Vorwärts

Gedicht

von  modedroge

Sie stopfen dir Zucker ins Maul, dass es kracht.
Du funkelst. Dein Reitsattel passt dir.
Man fettet die Hufe. Das Züchterherz lacht.
Im Anschluss wird schnell noch ein Foto gemacht:
Wie prächtig! Ein stattliches Lasttier.

Man sitzt dir im Nacken und frönt der Dressur,
diktiert dir, im Kreise zu trotten.
Du stößt dich an Stangen und ziehst eine Spur
aus Angstschweiß und Mist durch den Hürdenparcours.
Man dankt es dir fein mit Karotten.

Und eh du es spürst, ist dein Rückgrat erweicht,
dein Schweif hängt zerrupft wie ein Besen;
es schleppt und es tänzelt sich nicht mehr so leicht,
man kommt zu dem Schluss, dass es endgültig reicht –
Na, bist ja ein Guter gewesen.

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Kommentare zu diesem Text


 Didi.Costaire (06.01.12)
Gute Schilderung eines Arbeitslebens in trabendem Rhythmus.

 modedroge meinte dazu am 07.01.12:
Eigentlich ist es sogar ein Galopp - vielleicht war ich deshalb schon nach drei Strophen am Ende .
LudwigJanssen (54)
(06.01.12)
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 Martina (06.01.12)
Ein trauriges Bild, welches sich bietet....ja. Lg Tina.

 TassoTuwas (06.01.12)
Du bist sehr gnädig gewesen, hast uns das elende Ende erspart, wenn es mit dem Vorwärts nichts mehr zu gewinnen gibt und nur nach Kilo abgerechnet wird. LG TT

 RomanTikker (07.02.12)
Volt-egieren, mit dem Strom ... für mehr Wiehr-Gefühl. Très Ur!
Bei allem Gefallen würde in meinen persönlichen Lesegalopp ein "sich" die vor-vorletzte Zeile bereichern - andererseits verstehe ich, wenn ein leichter Bruch im reading-river hier beabsichtigt ist, schließlich tänzelt es (sich) eben nicht mehr so leicht - wieauchimmer.
Du kannst echt gut mit Worten und so, mal ganz galopp gesprochen. Comme plie mente!
namoR :sträwkcüR
(Kommentar korrigiert am 07.02.2012)

 modedroge antwortete darauf am 07.02.12:
Ui, vielen Dank für die Anmerkung! Du hast vollkommen Recht, in der handschriftlichen Version war auch tatsächlich ein "sich" im drittletzten Vers - offenbar habe ich es beim Übertragen verschlampt. :-/
Al_Azif (34) schrieb daraufhin am 08.02.12:
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 modedroge äußerte darauf am 09.02.12:
Vielleicht war es ja eine Art sinnhafter („Freud’scher“) Ausrutscher, dass mir das Wort beim Abschreiben entfallen ist. Für eine gewollte Auslassung wäre es mir zu viel gewesen – zumal sich das „sich“ ja auf „es“ bezieht (was wiederum nicht unmittelbar das Pferd meint). :D So. Das war dann die Schwurbelparade für heute.
asche.und.zimt (24)
(11.02.12)
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 EkkehartMittelberg (15.02.12)
Stimmige Darstellung der Dressur. Wie schwer ist es auszubrechen.

 Janoschkus (01.03.12)
ein ganz ein gutes menschentier. wie knuffig.

 RainerMScholz (23.08.12)
Jawohl, her mit den Möhren.
Grüße,
R.

 Martina (05.02.13)
Das ist traurig.....trotzdem gut eingefangen, diesen krönenden Absch(l)uss...


Lg Tina

 HerrSonnenschein (30.01.16)
Wow! Das ist ja Literatur! Mein Leben ist ja ein Ponyhof ( echt jetzt! und das Gedicht hänge ich mal ins Reiterstübchen...Wenn du erlaubst.

 TrekanBelluvitsh (02.12.17)
Die ewige Revolution/Reform/Wandel/Entwicklung/Morden frisst ihre Kinder - es gibt ja genug davon.
managarm (57)
(10.10.18)
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