Fingerübung

Sonett zum Thema Alltag

von  Isaban

Da lag sie nun, so bloß und silberschön,
auf dunkelrot und schwarz verzierten Kissen,
und all das Ahnen, all das jähe Wissen
um das, was kam, war ihr nicht anzusehn.

Die Sonne spielte sanft mit ihrem Haar
um gleich darauf die Schenkel zu belecken,
als wollte sie die zarte Schönheit wecken,
die viel zu tief entschlafen war.

Ein Mann in Weiß trat sachte zu ihr hin,
berührte ihren braungetupften Busen,
nicht mehr, nicht weniger im Sinn,

als fremde Haare, Hautschüppchen und Flusen;
er schmuste nicht, er tütete nur ein,
sprach dann den Satz: Wir kriegen dich, du Schwein!

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Lluviagata (09.11.11)
L'acteur est mort.
Sehr gelungen in seiner poetischen Schrecklichkeit!
Das mag ich sehr!

 Isaban meinte dazu am 09.11.11:
Freut mich, wenns dir gefällt, Lu!
Liebe Grüße,

Sabine
fdöobsah (54)
(09.11.11)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban antwortete darauf am 09.11.11:
So, so, Gänsehaut? ;)

Lieber fdöobsah,

der Text ist entstanden nach (ja, lach ruhig) einer CSI-Sendung und sich zufällig anschließender Diskussion um die Feinheiten, Platt- und Unsinnigkeiten gereimter Lyrik - ich hab einem meiner Söhne schlichtweg die Erfordernisse eines Sonetts (daher auch die sehr deutliche Trennung von These und Antithese, das eher klassische Reimschema und die überschau - und leicht erklärbare Anwendung der Stilmittel, mit Metaphern hat er es irgendwie nicht so) nahe bringen wollen. (Obs gefunzt hat, werde ich sehen, wenn er mir sein erstes Sonett vorlegt.) Aber da ich es - vermessen, wie ich bin - gar nicht so übel fand (und annahm, dass der Titel nicht nur in eine Richtung ausgelegt wird), habe ich es hier als genau das hier eingestellt, was es (für mich, für die CSIler und vielleicht sogar für den Mörder) ist: eine Fingerübung.
Nun ja, ich sollte mich in Demut üben. (Gänsehaut, tz!)

Vielen Dank für deine aufrüttelnde Rückmeldung.
Liebe Grüße,

Sabine


Edit: Rs
(Antwort korrigiert am 09.11.2011)
Manu (56)
(09.11.11)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban schrieb daraufhin am 09.11.11:
Na, mit Bienchen und Blümchen kann man die Knaben irgendwie nicht locken, da ziehen nackte Frauen, Mord und Totschlag mehr. ;)

 AZU20 (09.11.11)
Ich denke, die Fingerübung ist dir trotz aller Unkenrufe gelungen.LG

 Isaban äußerte darauf am 09.11.11:
Danke, Armin.

Liebe Grüße,

Sabine
fdöobsah (54) ergänzte dazu am 09.11.11:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Bergmann (09.11.11)
Bei mir "funzt" (was für ein schreckliches Slang-Wort! Ist das für bildungsfern Geglaubte gedacht?) da nichts.
"er tütete nur ein" - ist damit die ganze Leiche gemeint? Oder der Samenerguss des vergewaltigenden Mörders?
Ich denke, das ist keine gute Fingerübung, weder sonettstrukturell noch im Sinne des schwarzen Humors.
LG, Uli

 Isaban meinte dazu am 09.11.11:
CSI, Uli. Die tüten alles ein, was sie auf, in und um tote Damen herum finden, hier war allerdings insbesondere das zuvor im Text aufgezählte gemeint: fremde Haare, Hautpartikel und Flusen.

Edit:

Zum "funzt": Ganz normaler, allerorts üblicher Sprachgebrauch, lieber Uli. Sprache lebt und entwickelt sich, ob uns das nun gefällt oder nicht.
(Antwort korrigiert am 09.11.2011)
fdöobsah (54) meinte dazu am 09.11.11:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Bergmann meinte dazu am 10.11.11:
funzt: vom Sonettdichten her gesehen: anbiedernd. Wie gesagt, die Verse gefallen mir nicht. Und die herbei eilenden Verteidiger schon gar nicht.
fdöobsah (54) meinte dazu am 10.11.11:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban meinte dazu am 10.11.11:
Lieber Uli, hast du schon mal drüber nachgedacht, dass es auch Menschen geben könnten, die ganz einfach deine Sicht und deine Meinung nicht teilen?
Rechtschreibprüfung (30) meinte dazu am 10.11.11:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Georg Maria Wilke (09.11.11)
Ein fleur(s) du mal - gefällt mir sehr gut, denn das Sonett bricht in eine Welt ein, die ich so nicht erwartet hätte.
Grüße, Georg

 Isaban meinte dazu am 09.11.11:
Ein Sonett kann so vieles, lieber Georg. Nur eines muss es: klingen. ;)

Hab vielen Dank für deine Rückmeldung.
Liebe Grüße,

Sabine

 PeterSchönau (09.11.11)
Ziemlicher Gegensatz zwischen dem Lyrizismus des ersten Teils und dem Schluß.
Ich weiß nicht, ob es dem Text gut tut, wenn man eine Ebene so kraß verläßt. Aber das ist Geschmackssache. Außerdem kann es gewollt sein...als Denkanstoß.

 Isaban meinte dazu am 09.11.11:
Der Text sollte ein bisschen so aufgebaut sein, wie eine pathologische Untersuchung, Peter. Überall verstreut Indizien, ein Ahnen, das sich unbehaglich aufbaut und schließlich der Durchbruch, das Wissen, um das, was geschehen ist. Aus dem zunächst verschwommenen Bild wird schließlich ein klares. Und dieses klare Bild ist nicht hübsch und lässt sich zum Schluss nicht mehr schönen; Mord ist immer ein knallhartes, hässliches Geschäft, besonders wenn Tathergang und Motive nackt vor einem ausgebreitet sind. Na, vielleicht habe ich ein bissl zu viel aufgetragen.
Ich dank dir für deine Rückmeldung.

Liebe Grüße,

Sabine
Rechtschreibprüfung (30)
(10.11.11)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
fdöobsah (54) meinte dazu am 10.11.11:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban meinte dazu am 10.11.11:
@ Rechtschreibprüfung:
Ach, du Lichtblick am Novemberabend!
Bevor ich deinen Kommi las, war ich schon fast felsenfest davon überzeugt, dass ich bei diesem Text voll daneben gegegriffen habe.
Zum letzten Vers: Klar, Horatio. Ich schau mal, ob mir für die erste Hälfte noch was Besseres einfällt. Gedacht war die "Einleitung" als Äquivalent zur Zeremonie der demonstrativen Andacht des Flusenzupfens und des sich unweigerlich anschließenden bedeutungsvollen Blickes - vielleicht sollte ich die Andacht lieber wörtlich einbauen oder zumindest noch etwas überzogener darstellen.
Zur Farbgebung: Oha, du stellst mich da vor Aufgaben! Ich könnt noch mal am ersten Vers drehen, vielleicht:

Da lag sie nun, so bloß und pfirsichschön,
auf dunkelrot und schwarz verzierten Kissen,
und all das Ahnen, all das jähe Wissen
um das, was kam, war ihr nicht anzusehn.

Über den letzten Vers muss ich noch ein bisschen länger nachdenken.
Hab vielen Dank für deine ausführliche Rückmeldung.

Liebe Grüße,

Sabine


@fdöobsah: Nö, ein Text sollte möglichst auch ganz für sich und ohne explizite Kenntnis der Inspirationsquelle funktionieren, was dieser hier ja offensichtlich nicht so ganz schafft. Spaß gemacht ihn zu schreiben hat es allemal und wenn er dann noch dem einen oder anderen Leser gefällt und wenn sogar noch jemand die kleinen Schmankerl zu schätzen weiß - um so besser. Man muss CSI nicht kennen, ich würde es nicht unbedingt als Bildungslücke betrachten, wenn man es schafft, einer Serie aus dem Weg zu gehen. (Siehste, ich üb mich grad in Demut! ;))
Rechtschreibprüfung (30) meinte dazu am 11.11.11:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram