Glaube und Himmelsmechanik

Persiflage zum Thema Glaube

von  loslosch

Plures adorant solem orientem quam occidentem (Ausspruch des Pompejus, zitiert in diversen mittelalterlichen Anthologien, u. a. von Walther von Chatillon, Proverbia sententiaeque, und Erasmus von Rotterdam, Adagia - in der Wiedergabe des antiken Historikers Plutarch, ~45 n. Chr. bis ~125 n. Chr.). Die aufgehende Sonne beten mehr Menschen an als die untergehende.

Im vorchristlichen Zeitalter eine ironische Bemerkung des römischen Staatsmanns und Feldherrn Pompejus (106 v. Chr. bis 48 v. Chr.) zu seinem steigenden öffentlichen Ansehen. Im Rückblick ein Ausspruch von philosophisch-kritischer Qualität. So sind die Altäre christlicher Kirchen nach Osten gerichtet, und der Islam verabscheut Toiletten mit Poblick gen Osten. Es würde dem Allmächtigen publik. Glaube in jedweder Version setzt zuerst auf das Prinzip Hoffnung. Diese ist konnotiert mit der aufgehenden Sonne. Nicht mit der untergehenden, die auf Maler, Dichter und Lyriker einen andersartigen Reiz ausübt. Manchmal einen ironischen, wie beim Romantiker und Spötter Heine (1797 bis 1856, Seraphine 10):

Das Fräulein stand am Meere/ Und seufzte lang und bang,/ Es rührte sie so sehre/ Der Sonnenuntergang./ "Mein Fräulein! sein Sie munter,/ Das ist ein altes Stück;/ Hier vorne geht sie unter/ Und kehrt von hinten zurück."

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (01.10.11)
Ich bin mir sehr sicher, dass in den Werken der Aufklärung die aufgehende Sonne eine größere Rolle spielt als die untergehende. Anders als in der Romantik. Sollte meine Vermutung stimmen, so würden Glaube und die von diesem so erbittert bekämpfte Aufklärung beide auf die Sonne als Symbol der Hoffnung setzen, wobei die Hoffnung selbstverständlich unterschiedlich konnotiert ist.
Ekki
(Kommentar korrigiert am 01.10.2011)

 loslosch meinte dazu am 01.10.11:
die ethnologen sollten es wissen. von südamerika bis japan, überall war die wärmespenderin ein tragendes element der alten religionen. zieht man die steckdose raus, ists aus - hienieden ... lothar, gratias agens

 Lluviagata (01.10.11)
Wobei beides einen besonderen Reiz auf mich ausübt! Nein- nicht Sonnenauf- und Untergang, sondern dein Apho und der grantelnde Heine ... :)))


(Kommentar korrigiert am 01.10.2011)

 loslosch antwortete darauf am 01.10.11:
und nicht das (famose) wortspiel Poblick/ publik? ) lothar

 Lluviagata schrieb daraufhin am 01.10.11:
Jetzt, wo du das so sagst ... :))) ♥

 loslosch äußerte darauf am 01.10.11:
nicht dass du jetzt ein gedicht schreibst. es funktioniert nicht - wegen wechselnder betonung!

 Lluviagata ergänzte dazu am 01.10.11:
Meinst, dass ich das nicht hinbekomme? :P
RobertaRupp (48)
(01.10.11)
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 loslosch meinte dazu am 01.10.11:
die reihung "ego- und geozentrisches weltbild" hat was. denkbar knapp eine geschichte der psychologie der menschheit. meine texte scheinen manchmal anregend. jetzt halte ich es für wahrscheinlich, dass aus diesen gedanken völlig neues, eigenständiges erwächst. wäre so der traum eines autors. lothar

 Bergmann (04.10.11)
Siehe aber Spenglers Untergang des Abendlands - oder Nietzsches Zarathustra (da kehrt die Sonne hintenrum wieder zurüpck...).

 loslosch meinte dazu am 09.01.16:
also nix mit romantik.

 Bergmann meinte dazu am 09.01.16:
Es gibt Romantik mit und ohne Ironie. Heine hat oft die romantische Ironie. Das erwähntest du ganz richtig.
*Frieda* (48)
(16.10.11)
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 loslosch meinte dazu am 16.10.11:
heinrich blinzelt mir zu: fein gereimt. lo
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