7. Stock, Whg. 71

Sonett zum Thema Alles und Nichts...

von  mondenkind

Schon sammeln sich Papiere auf dem Esstisch,
verwaiste Fluppenschachteln, Krümel auch,
im alten Vorhang fingerdicker Rauch,
die Flecken überall noch unspezifisch.

Zwölf Wochen ist es her, dass sie mit Gunther
plus einer Möbelschar so einfach ging,
und ihr Parfum, das in den Ecken hing,
zog ihn die leergefühlten Wände runter.

Oft steht er völlig ratlos dort am Fenster
und hat vergessen, wie man Menschen sieht.
Sein Biergesicht zählt stumm die Schreckgespenster,

vor denen er dann hinter Flaschen flieht.
Es geht ihm gut, sagt er, es ginge ernster,
und schaut, als wisse er, was ihm geschieht.

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Kommentare zu diesem Text

managarm (57)
(24.10.11)
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 mondenkind meinte dazu am 24.10.11:
merci bien, frank. es ist mir ne ehre. :)

 Isaban (24.10.11)
Hi du!

Mein Urlaubsfrühstück wartet - ich machs mal kurz und in Klammern zum Text, ok?

Liebe Grüße,

Sabine

Schon sammeln sich Papiere auf dem Esstisch,(schön, wie hier der Tisch und mit ihm die Kadenz unter den Papieren begraben werden. Tolles Stilmittel!)
verwaiste Fluppenschachteln, Krümel auch, (das nachgesetzte "Krümel auch" wirkt ein bissl reimgezwungen)
im alten Vorhang fingerdicker Rauch,
die Flecken überall eher unspezifisch.
x Xx XxX xx XxXx (Der Metrikbruch bei "eher" als Stilmittel um das Unspezifische zu bebildern? Finde ich hier etwas zu dicke aufgetragen, weil schon die beiden unbetonten männlichen Kadenzen Esstisch/unspezifisch genug klangliche Dissonanz in die Strophe bringen. Wie wärs da mit dem abgemilderten "die Flecken wirken eher unspezifisch"? Die unbetonte männliche Kadenz in diesem Vers wirkt doch eigentlich schon unspezifisch genug.)

Zwölf Wochen ist es her, dass sie mit Gunther
und einer Möbelschar so einfach ging, (mach aus dem "und lieber ein "plus", ist witziger und vermeidet die Und-Dopplung, Und-Dopplungen nur als sichtbar stilistisches Mittel einsetzen.)
und ihr Parfum, das in den Ecken hing,
das zog ihn dumpf die leeren Wände runter. ("das" ist ein Füllsel, das muss weg. Wie wäre es mit "zog ihn die leergelebten Wände runter"?)

Oft steht er völlig ratlos dort am Fenster
und hat vergessen, wie man Menschen sieht.
Sein Biergesicht zählt ängstlich Schreckgespenster, (anstatt "ängstlich" vielleicht lieber "bloß noch"?)

vor denen er sich hinter Flaschen flieht. ( Hinter Flaschen verstecken ginge, hinter Flaschen fliehen eher nicht, man flieht zu oder vor etwas oder jemandem. Wie wäre es mit "vor denen er zu neuen Flaschen flieht"?)
Es geht ihm gut, sagt er, es ginge ernster, (Oha, das "ernster" war wohl ne akute Notlösung, bebildert nicht und bietet trotzdem nur nen arg, arg unreinen Reim, nee, das musst du ausbauen. Wie wäre es mit einem weiteren "ieht"-Reim, z.B. "obwohls ihn erdwärts zieht"? Das hat dann zwar eine Hebung mehr, aber das bebildert recht nett das "ziehen". Aber da gibt es bestimmt auch noch andere Lösungen.)
und schaut, als wisse er, was ihm geschieht.
(Kommentar korrigiert am 24.10.2011)

 mondenkind antwortete darauf am 24.10.11:
vielen dank, frau urlauberin. :)
ein paar tipps hab ich direkt mal umgesetzt. bei der letzten strophe muss ich noch überlegen, wie ich die am besten umwandle, ohne, dass was verloren geht. ich überleg.
bin dann wohl doch mehr aus der übung, als ich dachte. weia. :)

 Bergmann (24.10.11)
Die entsetzliche Traurigkeit und Verlorenheit einer gescheiterten 'Beziehung' gelingt gut.
Ich bezweifle nur, dass die Sonettform hier passt. Die Problematisierung fängt erst hinter dem Gedicht an.
LG, Uli

 mondenkind schrieb daraufhin am 25.10.11:
hm. mag sein. vielleicht sollte die strenge form ein kleiner schutz sein. vielleicht bin ich da ein wenig gescheitert. danke für deine meinung. :)
Fabi (50) äußerte darauf am 24.06.13:
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 Didi.Costaire (24.10.11)
Ein trauriges Bild, und doch sehr lebensnah, gekonnt in Worte gefasst. Die beiden unreinen Reime sind ebenfalls gut eingesetzt.
LG, Dirk

 mondenkind ergänzte dazu am 25.10.11:
vielen dank, didi. :)
Rechtschreibprüfung (30)
(27.10.11)
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 mondenkind meinte dazu am 28.10.11:
ja, ich hab im nachhinein noch ziemlich dran rumgebastelt . vielleicht hätte ich lieber kein sonett draus gemacht. :) ich gelobe besserung und
vielleicht bekomme ich die ein oder andere unrunde stelle noch weg.
danke dir! fürs fast-gefallen. :)
Rechtschreibprüfung (30) meinte dazu am 30.10.11:
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Müller (45)
(27.10.11)
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 mondenkind meinte dazu am 28.10.11:
yah. mitterweile bin ich auch nicht mehr so ganz von der form überzeugt. vielleicht wollte ich zumindest den worten einen klaren halt und rahmen geben, wo es beim protagonisten doch schon so daran hapert. vielleicht kann ich ihn irgendwann nochmal einprosan. dann mache ich ein kleines schleifchen drum und leg es dir unter den weihnachtsbaum. ist das n deal? :)
Müller (45) meinte dazu am 28.10.11:
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 TassoTuwas (28.10.11)
Ja, wenn man den Kopf lange genug über den Teller hält, da lassen sich schon Haare in jeder Suppe finden. Was mir gefällt, die feine Ironie, in der die Tristesse auch durch ungewöhnliche Reime, wirkt. LG TT

 mondenkind meinte dazu am 28.10.11:
das freut mich. vielen dank, tasso. ich muss noch ein wenig hieran feilen. das weiss ich ja. :)
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