, mindestens.
Jack (33) ergänzte dazu am 29.08.11:
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 loslosch meinte dazu am 29.08.11:
gestatten, dass ich diesen kommentar "zum Kotzen" finde ...
Jack (33) meinte dazu am 29.08.11:
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KoKa (43)
(29.08.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 29.08.11:
Vielen Dank, John. Vielleicht grinsen ja noch ein paar mehr.
Ekki
KoKa (43) meinte dazu am 29.08.11:
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 moonlighting (29.08.11)
Lieber Ekki,
böse Kritik hilft...... wenn sie begründet wird..... . man kann daran wachsen.........

Deine Aphorismen sind gut.

LG
Moonlight

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 29.08.11:
Vielen Dank, Moonlight, Kritiker, die gut begründen können, verzichten in der Regel auf Bösartigkeit. Sie haben das nicht nötig.
Liebe Grüße
Ekki
Gruszka (62)
(29.08.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 29.08.11:
Vielen Dank, Irene, deiner Deutung des Leidens stimme ich weitgehend zu. Ich sage mal, woran ich beim Schreiben des Apho gedacht hatte: Der Clown spielt das Leiden an allzu menschlicher Unvollkommenheit vor, der man mit Humor begegnen kann.
Der Kritiker möchte glauben machen, dass er unter der Unvollkommenheit des kritisierten Werks leidet. In seltenen Fällen stimmt das.
Liebe Grüße
Ekki
SigrunAl-Badri (52)
(29.08.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 29.08.11:
Vielen Dank dafür, Sigrun, dass du destruktive und konstruktive Kritik noch einmal so klar einander gegenübergestellt hast.
Liebe Grüße
Ekki

 loslosch meinte dazu am 29.08.11:
nur eine kleine einschränkung, der du hoffentlich folgen kannst: manchmal sind texte so mies, dass konstrutive kritik kaum möglich ist. mein rat: solche sachen links liegen lassen. manche missbrauchen aber auch solche texte, um ihr eigenes ego aufzublasen. lo
SigrunAl-Badri (52) meinte dazu am 29.08.11:
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KoKa (43) meinte dazu am 29.08.11:
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 ViktorVanHynthersin (29.08.11)
Literatur ist ein Minenfeld für Autoren und Kritiker, das groß und in manchen Teilen unerschlossen ist. Im Gegensatz zu den Autoren bewegen sich die meisten Kritiker, vor allem die selbsternannten und allwissenden ihrer Zunft, mit traumwandlerischer Sicherheit darin. Leider vergessen sie, dass eine unvorsichtige, unberechtigte oder anmaßende Kritik zwar in erster Linie den Autor verletzt, aber auch ihrem "Ruf" nachhaltig schadet.
Mein Favorit Deiner Aphorismen, lieber Ekkehart, ist die Nr. 7 wobei ich mich mir die Frage stelle, warum der olle Goethe das Gedicht anonym veröffentlichte... hatte er Angst im Minenfeld?
Herzliche Grüße
Viktor

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 29.08.11:
Besten Dank für deinen Kommentar, Viktor. "Leider vergessen sie, dass eine unvorsichtige, unberechtigte oder anmaßende Kritik zwar in erster Linie den Autor verletzt, aber auch ihrem "Ruf" nachhaltig schadet."
Diesen sachlichen Satz finde ich besonders bedenkenswert. - Zu Goethes Gedicht: Ich weiß auch nicht, warum er es anonym veröffentlichte und ob Angst der Grund dafür war. Sein bestes ist es bestimmt nicht. Laut Wiki gilt es als Antwort auf eine Rezension von Goethes Theaterstück "Götz von Berlichingen" aus dem Jahr 1773. Es erzähle von einem Gast, der sich bei ihm satt gegessen habe und danach herummäkelte. Dies ist der vollständige Wortlaut:
Rezensent

Da hatt ich einen Kerl zu Gast,
Er war mir eben nicht zur Last;
Ich hatt just mein gewöhnlich Essen,
Hat sich der Kerl pumpsatt gefressen,
Zum Nachtisch, was ich gespeichert hatt.
Und kaum ist mir der Kerl so satt,
Tut ihn der Teufel zum Nachbar führen,
Über mein Essen zu räsonieren:
»Die Supp hätt können gewürzter sein,
Der Braten brauner, firner der Wein.«
Der Tausendsakerment!
Schlagt ihn tot, den Hund! Es ist ein Rezensent.

Herzliche Grüße
Ekki
baerin (53) meinte dazu am 29.08.11:
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Gruszka (62) meinte dazu am 30.08.11:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 30.08.11:
Danke, Irene."Nicht besonders flüssig" ist mit Bezug auf diese Gedicht noch milde ausgedrückt. Aber die weitaus meisten Goethe-Gedichte halten der Kritik stand. Nun ja, wer selber kein Perfektionist sein will, darf auch nicht von anderen erwarten, immer perfekt zu sein.
Liebe Grüße
Ekki
baerin (53)
(29.08.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 30.08.11:
Vielen Dank, Chris. Wichtig ist, dass du noch einmal auf das verwiesen hast, was eigentlich selbstverständlich sein sollte: auf den argumentierenden Kritiker.
Liebe Grüße
Ekki
Abandonero (30)
(30.08.11)
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Nimbus (35)
(30.08.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 30.08.11:
Liebe Heike, "Das Bildnis des Dorian Gray" gehört zu meinen Lieblingsbüchern. Du hast ein wundervolles Zitat aus dem Roman gebracht. Ich hoffe und vermute, dass es die meisten, die deinen Kommentar lesen, verstehen.
Besten Dank und liebe Grüße
Ekki

 AZU20 (30.08.11)
Da ist vieles richtig erkannt. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 30.08.11:
Vielen Dank, Armin. Ich habe dich vermisst.
Ekki

 HerrSonnenschein (02.09.11)
Wie schreibt Schwitters so schön?
"Der Künstler schafft, während der Kritiker schaaft."

Gerne gelesen

der Sonnenschein

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.09.11:
Vielen Dank und weiterhin viel Sonnenschein auf deinen Wegen.
Ekki

 TrekanBelluvitsh (18.07.13)
Ich stimme dir hiervon 1) bis 10) zu, auch weil ich meine, dass der Kulturbetrieb zumeist sehr oberflächlich ist und das gilt auch und besonders für alles das sich als 'Hochkultur' versteht.
"Der kritisierte Literaturkritiker ist ein Sakrileg."
Ha, das gilt aber auch hier auf KV. Gerade die, die sich immer wieder darüber beschweren, dass hier nicht 'hart genug' kritisiert wird, reagieren sehr dünnhäutig, wird ihre Kritik kritisiert.

Ich glaube, ein Aphorismus fehlt hier aber noch:

11) Sage niemals, "das gefällt mir nicht", denn dann bemerkt ein jeder, dass deine scheinbar objektive Kritik nur eine Meinung ist.
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