Menschen aus Sicht eines Außerirdischen

Kurzgeschichte zum Thema Mensch und Natur

von  HarryStraight

Auf einer meiner Forschungsreisen durch den Weltall fand ich das Volk der Menschen, das auf einem kleinen blauen Planeten wohnt, fast so klein wie ein Kiesel. Die Menschen sind lustige Gesellschaft ohne Moral, die wild durcheinander tollt und alles mit Lärm und Licht erfüllt. Durch Radiofunkwellen erfuhr ich, dass sie Menschen hießen, ihren Planeten Erde nannten, dass sie gerne Musik hörten, viel arbeiteten und das so etwas wie Sex – ich weiß bis heute nicht, was es damit auf sich hat -, bei ihnen das Thema Nummer Eins ist. Als ich mit meinem Ufo auf ihrem Planeten landete konnte ich es einfach nicht fassen. Schon von Weitem hatte ich gesehen, dass alles dicht bewaldet war, mit echten Baum-Wesen. Diese Menschen lebten inmitten von primitivsten urzeitlichen Gestrüpp, in Erde, Schlamm und Wasser, zusammen mit primitiveren Lebensformen – den Legendären All-Schweinen, von denen in unseren Kinderbüchern so viel die Rede ist.  Und die Menschen wohnten in riesigen Klötzen aus Glas, mit hunderten von Zwischenscheiben, wo über einer Gruppe von Menschen eine andere gestapelt wurde bis in den Himmel. Sie kurvten mit kleinen Kisten mit Rädern unten dran durch die Gegend und machten lustige Tröt-Geräusche damit. Als die Menschen mich sahen, gerieten sie in Panik, so als würde ich unter all den unterschiedlichsten Wesen dort wirklich so stark auffallen. Es war wirklich die reinste Massenpanik! Deswegen lief ich lieber schnell zu meinem Ufo zurück und parkte es etwas sicherer in einer Waldlichtung, bevor es mir noch irgendjemand demolierte. Dann schlüpfte ich in den Körper eines Bauern, dessen Seele ich solange ich eines seiner Schweine steckte – wo sie bestimmt in Sicherheit war, denn Schweine behandelt man ja gut, wie jeder weiß. Die Bäuerin kam auch direkt mit dem Messer an, mit dem sie dem Schwein dann bestimmt auch die Borsten schneiden wollte. Aber mir egal, denn ich war schon weg. Ich hatte viel zu tun, ich hatte eine ganze Welt zu erkunden wie man so treffend sagt! Wer waren diese Menschen? Was waren ihre Gewohnheiten? Und warum reagierten sie immer noch so komisch auf mich, obwohl ich doch nun aussah wie einer von ihnen? Stimmte irgendetwas mit meinem Outfit nicht? Von allen Seiten her nannten sie mich „Bauerntrottel!“, „Assi!“, „Penner!“ oder „Dummer Typ!“ was in meinem Sprachfrequenzdetektor im roten Bereich lag und als Schimpfwörter angezeigt wurde.  „Pass doch auf!“ riefen sie, „mach dich weg“, oder „starr mir nicht so auf die Titten!“ Ich hatte noch sehr viel mit Übersetzungsarbeiten zu tun, bis ich begriff, dass ich mein Verhalten der hier lebenden Population anpassen musste. Anscheinend lebten sie hier unter sehr starken Zwängen, obwohl alles so fröhlich aussah. Oder verstand ich nur noch nicht? Auf riesigen Tafeln waren Momente des Glücks dargestellt, in denen die Menschen dieser Erde in ihrem Reichtum schwelgten, sich gegenseitig ihre Sympathie bekundeten und das Glück anderen mitteilen wollten. Also musste doch alles gut sein! Doch wie gesagt – es sind Wesen ohne Moral, wie ich später herausfand, gierig, böse und voller Selbstsucht. Sie dachten überhaupt nicht daran, ihre Art, oder ihren Planeten zu erhalten und wenn ich gewollt hätte, dann hätte ich sie alle gegeneinander ausspielen könnten, mit der Leichtigkeit, mit dem man ein kleines Geduldsspielchen knackt. Doch ich hatte keine Lust ein Massensterben anzurichten, zumal mir dieGaudi, die sie – aus welchen Gründen auch immer – veranstalteten wirklich gut gefiel. Die Menschen waren zugegeben sehr komische Wesen und es gibt viel über sie zu berichten. Das komischste fand ich ihre Körper. Sie hatten hinten kleine braune Löcher aus denen eine Substanz kam, die die selbe Farbe ihre Planeten hatte. Es waren Pflanzen, oder andere Lebewesen von ihrem Planeten – und ich übertreibe nicht -, die sie vorher aufgegessen hatten. Diese wurden in ihren Körpern, die kleine Fabriken waren -, dann einfach zu Brei verarbeitet. Ja, sie fraßen andere Erdenbewohner auf! Sie fraßen wirklich alles! Ein Kannibalenplanet! Wie unzivilisiert! Ich hatte Angst, dass mich auf einmal einer packen und verspeisen würden, aber die Lage schien mir zunächst ungefährlich als ich bemerkte, dass immer nur gegessen wurde, was in kleinen Schächtelchen oder auf Plättchen bereits tot, oder in Stücke zersägt, serviert wurde. Vorne heraus aus den Menschnkörpern kam Flüssigkeit, die sie getrunken hatten und das in einer gelben Farbe, wie ich in diesen witzigen Kabinen, die sie in ihren Städten aufbauten, gut beobachten konnte. Dort trafen sich die Menschen um zusammen das gelbe Wasser und den braunen Schlick in Behälter abzulassen. Die Kabinen befanden sich in den selben Gebäuden, in denen die Menschen speisten und sie waren nur durch dünne Wände voneinander getrennt, die unten auch noch einen Spalt offen waren. Doch das witzigste kommt erst noch! In die Körper der Menschen – und nun haltet euch fest -, war ein kleines zweites Lebewesen integriert, ein Wurm, oder eine Qualle, die diese gelbe Flüssigkeit ausspien. Diese kleinen, mit ihnen vollständig verwachsenen Tiere nannten Genitalien. Ich stellte fest, dass die Genitalien mehr Aktivität aufwiesen als die Menschen selbst und um einiges friedlicher waren – denn sie strebten immer zueinander und sogar ineinander, so als wollten sie ein weiteres mal mit einem anderen Tier verwachsen. Warum sich die Menschen nicht einfach an ihre Genitalien hielten, um Frieden zu schaffen, war mir ein Rätsel, denn es hätte auf jeden Fall funktioniert. Anscheinend waren sie noch nicht vollständig aufgeklärt wie sie mit ihrer eigenen Spezies umzugehen hatten. Ich beobachtete viele Menschen bei dem, was sie Sex nannten in diesen Kabinchen, in denen sie auch die gelbe Flüssigkeit und den braunen Schlick abließen. Dabei steckte meist der Mensch mit dem Wurm zwischen den Beinen, sein Tier in den Menschen mit der Qualle. Den Menschen mit der Qualle zwischen den Beinen gefiel das sehr gut, wie mein Sprachdetektor mir anzeigte, denn „Aaaaaaaaaaahhhhhhhh“ war ein primitiver Laut für: „Das sagt mir zu“.  Manchmal steckten die Menschen mit dem Wurm zwischen den Beinen ihr Genital auch in das braune Loch der Menschen mit den Quallen und manchmal auch in das braune Loch von anderen menschen mit Wurm zwischen den Beinen. Das schien den Menschen, die den Wurm nun in ihrem braunen Loch hatten sehr gut zu gefallen, denn wieder sagten sie „Aaaaaaaahhhh“, oder „Uhhhhh“ für „Das ist gut so, ich kooperiere“. Ich schlich mich auch in die Häuser der Menschen, wo sie das gleiche Spielchen trieben. Dort aßen sie dann auch gemeinsam andere Lebewesen auf wie Kühe, Schweine, Fische, oder Vögel. Danach gingen sie dann wieder auf die Behälter, um alles wieder loszuwerden. Welch groteskes Naturschauspiel! Sie lebten in ihren Häusern zusammen mit ihren Kindern, man stelle sich das vor! Sie lebten mit ihnen an dem selben Ort, wo sie auch die anderen Erdbewohner fraßen und fütterten ihren Nachwuchs mit den anderen Erdbewohnern. Ich musste jedes mal an das Kinderbuch Thommys Schweinefarm denken als ich das sah. Aber nun gut! Wie lebten die Menschen in ihren Häusern sonst noch so? Die Kinder spielten mit Dingen, die die Welt der erwachsenen Menschen in Kleinformat darstellte. So als ob es das gleiche wäre und man einfach nur irgendwann überzuwechseln hatte. Ich wollte mich nicht einmischen in ihre Angelegenheiten, aber ob das einen Sinn machte? Die Kinder waren wirklich von allem ausgeschlossen und pflegten untereinander einen verwahrlosten und brutalisierten Umgang, der noch tausendmal schlimmer war als der der aufgewachsenen Menschen, die wenigstens schon einige der Gefahren kannten, die es auf der Welt gab, wie steile Schluchten, heranfahrende Kisten, oder offene Fenster. Der Chef der Menschen war, wie ich herausfand ein ganz normaler Mensch in Amerika, einer mit einem Wurm zwischen den Beinen. Ich wollte ihn besuchen und ein offenes Wort mit ihm sprechen, doch im Menschenkörper wollte man mich nicht zu ihm lassen. Als ich mich dann zeigte, brach wieder eine Massenpanik aus. Diesmal war es wirklich schlimm, denn ich wurde seitdem auf dem ganzen Planeten gejagt. Ich besuchte noch einige Tanzschuppen, wo laute Musik lief, die mir wirklich gut gefiel. Hier konnte ich mich teilweise outen und wurde ohne Probleme akzeptiert, was ich wirklich „cool“ fand, wie die jungen Menschen sagen. Den Menschenkörper legte ich derweil auf einem der Sitzmöbel ab, wo er niemanden zu stören schien und zwischen anderen abgeladenen Menschen nicht weiter auffiel. Anderen Aliens begegnete ich nur genau zwei Mal. Einmal war es ein Honk, der hier sein Unwesen trieb und sich beim Tanzen den Menschen annäherte. Ein anderes Mal war es ein „Schorsch“, der an der Bar stand, und Gläser poltierte, ohne weiter aufzufallen. Wir begrüßten uns kurz voller Erstaunen, ließen dann aber einander gewähren, bevor wir uns noch gegenseitig in die Quere kommen und einen Faser-Krieg anzetteln würden. Einige Drogen, vor allem Extasy, gefielen mir sehr sehr gut. Das war wirklich das tollste, was ich auf allen Planeten erlebt hatte und ich habe mein ganzes Ufo mit diesen kleinen Pillen gefüllt, um sie auf unseren Planeten zu importieren. Doch dann musste ich wirklich schnell wieder von hier verschwinden, weil einige der Menschen, sie nannten sich „Polizisten“, „Soldaten, „Geheimagenten“, „Alien-Cops“ hinter mir her waren. Wie ich Filmaufnahmen der Menschen entnehmen konnte, hatten sie ein äußerst gestörtes Verhältnis zu allem, was aus dem All ihren Pkaneten je besucht hatte. Dort waren ausschlich Szenen zu beobachten, in denen die Aliens ihren Planeten zerstören wollten und dafür dann in Stücke geschossen wurden. Nein danke, ich musste sofort wieder abreisen, bevor ich noch als Space-Burger enden würde. Ich sah noch ein letztes Mal zwei Menschen bei dem zu, was sie „Sex“ nannten und was bei ihnen so ein großes „Thema“ war. Dann ging ich zum Bauernhof zurück, wo leider das Schwein nicht mehr aufzufinden war, in das ich die Seele des Menschen gesteckt hatte. Wahrscheinlich war es längst von der Frau des Menschen und seinen Kindern aufgefressen worden. Ich schob die Seele daher einfach unter dem Türschlitz durch, in der Hoffnung, dass das okay ging. Dann stieg ich in mein Raumschioff, warf eine Extasytablette ein und machte mich auf in die Sterne. Es tat mir wirklich leid schon wegzufliegen, doch ein bisschen war ich auch froh, denn man wusste ja nie, was diese Menschen nun schon wieder in die Luft jagten. Sie zündelten nämlich gerne und ließen Bomben explodieren, manchmal jagten sie dabei ganze Länder mit abermilionen Menschen hoch, es war eine Katastrophe! Niewieder hatte ich auf einem Planeten so einen Saustall gesehen wie auf diesem Planeten. Die größte Erkenntnis, die ich von diesem Planeten mitnehme ist, dass Schweine genau wie Menschen braune Löcher und Kleintierchen haben. Ich hatte an Bord drei Schweine mitgenommen, die mir nun alles mit Erdmist vollmachten und sich hinter meinem Rücken mit ihren Genitalien vergnügten genau wie die Menschen. Eigentlich wollte ich ja den Kindern auf unserem Planeten eine Freude damit machen, aber nun überlegte ich mir schon, die Schweine auf dem nächsten Felsbrocken auszusetzen. Doch dann bekam ich plötzlich Hunger und ich fragte mich, wie es wohl war ein andere Lebewesen aufzuessen.

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Kommentare zu diesem Text

Mimi2 (62)
(24.09.16)
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