Die Schlange

Sonett

von  Janoschkus

Die Hitze wabert wallend über spröden Ackers schwere Schollen -
Sie flackert wie ein seidenes Gewand, das sich im Winde wiegt.
Und wie wenn zähe Flüssigkeit sich schlängelnd in die Landschaft schmiegt,
So kommt der große grüne Python üppig aus dem Nest gequollen.

Der kleine fiese Kopf voran, der zischt und züngelnd riecht und fühlt
Und hintenan der schwere Schweif, beschuppt und endlos langgezogen;
Er zieht sich selbst, grazil und zielbewusst, er lauert ausgewogen,
Da dort im Busch ein fetter Eber schnaubend in der Erde wühlt,

Der, rüsselnd nach Gewürm und Aas, in sel’ger Tätigkeit versinkt -
Als plötzlich wie ein Messerstich die Schelte aus der Deckung schnellt,
Dem Opfer wie ein warmer Wickel schlingend um die Gurgel fällt,

Das in der Not noch Kräfte schürt und quiekend mit den Schläuchen ringt!
Dann ist’s dahin. Wird gänzlich überstülpt von ausgehangnem Kiefer
Und wandert wie ein Auswuchs durch geschwollnen Mantel tief und tiefer.

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Kommentare zu diesem Text

janna (66)
(19.11.11)
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 Janoschkus meinte dazu am 07.12.11:
freut mich, dass es dir trotz der langen verse gefällt, dass ich was transportieren konnte trotz der vielleicht übertrieben bebilderten und veradjektivierten sprache.
bei dem halse bin ich mir immer noch uneins, unten wird ja sogar angedeutet, dass es grammatikalisch gar nicht geht...ich bin am überlegen.
mit dem selig wollt ich durchaus das selbstvergessene darstellen, selig im sinne von zufrieden und an nichts böses denkend. dann wirkt die schelte natürlich umso plötzlich und aus der luft(schlange) gegriffen. :)
danke also für die konstruktive kritik.
viele grüße
janosch

 Didi.Costaire (19.11.11)
Hallo Jan,
dieses Sonett schlängelt sich ja wirklich in beachtlicher Länge, ohne dabei langweilig zu werden. Das "wie wenn" ist nicht ganz so elegant, der Rest gut beschrieben.
Schöne Grüße, Dirk

 Janoschkus antwortete darauf am 07.12.11:
ich danke dir, dirk. klar ist das "wie wenn" nicht perfekt, aber ich finds jetzt auch nicht so schlimm, dass ich da was stauchen oder strecken müsste. ich werds erstmal so lassen, vielleicht fällt mir ja noch was besseres ein.
gruß janosch
Rechtschreibprüfung (30)
(21.11.11)
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 Janoschkus schrieb daraufhin am 07.12.11:
schon wieder abgemeldet, aber vielleicht ja noch mit einem blitzeln dabei? ;)

V1 habe ich abgeändert.

die wortwiederholung "ziehen" war mir beim schreiben schon aufgefallen, hatte das zweite auch in ein "schiebt" umgewandelt, finde das ziehen aber immer noch passender, weil es ist ja eher so, dass da eine kraft von vorne zu kommen scheint. und dass sie langgezogen ist, bezieht sich ja eher auf die körperliche form, währende das "sie zieht sich selbst" auf die art und weise der fortbewegung abzielt. ich finds hier also nicht so schlimm, perfekt isses aber nicht, das stimmt schon, darum hatte ich ja selber auch gehadert. vielleicht fällts mir ja irgendwann noch wie schuppen von den augen. :)

beim halse bin ich wirklich noch am suchen, wusste gar nicht, dass e`s nur im dativ funtioniert. gut zu wissen! mal schauen, was da noch geht.

der kleine prinz ist ein wunderbares werk, von daher freut mich die assoziation, auch wenn ich spontan nicht weiß was wohl der aufhänger dafür gewesen ist. liegt aber wohl daran, dass die lektüre schon ewig her ist, ich muss wohl 18-19 gewesen sein.

gruß janosch
(Antwort korrigiert am 07.12.2011)

 DerHerrSchädel (02.12.11)
Wie immer beste lyrische Qualität, aber Verse mit acht hebungen (wenn ich richtig gezählt habe) sind wirklich an der Grenze des Zumutbaren. Bei einer solchen Länge macht auch die Lektürer sprachlich ausgereifter Verse nicht mehr bis zum Schluß Spaß, endet der Rythmus in Monotonie.

Meine Empfehlung, wenn du's lang magst, schreib in freien Versen oder verwende einen abwechslungsreicheres Versmaß, vielleicht einen Alexandriner (den kannste mal in die Länge ziehen;-).


Beste Grüße

Philipp

 Janoschkus äußerte darauf am 07.12.11:
hallo philipp,
ja, das mit den langen versen hattest du ja schonmal bei mir bemängelt, mir machts aber nach wie vor noch ziemlich viel spaß und ich packe sehr gerne die zeilen voll. es ist auf jeden fall geschmackssache, ich selber lese ja auch gerne mal langgezogenes, obgleich das wohl nicht allzu häufig zu finden ist und dies vermutlich zurecht. wenn ich publkumsdienlicher schreiben will, sollte ich wohl die länge auf ein maximales maß beschränken. das mit dem alexandriner liegt bei mir auch schon seit langem auf dem schirm, nur irgendwie mag ich wohl nicht diese bruch in der mitte der verse - ich weiß auch nicht. 6-hebige gedichte hab ich ja durchaus schon verfasst, aber eben noch keinen reinen alexandriner. vielleicht versuch ichs aber doch mal, einfach des experimentierens wegen.
vielen dank für deinen kommentar.
gruß janosch
Regentrude (52)
(11.02.12)
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 Janoschkus ergänzte dazu am 11.02.12:
sie hat den halse gegen die gurgel getauscht. es ist ihr verdienst

 Dieter Wal (10.04.13)
So anschaulich, sprachmächtig und spannend wie nahezu alles, was sonst von dir zu lesen ist. Sehr beeeindruckend.

 Janoschkus meinte dazu am 10.04.13:
vielen dank!
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