Beharrlichkeit und Lebensfreude

Hymne zum Thema Lebensbetrachtung

von  Georg Maria Wilke

Wen wundert beharrliches Leben auf Erden,
gefangen in Netzen, gleich Fischen, die atemlos
an fernen Strand gezogen; sie zappeln, schnappen
nach Lebensodem, dem kühlen Nass entzogen,
das nackte Leben, schillernd reckt die Schuppenhaut
sich bittend der Sonne entgegen. So atmet der Mensch
wohl gierig das Pneuma ein, das fern der Welt auf
geistigem Grund die Wärme dieser Welt wohl schuf,
um sich zu fügen in geordnete Gesetze, die zu halten
göttlich Schwur dem Menschen bei der Schaffung
dieser Welt als Leben in die Lunge eingehaucht.
So ringt der Mensch, ein – und ausatmend, nach
Beständigkeit, dem Tiere fremd und ebenso dem
holden Blühen einer Blume ungemäß, was Freude
an dem Dasein zollt, denn ohne diese Kraft, dem
Menschen auch nur das kleinste Lächeln über seine
Lippen zu entlocken, wäre schöpferisches Talent,
dem Widersacher ausgesetzt, der ständig saure Mine
zeigt beim spielenden Umgang mit dem Leben, nur
engbegrenzte Laune der Natur sein eigen nennt.
Wenn unter vielen einer ist, der ringend aus der Seele
sich dieser Lebensfreude stellt, gleich einem Recht,
die Freiheit zu begehren, doch seiner Unfreiheit
sich nie zu erwehren mag, als sei er eingeschlossen
in finstrem Kerker dieser Welt, der sich Leben nennt.
Wen wundert es, dass Beharrlichkeit und Lebensfreude
Antipoden sind, die nie einander brüderlich und schwesterlich
umarmen werden, um so ein Ganzes dann zu sein.

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