Bernstein

Gedicht

von  Zeder

In mir wächst eine Blume bräunlich faul
treibt stinkend feuchte Knospen in das Herz hinein
umschließt mit welken Wurzeln jede Ader
und fängt mit müden Kelchen alle Träume auf.

Nichts blüht mehr hier es tropft jetzt Harz
aus allen Wunden
ein lahmer Fluss aus goldener Gülle ohne Grund.

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Kommentare zu diesem Text


 mondenkind (03.11.11)
es ist ein klasse bild, das du hier beschreibst. so klar und treffend. so ist es, wenn der schmerz wächst und wächst, in einem unerträglich langsamen prozess. ein schmerz, der einen lähmt und zäh erstarren lässt.
(einzig das wort 'gülle' will sich nicht einpassen. da fehlt der bezug, der sich sonst so stimmig durch das gesamte gedicht zieht.)
lg,
nici

 Zeder meinte dazu am 03.11.11:
vielen dank fürs kommentieren, nici!
die gülle beschreibt den fluss aus harz als stinkende, eklig lahme masse, abfall, andererseits jedoch ja auch nahrhafte, düngende kraft die wieder leben schaffen kann - ich finde sie treffend als bild für schmerz, die gülle ist es auch, die den leser dann nicht nur lähmend stehen lässt, wenn mans denn so interpretieren will ;)
lg theresa

 mondenkind antwortete darauf am 03.11.11:
ja, so macht es natürlich sinn. und ist auch gut gewählt. mein gedanke war eher, dass blumen, egal, wie modrig sie sein mögen, eben keine gülle erzeugen. aber das ist kleinkariert von mir. aus deinem blickwinkel heraus passt das bild dann und lässt einen kleinen bernsteinfarbenen schimmer hoffnung. :)

 poena (23.02.12)
der text erinnert mich an expressionistische eiter- und aas-gedichte, aber trotzdem ist stimmig und nicht nur ekelhaft, was du in die bilder packts. die gülle hat es mir auch angetan- die ist ein sehr sonderbarees, verständliches und sprachlich innovatives bild. die faulige blume kann ich vor mir sehen, fast fühlen.
lg s
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