Jenseits der Landesgrenze

Erörterung zum Thema Weltgeschehen

von  loslosch

Hic sunt leones (auf alten römischen Landkarten und Folianten notiert). Hier sind Löwen.

Als Variante: Hic sunt dracones (Drachen, diese Fabeltiere). Für die Römer waren es herrenlose Gebiete, bezeichnet als Terra incognita (unbekanntes Land) oder Nemini terra (Niemandes Land, also Niemandsland). Wo gibt es das heute noch?

Es sind die Meeresböden und die Fischereirechte jenseits des (oft umstrittenen) Festlandssockels. Motto: Freier Zugang zu den Weltmeeren für alle. Und es ist das Gebiet zwischen feindlichen Fronten (hoffentlich bald nur noch militärhistorisch). Wo könnte man solche römischen Sprüche heutzutage anbringen, ohne Nachbarstaaten herabzusetzen?

Auf dem antarktischen Kontinent! Laut Antarktis-Vertrag allerdings nur noch bis zum Jahr 2041. Sieben Konsultativstaaten (Chile, Argentinien, Australien, Neuseeland, Frankreich, Großbritannien und Norwegen), die Gebietsansprüche geltend machen, haben sich vor mehr als 50 Jahren zusammen mit anderen feierlich verpflichtet, diese Ansprüche solange ruhen zu lassen. Schreitet die Klimaerwärmung fort, ist abzusehen, dass der Streit um die reichen Bodenschätze (Öl, Erdgas, Kupfer, Titan, Platin usw.) dann erneut und verstärkt aufflammen wird.

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (27.12.11)
Ja es scheint so, als gäbe es außer den Meeresböden keine terra incognita mehr. Im Schutt von Babylon fand man Tontafeln, auf denen Klage geführt wurde, dass alle Stoffe der Weltliteratur verbraucht seien. Ist also also terra incognita auch in der Literatur Vergangenheit? Mitnichten, die Forschung entwickelt sich so rasant, dass sie der Dichtung immer wieder neue Stoffe liefert. Freuen wir uns, dass terra incognita nur im wörtlichen Sinne als überholt zu gelten scheint.
Ekki

 loslosch meinte dazu am 27.12.11:
früher dachte ich richtung tucholsky:

http://www.textlog.de/tucholsky-neuschnee.html

es gibt keinen neuschnee (kaspar hauser, 1931). ich sehe das inzwischen auch differenziert. das leben wie eine schachpartie: übereinstimmung, gleichheit, ähnlichkeit in den abläufen.

wie sich die bilder gleichen - und doch wieder nicht. in den nuancen, schattierungen gibt es immer wieder neuschnee, ob in wissenschaft, kunst, literatur, partnerschaft und und und. wozu alles "hic sunt leones" anregt, ekki! lothar

 Lluviagata (27.12.11)
Sehr wissenswert!

 loslosch antwortete darauf am 27.12.11:
das war die ursprüngliche intention der glosse. bei der recherche dazu hab ich viel dazugelernt. danke, andrea. lothar
magenta (65)
(27.12.11)
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 loslosch schrieb daraufhin am 27.12.11:
die römer hatten es auf ihren landkarten stehen. mich trug der hinweis bis zur antarktis, heidrun. und du bist als ethnologin (!?) bei den massai angekommen. jetzt treibt mich die frage um, wie die römer diese raubkatzen fangen (in fallgruben und netzen wohl) und bis nach rom transportieren konnten, als unfreiwillig mitwirkende bei "panes et circenses". danke. lothar
(Antwort korrigiert am 27.12.2011)

ps: panem et circenses [brot und spiele] richtigerweise. mein ältester hatte in der oberstufe eine grottendumme geschi-lehrerin. die schrieb "panes et circenses", von mir übersetzt damals mit (butter-)brote und spiele. ich hab das wohl zu oft parodiert ...
(Antwort korrigiert am 27.12.2011)

 ViktorVanHynthersin (27.12.11)
Lieber Lothar,
"Terra incognita" schrumpft in den Zeiten von Kepler-22b und geplanten Marsreisen immer mehr. Das einzige Niemandsland, welches wohl nie gänzlich erschlossen wird, ist der unendliche Hohlraum unter der Schädeldecke mancher Zeitgenossen
Herzlichst
Viktor

 loslosch äußerte darauf am 27.12.11:
o wie gemein! ich denke, erschließen lässt es sich schon, aber nicht VERHINDERN. lothar
magenta (65) ergänzte dazu am 27.12.11:
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 Didi.Costaire (27.12.11)
Die Raubtiere sind schon lange auf Beutetour.. Diverse Flaggen stehen schon im Eis herum, und auch kleine pazifische Inselgruppen mit wenigen Einwohnern, aber großer territorialer Ausdehnung (inklusive der die einzelnen Mini-Inseln umgebenden Schutzzonen) sind heiß umworben.
Gut erörtert.
Beste Grüße, Dirk

 loslosch meinte dazu am 27.12.11:
england mit seinen malwinen (robert falcon scott als forscher) und norwegen (historische forschungsreisen, bes. roald amundsen) haben als ganz entfernte früh ihre duftmarken gesetzt. jetzt fehlen nur noch russland, usa und china. kanntest du den text nicht schon, dirk (s. 198)? lothar

 Didi.Costaire meinte dazu am 27.12.11:
Ich schreite langsam voran.

 loslosch meinte dazu am 27.12.11:
oder: ich arbeite mich mühsam durch ...
supernova (51)
(28.12.11)
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 loslosch meinte dazu am 28.12.11:
ich sage ja erneut und verstärkt. aber so pessimistisch wie du bin ich nun auch wieder nicht. es wären ja atomare weltkriege unbekannten ausmaßes. wer würde das riskieren, es sei denn reine diktaturen, marke nordkorea. lothar
supernova (51) meinte dazu am 28.12.11:
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Graeculus (69)
(05.11.16)
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 loslosch meinte dazu am 05.11.16:
das darf doch nicht wahr sein!

 RainerMScholz (09.03.21)
Nach John Carpenters The Thing, der auch nur ein Remake war, wissen wir doch, was geschehen wird - sollen die Entdecker doch behalten, was sie gefunden haben!
Grüße
R.
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