Die Krähen und das Weizenfeld/ Bild von Vincent van Gogh

Gedicht

von  Georg Maria Wilke

Schon kündet Krähenruf
die Sonne flügelschlagend
den nahen Tod
der auf das reife Feld
in Kreisen auf die gelben Ähren fällt
von diesem bittren Abschied
der dich in seine schwarzen Schwingen nimmt
die Zeit sie rinnt als Korn im Stundenglas
sie naht mit wunden Schritten
in dieses aufgescheuchte Feld
die Frucht geraubt von spitzen gelben Schnäbeln
wird eine andre Zeit versteh´n,
dein Schaffen deine elende Qual,
wird mit der Krähen Ruf untergeh´n


Anmerkung von Georg Maria Wilke:

Dieses Bildbetrachtungspoem bezieht sich auf das Bild, das Vincent van Gogh 1890 gemalt hat.
Er ist im selben Jahrverstorben;vermutlich ein Unfall mit einem Jagdgewehr, das er zum Aufscheuchen von Krähen mit zum Malen genommen hatte - es wird auch Selbstmord, bis heute, vermutet.

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Kommentare zu diesem Text


 Peer (05.12.11)
Stimmige Bilder, die du verwendest. Gefällt.;-)
LG Peer

 Momo (05.12.11)
Hallo Georg,

ich hatte ein bisschen Schwierigkeiten, die Bedeutungen des Textes sofort herauszulesen, da du nur mit Kommas gearbeitet hast und kein Punkt einem eine Verschnaufpause gönnt. Dabei meine ich, dass der Text durchaus mehrere Zäsuren vertragen könnte.
Der zweite Vers wirkt irgendwie so hineingeschoben, als hättest du auf diesen nicht verzichten wollen. Wer das Bild kennt weiß, dass darauf eigentlich keine Sonne zu sehen ist, nur graue Scheiben. Vielleicht wolltest du aber auch ein Bild erzeugen, in dem Sonne und Krähen ineinander übergehen. Trotzdem wäre zu überlegen, ob man nicht auf ihn verzichten könnte. Der Text würde an Klarheit gewinnen. Hinter „Schwingen nimmt“ würde ich einen Punkt setzen und auch nach der 10. Zeile.

„dein Schaffen, deine elende Qual,
wird mit der Krähen Ruf untergeh’n“.


Die Schaffenskraft ja, aber nicht die Früchte seines Schaffens. Die Formulierung finde ich ein bisschen unglücklich, denn man gewinnt den Eindruck, dass nichts mehr von seinem Schaffen zu finden sein wird und dass sein Schaffen auch eine Qual war. Es war wohl eher eine Passion als Qual.

Ansonsten gefällt mir deine Bildbetrachtung ganz gut, nur zum Schluss hin flacht es arg ab.

Zu deiner Anmerkung: Dass es auch ein Unfall gewesen sein könnte, lese ich hier zum ersten Mal. Seine Lebensumstände und auch die Art und Weise, wie van Gogh sich nach dem Geschehen verhielt, deuten doch eher auf Selbstmord hin.

Liebe Grüße
Momo

 Georg Maria Wilke meinte dazu am 05.12.11:
Liebe Momo - dein ausgiebiger Kommentar, zeigt mit welcher Tiefe du ihn aufgenommen hast. Die Kommas habe ich benutzt, weil diese Hetze gerade in den letzten Lebensjahren in der Schaffensphase von van Gogh ein Wesensmerkmal war. Er schuf teilweise 10 bis 15 Bilder am Tag. Die beiden grauen Scheiben oder Kreise sind Sonne und Mond und nicht mehr gelb oder lichterfüllt wie sonst. Eine Vorahnung vielleicht. Sonne und Mond sind bei van Gogh Symbole des Lebens, für Nachtleben und Tagleben, oft sind si zusammen auf einem Bild. In den Briefen zu seinem Bruder, den er liebte, liest man immer wieder von den quälenden inneren Kämpfen, gut nenne es Passion, ein Leiden am Bild, mit dem Bild, ein Leiden, dass er keinen Erfolg hatte, den er sich so sehr gewünscht hat.
Deine Einwände sind zu gut, als dass ich daran vorbeigehe und werde mir das Bild und den Text von mir noch einmal vornehmen.
Zur Anmerkung: Er konnte sich oft verletzen (s. Ohr und Gauguin), aber er hatte einen sehr starken Lebenswillen. In der heutigen Literatur nimmt man von der Selbstmordvorstellung Abstand. Ich selbst vertete die Unfallvariante.
Liebe Grüße und nochmals vielen Dank für deine konstruktive Kritik, Georg
(Antwort korrigiert am 05.12.2011)
magenta (65) antwortete darauf am 05.12.11:
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 Momo schrieb daraufhin am 05.12.11:
Van Gogh ist mein Lieblingsmaler! ;)

Ja, ich weiß gar nicht, ob ich es Hetze nennen würde, es war wohl eher ein Getriebensein, möglichst viel zu schaffen, seine Lebenszeit nach seinen Möglichkeiten so sinnvoll zu füllen, wie es ihm möglich war.
Die inneren Kämpfe, von denen zu sprichst, sind eher seinem eigensinnigen, wohl auch ruppigen Charakter zuzuordnen, der ihm oft das Zusammenleben mit den Menschen erschwert hat, dazu dann die nie enden wollenden Geldsorgen, also rein materielle Probleme. Erfolg wünschte er sich schon aus diesem einen Grund, seinen Lebensunterhalt mit seiner Kunst bestreiten zu können.
Ich habe mich eine Zeitlang sehr mit van Gogh beschäftigt, von daher weiß ich, dass er sehr unter seiner psychischen Erkrankung litt, die während seines Zusammenlebens bzw. entzweienden Streitereien mit Gauguin seinen Anfang nahm.
Wäre es ein Unfall gewesen, hätte er doch sofort Hilfe gesucht, was er aber nicht tat.
Ich weiß nicht, auf welche Literatur du dich hier beziehst, aber wie gesagt, diese Annahme ist mir neu.

Das Gedicht liest sich schon viel besser jetzt.
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