Baustelle

Symbolgedicht zum Thema Selbstbild/Selbstbetrachtung

von  Anantya

Das Fenster muss aussehen wie leer,
auch wenn da vertrocknete Blumen stehen.
Die muss schnell einer holen.
Es muss leer sein, das Fenster, denn
ein stabiles Haus baut an mir und es hat kein Dach.
Und seine Türrahmen sind leer /auch wenn da schon Perlenvorhänge
nicht hängen nicht hängen!
Da gibt es nichts zu befürchten.


Anmerkung von Anantya:

Wann sind die Blumen vertrocknet

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 franky (17.10.11)
Hi liebe Anantya,

Gibt es in deinem Haus ein virtuelles Echo?
„nicht hängen nicht hängen!“
„Du machst das ganz wunderbar, wunderbar.“
Ein Fragment, das verschiedene Ansichten, Auslegungen zulassen.

LG Franky
(Kommentar korrigiert am 17.10.2011)
(Kommentar korrigiert am 17.10.2011)
starfish (51) meinte dazu am 17.10.11:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Momo (17.10.11)
Zuerst einmal gefällt mir die Überschrift über dieses Gedicht, denn sie spiegelt die Arbeit an den Aufbau eines Selbstbildes, das man (später) mit wachen Sinnen betrachten können möchte.
Da es ein Symbolgedicht ist, darf ich annehmen, dass du dir schon deine Gedanken über die Bilder gemacht hast, die hier zum Einsatz kommen. Die vertrockneten Blumen deute ich als Zeichen des Rückzugs, vielleicht auch als Vergangenheitsbewältigung. Wenn alles von der Fensterbank weggeräumt wurde, stört nichts mehr den freien Durchblick.
Das Haus ohne Dach ist ein sehr interessantes Symbol und steht im Grunde unserer Vorstellung eines stabilen Hauses entgegen, doch hier steht es für eine unumschränkte Offenheit des Geistes und dafür braucht es ein festes Fundament.
Auch die Türrahmen ohne Türen darin deuten auf eine angestrebte Offenheit, die nur Perlenvorhänge bedecken werden, ein Hinweis auf eine Kostbarkeit, die schon im Verborgenen auf ihren Einsatz wartet: „Da gibt es nichts zu befürchten.“
In der letzten Zeile dann die Selbstbestätigung und Selbstliebe, auch der verständnisvolle Blick, der bekanntermaßen Entwicklungen anspornt und Kreativität und Fähigkeiten ermutigt, sich auszuprobieren.

Zum Ende hin fallen mir die Wiederholungen auf in der letzten und drittletzten Zeile, sie wirken wie ein Spiegel, der alles wieder zurück wirft, was auf ihn projiziert wird oder wie ein Echo.
Die Leere scheint hier das Schlüsselwort zu sein, das auf der anderen Seite die Fülle impliziert.

Ein interessantes Gedicht, mit dem ich mich gerne beschäftigt habe.

LG Momo

 Seelensprache antwortete darauf am 17.09.12:
wow, an dieser Stelle mal Respekt für den Kommentar, finde ich eine tolle Wertschätzung des Gedichts! Auf jeden Fall auch eine interessante Auslegung.

 AZU20 (17.10.11)
Die letzte Zeile stimmt bezogen auf das Gedicht. LG

 kirchheimrunner (21.09.12)
wieder eine schöne Zauberei von dir.
Nicht alles was abstrakte Lyrik ist, ist auch lesbar:
Dein Gedicht ist lesbar, verstehbar und sie tut, was solche Gedichte tun sollen: Es erschafft beim Leser eine "andere Welt". Nicht gewohnte Bilder... und das alles erlaubt es, das Gedicht auch zu verstehen ohne zu interpretieren.
L.G. Hans

 Alazán (22.10.12)
Unfassbar gute Sprache !!! Dieser Kommentar gilt auch Deinen anderen Texten. Das vordergründig Simple und Alltägliche, hinter dem sich Weisheiten bis zur Metaphysik erst verbergen können erinnert mich stark an einen meiner Lieblingsdichter Rilke (s. Duineser Elegien). Weiter so! ;)
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram