Sallys Haus (1)

Erzählung zum Thema Geister

von  Prinky

An diesem Morgen war Einzugstermin.
Der schwere Lkw bog die Einfahrt hinein. Der See, unweit hinter dem Haus gelegen, glänzte im Licht des beginnenden Tages. Als der Wagen zum Stehen kam, sprangen Kyle und seine Frau freudig erregt aus ihm raus. Ihnen folgten ihre drei Kinder Sam, Indira und Jule.
Ohne irgendetwas in der Hand stürmten sie die knarrende Treppe zu dem alten Herrenhaus hinauf, und warteten, bis der Vater das Schloß aufschloss, das sie in eine glänzende Zukunft führen sollte. Doch die glänzende Zukunft entpuppte sich als furchtbare Hölle.

Zu solch einem Preis mussten sie Ja sagen, und das Haus aus dem 19. Jahrhundert kaufen. Ausserdem war es DIE Chance endlich aus der Großstadt rauszukommen, und den Kindern und sich selber eine ruhigere und stressfreiere Zukunft bieten zu können.
Es war eine dieser Möglichkeiten die eingefahrene Lebenssituation entscheidend zu verändern und eventuell sogar zu verbessern. Jule, die 16. jährige, älteste Tochter, war aber nicht mit diesem Umzug einverstanden. Sie hatte schon begonnen sich ein eigenes Leben in der Stadt aufzubauen. Dementsprechend war diese kleine Stadt am sogenannten Arsch der Welt irgendwo in Kentucky ein Rückschritt. So empfand sie es jedenfalls. Ihrer Schwester Indira hingegen, die gerade 12 Jahre alt wurde, war der Umzug hingegen egal. Sie freute sich sehr auf ihr eigenes Zimmer, da sie sich bisher ein Zimmer mit ihrem Bruder Sam teilen musste. Sam war aufmüpfige fünf Jahre alt. Und so empfand er den Umzug als eigentliches Abenteuer.

Als sie nun in dem großen, und langen Flur standen, der in ein komisches, dunkeles Licht getaucht war, sagte ihre Mutter erstaunt: "Wow, so groß habe ich es mir dann doch nicht vorgestellt!"
Kyle aber meinte, daß es doch gut wäre, und es für ihre fünfköpfige Familie nicht groß genug hätte sein können. Aus der Enge endlich in die große Weite. So sollte es kommen, und so wäre es letztendlich auch gut.

Nach anfänglichem Staunen, begannen sie nun das Haus mit ihren Reichtümern zu versorgen. Sie fingen an den ersten LKW zu entladen. Der zweite sollte zwei Tage später folgen. Zehn Hände schafften eine Menge, auch wenn zwei davon nur unwesentliches tragen konnten. Am Abend saß man geschafft, aber dennoch glücklich an dem großen, aber alten Küchentisch, den sie mit dem Haus erworben hatten. Vater hatte den alten Kamin im Wohnzimmer angesteckt, und es begann wohlig warm in dem alten Bau zu werden. Wie immer kämpfte jeder gegen jeden, nur um etwas mehr Aufmerksamkeit in der Familie zu erhaschen. So war es immer bei den Broichs. Als es dann zum Essen kommen sollten, hielt Kyle plötzlich inne, und meinte zu seiner älteren Tochte Jule, das sie nun dran wäre, und sie somit die Ehre hätte, das erste Tischgebet im neuen Haus zu sprechen.
Jule sprach den ersten Satz, während die restliche Familie mit gefaltenen Händen ruhig, mit gesenktem Blick am Tisch saß.
Da schüttelte es alle, als ein starker eisiger Luftzug durch die Küche zog.
Allen fröstelte, und während Vater den Kamin im Wohnzimmer inspizierte, begann Jule mal wieder gegen das neue Haus zu hetzen.
An diese Kälte muss man sich halt gewöhnen, meinte sie. Schließlich wäre das klar, wenn man in so eine Ruine ziehen würde. Sam musste lächeln.
Immerhin schmeckte ihm seine warme Milch.

Der Abend klang aus, und die Nacht zog auf. Und mit ihr schienen sich alle Bewohner des Haus auf die kommende Nachtruhe vorzubereiten. Nun ja, zumindest alle lebenden.

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (26.09.11)
Da bin ich gespannt. LG

 Prinky meinte dazu am 26.09.11:
In schöner Unregelmäßigkeit werde ich die Geschichte weiter schreiben. Ich hoffe du bleibst bei der Stange...;-)
Gruß Micha

 AZU20 antwortete darauf am 26.09.11:
Na klar. LG
Anne (56)
(26.09.11)
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 Prinky schrieb daraufhin am 26.09.11:
Ich liebe Geistergeschichten auch, aber bisher habe ich meist Balladen zu dem Thema geschrieben. Nun versuch ich mich mal an der erzählenden Geister-Prosa. Liebe Grüße Micha
chichi† (80)
(26.09.11)
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 Prinky äußerte darauf am 26.09.11:
Habe schon zwei Fortsetzungen fertig. Und es geht weiter.
Gruß Micha

 Pingui (24.10.11)
Hallo Vatii,
der Text gefällt mir und weckt auf zum weiterlesen, werde ich direkt mal tun. Berichtige noch die beiden rechtschreibfehler, dann ist es vollkomen sauber ;)


"aber dennoch glücklich asn dem großen, aber alten Küchentisch" und einen Satz mit Tochte ---> Tocher

 Prinky ergänzte dazu am 24.10.11:
Ahja, danke für den Tipp oh großer, weiser Junge. Freue mich aber das dir meine Erzählung gefällt. So etwas zu schreiben fällt mir immer noch schwer.
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