Laub harken

Alltagsgedicht zum Thema Vergänglichkeit

von  EkkehartMittelberg

Im Herbst harkst du das Laub im Garten.
Routine, so wie jedes Jahr.
Und dabei wird dir dieses klar:
Bleibt keine Zeit mehr zuzuwarten.

Noch einmal glänzt des Laubes Schönheit.
Obgleich sie rot und golden brennt,
vom Lebenssafte abgetrennt,
erscheint Vergänglichkeit als Wahrheit.

Ein Teil der Blätter ist vermodert,
verbreitet schon der Fäulnis Duft,
Verrottung schwängert schwer die Luft,
verlöschen wird, was heut noch lodert.

Das Laub ist bald entsorgt - Kompost,
im Frühjahr wird er aufgebracht,
ein neuer Schössling sprießt dann sacht,
er schlummert unter Winters Frost.

© Ekkehart Mittelberg, November 2011

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Kommentare zu diesem Text


 loslosch (08.11.11)
Arbeit, wie bist du schön! lothar

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.11.11:
Manche meinen, sie mache das Leben süß, aber nur bei denen, die nicht schon vorher sauer geworden sind. Danke, Lothar
Ekki
Nimbus (37)
(08.11.11)
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 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 08.11.11:
Ja, Heike, so habe ich es gemeint. Das Zitat von Leonardo gefällt mir gut.
Vielen Dank und liebe Grüße
Ekki
supernova (51)
(08.11.11)
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 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 08.11.11:
Ein Hinweis so ganz nach meinem Geschmack, Bea. Wir haben übrigens einen Igel im Garten, der uns mächtig erschreckt hat, als wir seine Schmatz-Geräusche noch nicht einordnen konnten.
Vielen Dak und liebe Grüße
Ekki
(Antwort korrigiert am 08.11.2011)
supernova (51) äußerte darauf am 08.11.11:
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 Lluviagata (08.11.11)
Heute würde es besonderen Spaß machen, weil alldieweil der Wind mithelfen möchte ...

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 08.11.11:
Grins, Llu, ich habe eine zweite Fassung des Gedichts geschrieben, in der das LyrIch auf den Wind vertrauen will, aber vor den bösen Zungen der Nachbarn zurückschreckt.
Vielen Dank und LG
Ekki
chichi† (80)
(08.11.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.11.11:
Ich freue mich, dass es dir gefällt, Gerda.
Danke und LG
Ekki

 irakulani (08.11.11)
Gerade die Schlichtheit deiner Worte, lieber Ekki, das "alltägliche" des Laubharkens, verstärkt hier die Aussage. Unsere Vergänglichkeit demonstriert durch den alljährlichen Wechsel der Jahreszeiten - ganz schlicht und doch sehr eindringlich!

Gefällt mir sehr gut!

L.G.
Ira

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.11.11:
Immer wieder verstehst du meine Absicht, Ira. Um die schlichten Worte ging es mir hier. Deshalb habe ich auch die Sonett-Form vermieden.
Vielen Dank und LG
Ekki

 ViktorVanHynthersin (08.11.11)
Eine Momentaufnahme, lieber Ekkehart, die einen hoffnungsvollen Ausblick auf den Kreislauf des Lebens erlaubt. Ich habe Dein Gedicht mit Freude gelesen!
Herzlichst
Viktor

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.11.11:
Ja, vielen Dank, Viktor, ich habe den Schluss als hoffnungsvollen Ausblick geschrieben.
Herzliche Grüße
Ekki
asche.und.zimt (24)
(08.11.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.11.11:
Vielen Dank für die mir gewidmete Zeit, a&z.
Ich denke,"dieses" ist schon in Ordnung. Es darf als Demonstrativpronomen korrekt rückweisend und vorausweisend benutzt werden.
"zuwarten" bedeutet laut Duden "untätig warten". Der von mir verwendete Infinifiv "zuzuwarten" ist also ebenfalls korrekt.
Der mit "Obgleich" eingeleitete Konzessivsatz ist völlig normal.
Schönheit/weit klingen wirklich nicht besonders gut zusammen. Mir ist aber noch keine gute Änderungsmöglichkeit eingefallen.
Liebe Grüße
Ekki

 loslosch meinte dazu am 08.11.11:
eines/ dieses.

daran hab ich sofort gedacht. dann fand ich, dass aus klanglichen gründen "dieses" den vorzug verdient.

allemal ist mir lieber, verbesserungsvorschläge zu machen als herumzunölen. hier:

Noch einmal glänzt des Laubes Schönheit.
Obgleich es rot und golden brennt,
vom Lebenssafte abgetrennt,
beschleicht es Todes bittre Wahrheit.

identischer reim heit/heit.

alle bessermacher nach vorn.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.11.11:
Nach einiger Überlegung bleibe ich bei "dieses", nicht nur des Klanges wegen; denn das Folgende ist ein relativ komplexer psychologischer Zusammenhang, der mir durch "eines" zu sehr reduziert wird.
Mit ein bisschen Abstand finde ich Schönheit/weit als Reim so schlecht nicht; denn Schönheit/Wahrheit wäre mit dem Suffix "heit" ein identischer Reim. Dennoch könnte man es wählen, aber die Variante "beschleicht des Todes bittre Wahrheit" stößt für mein Empfinden direkt auf die Symbolik, während "scheint Vergänglichkeit nicht weit" sie nur andeutet.
Ekki
(Antwort korrigiert am 08.11.2011)

 Fuchsiberlin (08.11.11)
Es ist viel mehr als ein Herbstgedicht. Der Kreislauf oder der Weg des Lebens, wie auch immer...

GlG
Jörg

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.11.11:
Ja, auf den Kreislauf des Lebens habe ich abgehoben, Jörg.
Vielen Dank und LG
Ekki
Skandia (43) meinte dazu am 09.11.11:
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 AZU20 (08.11.11)
Schön. Ich gehe dann jetzt harken, lasse das Laub aber zwei Jahre im Kompost. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.11.11:
Vielen Dank, Armin. Auch dein Schößling wird überleben.
LG
Ekki

 Georg Maria Wilke (08.11.11)
Manche von uns fegen schon des Laubes goldene und roten Blätter, aber wie du so schön schreibst: es wartet schon das NEUE.
Liebe Grüße

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.11.11:
Lieber Georg, in dieser Hinsicht bin ich wie Till Eulenspiegel und kann deshalb auch den Herbst optimistisch genießen.
Vielen Dank und LG
Ekki
Steyk (61)
(09.11.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.11.11:
Vielen Dank für deine Anerkennung, Stefan.
Manchmal verfluche ich die Gartenarbeit. Aber wenn danach der Kreislauf funktioniert, bin ich froh, dass ich mich darauf eingelassen habe.
Liebe Grüße
Ekki
magenta (65)
(09.11.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.11.11:
Liebe Heidrun,
dein liebenswürdiger Kommentar wird mich anspornen, weiter zu experimentieren.
Herzlichen Dank und liebe Grüße
Ekki

 Pingui (09.11.11)
Wunderbare Verknüpfung des Themas Herbst mit der Vergänglichkeit der Farbenschönheit :) Gefällt mir
Liebe Grüße

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.11.11:
Vielen Dank, Pingui, die Farbenschönheit hat es dir wohl besonders angetan. Das kann ich verstehen.
Liebe Grüße
Ekki

 millefiori (28.03.16)
Lieber Ekkehart,
ein gedicht mit zweifachem Sinn.
Ich kann ihn sowohl auf die dirket angesprochene Natur, als auch auf das Leben anwenden.

Sehr schön.
millefiori

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.03.16:
Gracie, millefiori, diese Doppeldeutung entspricht meiner Intention.
Das Gedicht passt auch zum Fest der Auferstehung.
Liebe Grüße
Ekki
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