Römische Delikatessen

Satire zum Thema Ansichtssache

von  loslosch

Aves, quae conviviis compares parantur, ut immotae facile pinguescant, in obscuro continentur (ita sine ulla exercitatione iacentibus tumor pigrum corpus invadit et super harum membra iners sagina subcrescit). Zitiert nach Seneca (um die Zeitenwende bis 65 n. Chr.; Epistulae morales). Vögel, die man für die Festtafel bereithält, werden in abgedunkelten Räumen gehalten, damit sie in bewegungslosem Zustand leicht Fett ansetzen. (Wenn sie so ohne Aktivität dasitzen, dringt eine Schwellung in ihren untätigen Körper, und über ihren Gliedern entwickelt sich ein träges Mastfleisch.)

Eine naturalistische Beschreibung der Vogelhaltung vor dem Schlachtgang. Solch große Vogelnarren waren die Römer, dass sie sämtliche geliebten Zweibeiner - und nicht etwa nur die Enten (anates) und Gänse (anseres) - mästeten, bevor sie diese in ihren Mägen verschwinden ließen. So also gingen sie mit den kleinen Piepmatzen um. Senecas eindrucksvolle Beschreibung ohne die Spur einer Gefühlsregung. Als wäre es die Federviehhaltung in modernen Legebatterien.

Neben Sklaverei, Meuchelmorden und Gladiatorenkämpfen stehen (gleichrangig?) die Errungenschaften der römischen Antike auf dem Gebiet von Ingenieurskunst, Architektur, Kunst und Literatur. So eine kleine Vogelmast fällt da nicht ins Gewicht.

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Kommentare zu diesem Text

supernova (51)
(29.11.11)
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 loslosch meinte dazu am 29.11.11:
das frühstücksei war wieder köstlich.

was kann ich denn überhaupt noch bedenkenfrei essen, bea? (-_-)
mors certa, hora incerta. trostspruch. danke dir. lothar
magenta (65)
(29.11.11)
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 loslosch antwortete darauf am 29.11.11:
ich glaub, émile zola hätte das nicht besser fomulieren können als seneca. der dürfte das panorama insgeheim kritisch betrachtet haben. danke, heidrun. lothar

 Irma (29.11.11)
Am Martinstag stand für die Kinder in unserer Kirche ein Käfiggitter mit zwei lebenden Gänsen zur Untermalung der Martinsgeschichte. Man hoffte darauf, dass die Gänse nicht vor Aufregung zu viel Fett verlieren oder sogar einen Herzschlag bekommen. Erst Weihnachten soll ihr letztes Stündlein schlagen.

Heute morgen meinte mein kleiner Sohn zu mir am Frühstückstisch: "Mama, ich freue mich schon so auf Weihnachten." Gleich darauf jedoch liefen ihm die Tränen: "Aber dann leben ja die Gänse aus der Kirche nicht mehr..."

Sankt Martin, der römische Soldat, ließ die Gänse schlachten, die sein Versteck im Stall durch ihr Schnattern verraten hatten. "Römische Delikatessen!"
LG BirmchenIrmchen
(Kommentar korrigiert am 29.11.2011)

 loslosch schrieb daraufhin am 29.11.11:
die gänse sind bekanntermaßen sehr gute wächter.

woran glauben die gänse an st. martin? an ein weiterleben bis weihnachten. oder: glauben die gänse an ein ewiges leben? - nein, an ein leben bis weihnachten.

gänse in der kirche hinter gittern: bisher dachte ich, nur die gänse seien (durch ein käfigleben) verhaltensgestört ... danke, yvonne. meine anekdote für kinder ab 12 jahren. lothar
magenta (65) äußerte darauf am 29.11.11:
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 Irma ergänzte dazu am 29.11.11:
An und für sich war es für die Kinder schon toll, dass sie zu der gespielten Martinsgeschichte auch echte Gänse bewundern durften. Selbst die Kleinsten waren ganz Auge und Ohr. Aber genau deshalb sollte man sich natürlich genau überlegen, was man "mit seinem Schnattern so alles verrät"...
LG BirmchenIrmchen
iseabail (46)
(29.11.11)
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 loslosch meinte dazu am 29.11.11:
den link guck ich später mit ton (laptop). wenn tiere überleben ...

danke, isea. lothar
RobertaRupp (48)
(29.11.11)
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 loslosch meinte dazu am 29.11.11:
dort bist du. aber nur in gedanken - und mit abscheu! danke, roberta. lothar
Graeculus (69)
(21.03.16)
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