Da raunzate Wiener

Alltagsgedicht zum Thema Humor

von  HEMM

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Herr Oba i mecht zoin,
geh mochns ma den Gfoin,
getrunken hob i Bier,
vier Strich siach i vur mir.

Dem Wiener liegt das Streiten fern,
oba raunzn duat er imma gern.

Des Frühstück, des wor guat,
jetzt nimm i glei mein Huat,
geh obe in da Kärntnerstrossn,
vorbei aun liabe, klane Gossn.

Nia wird a Wiener recht laut blern,
oba raunzn duat er imma gern.

Der Steffl schaut herab auf Wean,
die Wiener hom erm olle gern.
Wer links am Grobn eine geht,
siacht dass die Pestsäun ano steht.

Meister Pilgram obe schaut auf erm,
darüba raunzt da Wiener a no gern.

Mein Kaffee trink i im Sacher,
den weltberühmten Tortenmacher.
Prunkvoll am Ring die Oper steht,
net weit man zu der Burg hin geht.

Der Goethe sitzt, der Schiller steht,
a Wiener raunzat fuan vorbei jetzt geht.

Vom Parlament zum Rathausmann,
von durt des Burgtheater sehen kann.
Jetzt steig i in die Tramwei ein,
im Wurschtlproda mecht i ano sein.

A lustig kaun da Wiener sein,
do losst er daunn des Raunz bleim.

Im Schweizerhaus bin i sehr gern,
um durt a Stözn zu verzehrn
und wos der Weana gern no hot,
des is gaunz furn sei Riesnrod.

So vieles schöne gibt’s in Wean,
oba echte  Wiener raunzn gern.

Helmut Maier Moir © 13. November 2011



Info:

zoin = zahlen
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Gfoin = machen sie mir einen Gefallen.
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siach = sehen
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Huat = Hut
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Kärntnerstrossn = Straße von der Oper bis zum Stephansdom
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Gossn = Gasse
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blern = schrein
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Steffl = Wiener Stephansdom
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Wean = Wien
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Grobn = Der Graben in Wien (Straße)
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Pestsäun = Pestsäule, historisches Denkmal. 1679 wütete in Wien eine der letzten großen Pestepidemien. Kaiser Leopold I. gelobte auf der Flucht aus Wien die Errichtung einer Gnadensäule nach Beendigung der Pestepidemien. Die Wiener Pestsäule war stilprägend und wurde in der ganzen Monarchie nachgeahmt.
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Meister Pilgram = 1511 übernahm er die Bauhütte von Sankt Stephan in Wien.
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Sacher = Hotel Sacher hinter der Oper. Im  Keller der Hotelanlage ist eine sehr große, saubere und modern eingerichtete Bäckerei. Dort werden die original Sachertorten erzeugt und in die ganze Welt geschickt.
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Goethe und Schiller Denkmal auf der Ringstraße in Wien.
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Rathausmann = Am höchsten Turm des Wiener Rathauses steht der Rathausmann, gegenüber ist das schöne Gebäude, das Burgtheater.
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Tramwei = Wiener Straßenbahn.
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Wurschtlproda = Wurschtlprater -
Vergnügungsstätte mit Ringelspiele, Geisterbahnen, Riesenrad u.v.m. in den Praterauen, eine große Grünfläche in Wien.
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Schweizerhaus = Überlieferungen zufolge gab es das Schweizerhaus bereits 1766 und ist auf Grund der guten Stelzen und Bier eines der beliebtesten Gaststätten von Wien geworden.
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Stötzn = Stelze
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Riesenrod = Riesenrad in Wien


Anmerkung von HEMM:

Fragen zu Wien werde ich gerne beantworten.

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Kommentare zu diesem Text


 Jorge (13.11.11)
Ein hilfreicher Sprachkurs für Österreichreisende.
Ich hatte aber mit dem Mundarttext keine wirklichen Probleme.

 HEMM meinte dazu am 13.11.11:
Ja Jorge, das glaube ich dir gerne. Doich viele schreiben mir, dass sie mein wienerisch kaum lesen können. Daher stelle ich auch gerne Hörtexte dazu, aber hier war es notwendig Erklärungen abzugeben.
Liebe Grüße zu dir
Helmut
Anne (56)
(13.11.11)
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 HEMM antwortete darauf am 13.11.11:
Ja warum glaubst denn du, dass ich diesen Text da eingestellt habe, lach. Schöne Träume sind doch auch gut, oder?
Und noch dazu k e i n Stummfilm, nein ein Hörtext ist auch dabei. Ob du natürlich mein bairisches wienerisch hören willst, ist einen andere Frage lach.
Schlaf gut Bussi dein Freund Helmut
ichbinelvis1951 (64)
(14.11.11)
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 HEMM schrieb daraufhin am 14.11.11:
Hab ich doch gerne gemacht Klaus, danke für deinen netten Kommentar
und das mit den Tulpen glaube ich dir, du lasst ja auch den Kopf hängen, nachdem du so einige 1/4ternl getrunken hast (lach). Anne war vor einigen Jahren hier bei mir in Wien und ich habe ihr so viel wie möglich gezeigt. Dieser Text konnte dir natürlich nur sehr wenig von Wien vermitteln, aber wenn du (ihr) eventuell die Absicht habt, wieder in Wien zu sein, dann melde dich, als echter Wiener kenn ich so manches was bei einer Stadtrundfahrt nicht gezeigt wird.
LG Helmut
Graeculus (69)
(19.03.15)
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 HEMM äußerte darauf am 19.03.15:
Hallo lieber Freund Graeculus, ich hoffe dich so ansprechen zu dürfen, aber in den vielen Jahren hier auf KV habe ich nur selten jemanden gelesen, der so aufmerksam die Text liest und in netter Art Fehler bekannt gibt. Dafür möchte ich dir heute DANKE sagen und die schreiben, dass du ein wertvoller Mensch bist. Ich habe zwei literarische Vereine mit 85 Autorinnen und Autoren und mache für alle kleinen Bücher A5 bis 70 Seiten, bei jeder Neuauflage muss ich vorher die übersehenen Fehler ausbessern und es sind immer wieder welche dabei.
Liebe Grüße aus Wien und nochmals DANKE
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